Maskenschmuck (German Edition)
bald denn? Ich müsste natürlich noch ein paar Dinge regeln können. Meinen Großauftrag habe ich in zwei Wochen abgearbeitet, danach sind es nur kleinere Aufträge, die ich bestimmt noch schieben kann.“
„Ende September.“
„Gut, das wäre sicher möglich“, Rebecca erwärmte sich immer mehr für den Gedanken. Sie war noch nie in Amerika gewesen, hatte eigentlich auch nicht die Absicht gehabt. Ihre Eltern waren dort ums Leben gekommen, und irgendwie hatte sie dieses negative Ereignis mit dem Land verbunden. Eine dumme Einstellung, davon wollte sie sich jetzt lösen.
Stundenlang saßen sie im Wohnzimmer und schmiedeten Pläne. Rebecca wollte jetzt alles ganz genau wissen, welche Leute er kennengelernt hatte und wie sie sich am besten vorbereiten konnte. Arne geriet ordentlich ins Schwärmen, als er von Land und Leuten berichtete.
„Sie kommen sofort auf dich zu, laden dich ein, und sind sehr kontaktfreudig, aber mehr so an der Oberfläche kratzende Freundlichkeit. Es interessiert sie nicht wirklich, wie es dir geht, wenn sie dich fragen. Also, wenn du Probleme irgendwelcher Art hast, solltest du das lieber für dich behalten. Schmerzen, Schwierigkeiten mit Ehefrau oder -mann, Scheidungsangelegenheiten und ähnliches sind keine Gesprächsthemen! Ich schätze allerdings, dass sich enge Freunde schon über ihre Angelegenheiten austauschen in irgendeiner Form, aber so engen Kontakt habe ich dann doch noch nicht gehabt, als dass ich das beurteilen kann.“
„Vielleicht gibt es deshalb so viele Psychoanalytiker dort, damit die Leute dort ihren Seelenmüll abladen können? In den amerikanischen Filmen sieht man jedenfalls ständig Leute beim Seelenklempner herumlungern. Da bin ich froh, dass ich hier meine Freunde habe, eine Lachtherapie mit Christin erspart dir vieles ...“
„Ist sicher unterhaltsamer als eine Sitzung bei meinem Vater“, sagte Arne gedankenvoll, „er versucht, aus jedem Gespräch eine Therapie zu machen. Nein, danke! Du wirst ihn sicher noch mal kennenlernen – kein angenehmer Gesprächspartner.“
Hm, dachte Rebecca, klingt nicht berauschend, und lenkte vorsichtig auf ein anderes Thema ab.
*
„Na, kommt ihr auch schon?“ Christin stand in voller Montur neben ihrem Rad und beäugte kritisch ihre überquellenden Fahrradkörbe. Dann ging sie lächelnd auf Arne zu und umarmte ihn: „Wir überspringen gleich mal ein paar Stufen. Schön, dich endlich in persona kennenzulernen, ich habe schon so viel von dir vorgeschwärmt bekommen, dass ich dachte, dich kann es eigentlich in echt gar nicht geben ... Und das ist Udo, wie du dir denken kannst, der braucht sich auch nicht zu verstecken“, sie drehte sich mit unverhohlenem Stolz in der Stimme zu Udo, der gerade aus der Tür getreten war, die Arme voller Tüten, die er Christin leicht vorwurfsvoll entgegenstreckte: „Wie hast du dir das denn vorgestellt, wo wir die noch unterbringen sollen?“
Rebecca knuffte ihn scherzhaft: „Dass du es wagst, mir vor die Augen zu treten, nachdem du dich so lange bei Christin versteckt hast!“
Er strahlte sie leicht verlegen an: „Verzeihst du mir noch einmal? Es traf mich sozusagen wie der Blitz. Wird an ihren flammenden Haaren gelegen haben, kann es mir nicht anders erklären.“
„Muss ich wohl oder übel, sonst stehen wir noch morgen hier herum.“
Inzwischen waren die beiden Männer ins Gespräch gekommen, und Rebecca wandte sich ihrer Freundin zu: „Was hast du da noch alles in den Taschen? Du willst das nicht wirklich alles mitschleppen? Was sollen wir mit Badmintonschlägern, ich denke wir machen eine Radtour? Und das hier“, sie nahm verwundert ein Beautycase in die Hand und sah hinein: „Willst du übernachten? Seit wann benutzt du so viel Make-up? Kamm und Creme war immer deine Devise!“
„Ich dachte nur, falls ...“, druckste Christin herum, „O.K. Ich sehe schon, du bist nicht begeistert, also weg mit dem Kram und los!“
Die beiden Freundinnen fuhren als Ortskundige voraus.
„Und das ist auch gut“, meinte Rebecca, „so können wir das Tempo bestimmen! Bis wir aus Flensburg raus sind, haben wir noch einige Berge zu fahren. Ich habe keine Lust, schweißüberströmt hinter den Männern herzurasen und keinen Blick in die Umgebung werfen zu können.“
„Na, Berge!“, spöttelte Christin, „Ein Bayer würde
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