Maskenball
Wald bei der Klinik natürlich. Was? Am Rollstuhl habt ihr Blutspuren gefunden? Na, prima. Und was heißt das jetzt?« Frank machte sich auf seiner Schreibtischunterlage Notizen. »Hm, also nur wenig Blut. Hm. Und? Habt ihr sonst noch etwas entdeckt? Eine Eisenstange vielleicht?« Frank stand kurz davor zu platzen. »Keine Eisenstange, aha. Auch keine anderen Gegenstände, mit denen Verhoeven geschlagen worden sein könnte? Nein? Aber eine Patronenhülse? Welches Kaliber? Soso. Na, dann macht euch mal auf die Suche nach der dazugehörigen Kugel. Sie muss ja irgendwo am Tatort zu finden sein.« Frank warf den Hörer zurück auf den Apparat.
»Ist doch schon was.« Ecki schob Frank einen Becher Tee zu.
»Gar nichts ist das. Zumindest nicht viel. Das Blut stammt offenbar von Verhoeven. Er könnte von hinten niedergeschlagen worden sein, als er im Rollstuhl saß. Vermutlich ist der dann halb bewusstlos an den Baum gebunden worden. Der Kopfschuss muss also später gesetzt worden sein. Vielleicht findet Leenders noch Spuren, die belegen, dass Verhoeven vor der eigentlichen Tat niedergeschlagen wurde.«
»Möchte mal wissen, ob Verhoeven und sein Mörder sich gekannt haben.« Ecki nippte vorsichtig an seinem Tee.
»Wird wohl, denn er hätte sich sicher nicht von einem Fremden durch den Park schieben lassen. Mich würde mal interessieren, ob der Täter einen Helfer gehabt hat.«
»Wie meinst du das?«
»Immerhin ist es ja nicht ganz einfach, ein bewusstloses Opfer ohne Hilfe an einen Baum zu binden. Vielleicht hat der Komplize in der Nähe des Tatorts gewartet. Mir fällt ein, da ist doch dieses Gebäude in der Nähe. Wenn ich mich recht erinnere. Nicht weit von dem Baum. Das sah ziemlich verkommen aus. Es kann doch sein, dass ein Helfer des Mörders sich in dem leeren Haus versteckt hatte. Jedenfalls sollten wir das Gebäude durchsuchen lassen. Was meinst du?«
»Auf jeden Fall. Wenn das nicht schon passiert ist. Wir sollten sowieso eine Hundertschaft durch das Gelände jagen.«
»Bevor wir das tun, müssen wir uns erst um diesen Oberarzt Köhler kümmern.« Frank nahm einen großen Schluck Tee und zuckte zusammen. »Verflucht, jetzt habe ich mir auch noch die Zunge verbrannt. Wir müssen uns beeilen, sonst kommen wir zu spät zur Pressekonferenz.«
Später am Vormittag fuhren die beiden Ermittler durch Breyell. Ecki sah durch das Seitenfenster und suchte ein Straßenschild. »Wie heißt das hier? Fongern?«
»Vorbruch. Es kann nicht mehr weit sein. Da hinten ist schon die Schaager Mühle. Wie gut, dass ich mich hier auskenne.« Frank sah seinen Kollegen von der Seite an, der gerade eine angebissene Nussschleife in ihre Tüte zurückfallen ließ.
»Was guckst du so? Ich habe Hunger.«
Ohne seine Hefeteilchen, am besten dick mit Zuckerguss überzogen, war Ecki nur die Hälfte wert, deshalb verkniff Frank sich einen Kommentar. »Da hinten das Haus, das muss es sein.«
Das frei stehende Haus der Familie Köhler lag etwas versteckt hinter einer hohen Buchenhecke. Rechts vom Haus verlor sich ein schmaler Wirtschaftsweg zwischen den angrenzenden Äckern im grauen Dunst. Ihre schwarzen Schollen waren nur dünn von einer zerfransten Schneedecke bedeckt. Frisch geschnittene Kopfweiden standen wie faule Zahnstummel krumm an einem der Feldränder.
»Idyllisch.« Ecki machte keine Anstalten auszusteigen. »Wie auf einer Postkarte. Und hier bist du also groß geworden?«
»Nein, mitten im Dorf. Das weißt du doch. Von dieser Ecke Breyells habe ich als Kind eigentlich nichts gesehen. Wir haben uns damals eher Richtung Quellensee orientiert. Fongern war damals weit weg für uns.« Frank stieg aus. »Komm endlich.«
Der Backsteinbau musste vor der Sanierung ein Bauernhaus gewesen sein. Das rot gedeckte Dach war tief heruntergezogen, auch die kleinen Sprossenfenster deuteten auf die frühere Nutzung hin. Die grün gestrichene Eingangstür steckte in einem weißen Rahmen. An einer Ecke des Hauses lehnte ein alter Mühlstein. Der Kies knirschte unter ihren Füßen, als sich die beiden Kommissare dem Haus näherten.
Noch bevor Ecki klingeln konnte, wurde der obere Teil der quer geteilten Haustür geöffnet. Eine junge blonde Frau sah die beiden Eindringlinge aufmerksam und misstrauisch an. Sie hatte ein vielleicht zwei Jahre altes Kind auf ihre Hüfte gesetzt. Der ebenfalls blonde Junge hatte Schnupfen. Aus seiner Nase zog sich ein breiter gelber Streifen Richtung Oberlippe.
»Ja?« Die Frau fasste ihren Sohn
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