Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maskenball

Maskenball

Titel: Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
Vom Netzwerk:
stören?«
    Das deutliche »Nein« von Ecki und Frank kam gleichzeitig. Den peniblen Musterbeamten im seinem quietschgelben Pullunder konnten sie jetzt überhaupt nicht gebrauchen.
    »Aber es dauert nur einen winzig kleinen Moment. Ich habe hier ein paar Unterlagen.« Seine Augen wirkten hinter der schwarzen Hornbrille unnatürlich groß. Wie Willi aus Biene Maja.
    »Nein.« Wieder wie im Chor.
    »Aber es ist wichtig. Es geht um …«
    Frank schnitt ihm das Wort ab. »Laumen, aus, gib Ruhe. Legs auf den Schreibtisch und verschwinde. Wir haben zu tun.«
    Horst Laumen schleuderte den Umlaufordner auf Franks Schreibtisch und stapfte wütend aus dem Büro. Die Tür klirrte gefährlich, als er sie hinter sich zuwarf.
    »Oh, oh, das gibt Ärger. Hast du sein Gesicht gesehen? Vor Wut fast so gelb wie sein Pullunder. Ich hätte ihm einen Tee anbieten sollen. Wetten, dass er uns in den nächsten Tagen eine Aufforderung schickt, den CD-Player ausbauen zu lassen?« Ecki grinste Frank an.
    Frank beugte sich vor und hielt ihm die offene Handfläche entgegen. Ecki schlug klatschend ein. Gemeinsam waren sie stark. Egal, worüber auch immer sie zuvor gestritten haben mochten. Besonders, wenn es gegen Laumen ging. Der Kampf zwischen ihm und den beiden Ermittlern um den illegal eingebauten CD-Player in ihrem Dienstwagen ging nun schon über zwei Jahre und war unter den Kollegen im Präsidium schon legendär. Bislang hatten die beiden Ermittler noch jeden Versuch des bevorzugt in gelbe Pullunder gewandeten Verwaltungsbeamten abwehren können, ihnen den Player wieder wegzunehmen.
    »Laumen is ’n Arsch.«
    »Wo du recht hast, hast du recht, lieber Ecki. Und jetzt mach endlich die Fenster auf. Hier riechts ja immer noch nach Sandelholz.«

X.
    Es klingelte. Edgard Breuer schlurfte zur Tür. Dabei zog er sein linkes Bein etwas nach. Er schob den Sichtschutz des Türspions zur Seite und versuchte, einen Blick auf den Fremden zu werfen, der im Flur stand. Dummerweise hatte sich der Unbekannte zu weit an den Rand des engen Blickfelds gestellt, das der Türspion zuließ. Es klingelte wieder. Edgard Breuer überlegte, ob er überhaupt öffnen sollte.
    Es klingelte erneut. Breuer zögerte noch immer. Er erwartete keinen Besuch. Er hatte schon länger keinen Besuch mehr gehabt. Außer seiner ältesten Tochter. Aber das zählte nicht. Edgard Breuer war nicht auf Besuch eingerichtet. Seine Wohnung war nicht aufgeräumt, er war unrasiert, sein Hemd hatte er seit Tagen nicht gewechselt. Nicht, dass ihn das sonderlich störte. Das war es nicht. Das hatte ihn noch nie gestört, in den vergangenen dreißig Jahren, seit er nicht mehr arbeitete. Nein, Edgard Breuer mochte keine Überraschungen. Unvorhergesehene Ereignisse machten ihm Angst. Das konnte ein Brief sein, das konnte seine Tochter sein, die nicht mittwochs kam, sondern auch schon mal dienstags. Das konnte aber auch ein Unbekannter sein, der vor seiner Tür stand und klingelte.
    Edgard Breuer beschloss, nicht zu öffnen. Stattdessen drückte er sein Auge fest an den Türspion. Aber er konnte den Fremden immer noch nicht erkennen. Geh weg, wünschte er sich. Fort mit dir! Ich will dich nicht sehen. Edgard Breuer schlurfte über den billigen Teppich zurück in sein Wohnzimmer. Ärgerlich setzte er sich in seinen Sessel und wartete darauf, dass der fremde Eindringling endlich verschwand. Er wollte seine Ruhe haben, nur seine Ruhe. Mit einer Hand fuhr er sich durch sein ungekämmtes schütteres Haar.
    Breuer überlegte. Was der Fremde wohl von ihm wollte? Oder war es der Hauseigentümer? Hatte er etwa vergessen, die Miete zu bezahlen? Breuer konnte sich nicht erinnern. Er hatte immer seine Miete bezahlt, empörte er sich stumm. Der Unbekannte sollte nur kommen. Er würde ihm schon gehörig die Meinung sagen. Nein, die Miete war es nicht. Edgard Breuer schraubte den Verschluss von der Wodkaflasche und kippte den farblosen Schnaps üppig in ein fleckiges Wasserglas. Er brauchte jetzt erst einmal eine kleine Stärkung. Er musste sich konzentrieren, und der Wodka würde ihm dabei helfen. Der Schnaps brannte in seiner Kehle. So war es gut. So konnte er nachdenken. Der Mann. Da stand ein Mann vor der Tür und klingelte schon wieder. Woher konnte er wissen, dass Breuer in der Wohnung war? Er sah durch die offene Wohnzimmertür in den Flur und von dort bis zur Eingangstür.
    Warum geht er nicht endlich? Genau, jetzt wusste er es. Er war ein Vertreter. Sicher, er war ein Vertreter. Denn Vertreter lassen

Weitere Kostenlose Bücher