Maskenball
daran denke: Bald fängt im Elisabeth-Krankenhaus der Geburtsvorbereitungskurs an. Denk daran, dass du auch mitgehen wirst. Die Partner sind ausdrücklich dazu eingeladen.«
»Muss das sein? Ich komme mir schon jetzt doof dabei vor. Hechelatmung und so ein Kram. Das ist nichts für mich«, maulte Frank vorsichtig.
»Quatsch. Du gehst mit. Ganz klar. Und es geht nicht nur ums Hecheln. Die Entspannungsübungen werden dir guttun. Du wirst sehen.« Lisa senkte ihren Kopf und streckte dann ihr Kinn vor. »Uhm, das tut gut, Bulle. Nicht aufhören.«
»Entspannungsübungen. Du redest schon wie Ecki. Der geht mir mit seinem ständigen Gefasel über Anti-Aging und Grünem Tee langsam auf den Wecker.«
»Er meints doch nur gut.«
»Jetzt nimm ihn auch noch in Schutz.« Frank fuhr mit seinen Händen sanft Lisas Rücken entlang. Er konnte jeden ihrer Wirbel spüren. »Wenn ich nicht aufpasse, macht er aus unserem Büro noch einen Esoterikladen. Er hat schon ein Poster mit den zehn goldenen Regeln des Anti-Aging aufgehängt. Wer weiß, was außer Grünem Tee und Räucherstäbchen sonst noch alles kommt.«
»Nu’ reg dich man nicht auf. Er hat doch wirklich recht. Du kommst doch schon seit Wochen nicht zum Joggen. Und gesund ernähren tust du dich auch nicht unbedingt. Immer Pommes zwischendurch sind nun wirklich nicht altersverlängernd. Eher bauchvergrößernd.« Lisa kicherte und nahm ihre rechte Hand nach hinten, um Frank in den Bauch zu zwicken.
Nur durch eine Seitwärtsbewegung konnte Frank ihrer Attacke auf seine Rettungsringe ausweichen. »Schon gut, du hast gewonnen. Ich werde mich bessern. Versprochen.«
»Ich bin gespannt.«
Frank horchte auf. Von der Straße her war das durchdringende Auf- und Abschwellen eines Martinshorns zu hören. Die Kollegen sind mal wieder im Dauereinsatz, dachte Frank. Als das Geräusch genau unterhalb Lisas Wohnung verstummte, wurde er neugierig. Er gab Lisa einen Kuss auf den Nacken. »Was ist denn da draußen los?« Frank ging ans Wohnzimmerfenster, in dem sich das rotierende Blaulicht spiegelte. In dem Moment fuhren ein Rettungswagen und ein Leiterfahrzeug der Feuerwehr vor. Außerdem bremste ein PKW der Johanniter.
Lisa stand hinter ihm und umfasste seine Taille. »Keine Ahnung, zu sehen ist nichts. Ich glaube, die wollen zu uns.«
Frank hatte es kaum ausgesprochen, als es klingelte. Frank und Lisa sahen sich fragend an und eilten zur Tür.
»Ach, Kollege Borsch.« Vor ihnen stand ein blonder Hüne in Uniform, den im Präsidium alle nur Patte nannten. »Wir haben einen Anruf der Johanniter bekommen. Hier im Haus soll es einen Notfall geben. In der Wohnung unter euch.« Er warf einen Blick auf das Klingelschild und wirkte für einen Augenblick verwirrt.
»Meine Freundin, Patte.« Frank wollte nicht mehr erklären.
»Ach, so. Na ja, jedenfalls hat die alte Frau Hüser den Notruf an ihrem Handgelenk ausgelöst und meldet sich seither nicht mehr. Habt ihr etwas gehört?« Frank sah an Patte vorbei ins Treppenhaus und konnte sehen, wie ein Notarzt, zwei Rettungssanitäter und drei Feuerwehrmänner die Treppe hoch kamen. Frank hörte, wie an der Wohnung unten Sturm geklingelt wurde.
»Nee, hier war es die letzten Stunden ruhig. Wir haben nichts gehört.« Frank legte seinen Arm um Lisa.
»Na, nichts für ungut. Lemanski hat K-Wache. Er wird gleich hier sein. Ich fürchte, wenn Frau Hüser nicht aufmacht, müssen wir die Tür gewaltsam öffnen. Lasst euch nicht stören. Schönen Abend noch.« Patte tippte an seine Dienstmütze und verschwand die Treppe hinunter.
Frank sah Lisa an. »Was ist mit Frau Hüser?«
Lisa zuckte mit den Schultern. »Soviel ich weiß, trägt sie seit ihrem Unfall vor zwei Jahren einen Notfallknopf am Handgelenk. Hoffentlich ist ihr nichts passiert. Ich werde nachsehen.«
»Warte, ich komme mit.« Frank nahm den Schlüssel, der auf dem alten Vertiko im Flur lag, und zog die Wohnungstür hinter sich zu. Kaum dass sie auf dem Treppenabsatz angekommen waren, hörten sie ein leichtes Splittern. Als sie vor der Wohnungstür von Frau Hüser ankamen, waren die Einsatzkräfte schon in der Wohnung.
Im Schlafzimmer von Catharina Hüser bot sich Frank und Lisa ein seltsames Bild. Vor dem Bett der 90-Jährigen stand die geballte Kraft von Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften und sah stumm und ein bisschen verlegen auf die alte Dame, die vor ihnen aufrecht im Bett saß. Ihr Plumeau hatte Catharina Hüser vor Schreck bis an den Hals hochgezogen. Unten sahen die
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