Maskenschmuck (German Edition)
Frauengeschichten hat scheiden lassen?“
„Ja, sie hat es mir vor langer Zeit angedeutet, aber nur ganz wenig davon geredet. Da war ich selbst noch so klein, und später kamen wir nie wieder auf das Thema zu sprechen.“ Rebecca sah Nicki neugierig an, „Aber woher weißt du das, und wieso interessierst du dich plötzlich für Tante Margots Leben? Sag nicht, dass du noch mal bei ihr gewesen bist!“
„Neulich mal, ich hatte gerade nichts zu tun.“ Nicki vertuschte ihre leichte Verlegenheit, indem sie schnell weiterredete, „Ach, und sie war wieder richtig cool, gar nicht so grässlich wie früher, und da habe ich sie ein bisschen nach ihrem Leben ausgefragt.“
Na, sieh mal an, die Nicki und Tante Margot! Das hätte ich jetzt nicht vermutet, dass Nicki da noch einmal freiwillig auftaucht, dachte Rebecca, hütete sich aber davor, dieses laut zu äußern.
„Und?“
„Tja, ich fragte sie, ob sie das nicht langweilig gefunden hat, schon so lange allein zu leben. Aber nein, sie war andauernd mit Freunden verreist, hatte ewig ihre beiden Dackel, um die sie sich gekümmert hat – wusste nicht mal dass sie welche hatte, muss lange her sein – geht dauernd in Konzerte, Ausstellungen, liest viel, und meinte, jetzt ist sie schon froh, wenn ihr Bein sie nicht plagt. Dann geht sie am Hafen spazieren oder da am Wasser ins Café und beobachtet die Leute.
Sie hat sich auch gar nicht aufgeregt, als ich wissen wollte, wie das mit ihrer Scheidung war, sondern hat mir alles ganz ruhig erzählt. Also, ihr Siegfried, – was für ein Name! – war attraktiv, charmant und hatte blonde Locken. Leider probierte er seinen Charme auch an anderen Frauen aus auf seinen vielen Geschäftsreisen. Er war Pharmavertreter und anscheinend sehr erfolgreich in seinem Beruf. Ich glaube, irgendwie oder irgendwo hatte er auch noch etwas geerbt, sie hatten also genug Geld zum Leben. Das war aber auch nach der Scheidung kein großer Streitpunkt, sagte Tante Margot. Sie hatte nämlich herausgefunden, dass er auf seinen Fahrten immer von seiner „Ehefrau“ begleitet wurde, was ja ihres Wissens nach nie passiert war, da er ihre Begleitung immer abgelehnt hatte, mit dem Hinweis, dass sie sich nur langweilen würde, und die Dackel, die sie anscheinend damals schon hatte, auch nicht in jeder Unterkunft gern gesehen sein würden. Das war natürlich nur ein Vorwand gewesen, wie sie feststellte, als sie eines Tages seine Abrechnungen fand, die er unvorsichtig auf seinem Schreibtisch liegengelassen hatte. Da kam dann eines zum anderen, wie zum Beispiel die vielen Telefongespräche, die abrupt endeten, wenn sie sein Arbeitszimmer betrat, oder dass sich in seinem Hotelzimmer auffallend oft ein Zimmermädchen aufhielt, wenn sie ihn anrief.“
„Wow! Das hat sie dir alles so erzählt?“, wunderte sich Rebecca.
„Wieso nicht?“ Nicki war pikiert, „Hältst du mich für zu jung? Willst du jetzt weiter hören, oder nicht?“
Rebecca lachte und nickte.
„Tja, er war mit der Scheidung gleich einverstanden, was sie sehr beleidigend fand, eigentlich wollte sie ihn bloß damit prüfen, aber nix da, er heiratete seine Freundin sofort, und stell dir vor – die Ehe hielt nur, sage und schreibe, sechs Monate!! Kannst du dir das vorstellen? Warum heiratet man denn erst? Und es kommt noch besser: dann hat er Margot gefragt, ob sie ihn zum zweiten Mal heiraten würde! Nein danke, hat Tante Margot zu ihm gesagt, versuch doch erst mal, allein klarzukommen. Aber Pustekuchen, er hat ein Vierteljahr später die Nächste gehabt und wieder geheiratet. Da hat Tante Margot dann ein paar Jahre keinen Kontakt mehr mit ihm gehabt. Die Ehe hielt immerhin etwas länger als fünf Jahre, dann war wieder Schluss – was für ein Typ!“ Nicki seufzte unbewusst, „Den hätte ich bestimmt an die Wand geklatscht! So ein Arsch! Und danach kam er wieder bei Margot angekrochen, brachte Blumen, lud sie zum Essen ein und hat sie ungelogen dreimal gebeten, wieder mit ihm zusammenzuleben – sie hat ihm dreimal einen Korb gegeben. Kurze Zeit später heiratete er Ehefrau Nummer zwei zum zweiten Mal, anscheinend hatte er die Lust an Neuem verloren, meinte Margot. Mit dieser Frau blieb er bis zu seinem Tod vor etlichen Jahren verheiratet, und jetzt kommt der Clou: Sein Testament hatte er nie geändert, aus was für Gründen auch immer. Tante Margot war die Erbin!“
„Wie findest du das?“ Nicki sah Rebecca staunend an.
„Irgendwie ausgleichende Gerechtigkeit. Eigentlich eine
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