Maskenschmuck (German Edition)
Umziehen nicht mehr so schnell wie früher. Also nimm die Stifte hier und setz dich an die Arbeit. In einer anderen Umgebung fällt dir sicher etwas ein.“
Na, da will er mir nicht sagen, was er heute gefeiert hat, dachte Rebecca verwundert, aber er muss seine Geheimnisse schließlich nicht mit mir teilen. Sie trat ans Fenster und spekulierte noch ein wenig über Fedders Worte, doch dann verlor sie sich in Gedanken, als sie ein paar Schmetterlingen zusah, die über den Blüten flatterten. Sie nahm das Fernglas zur Hand, das im Fensterbrett lag und bewunderte die lebhaften Zeichnungen auf dem zarten Schmelz der Flügel.
Zögernd griff sie zu den Stiften, die ihr Fedder hingelegt hatte. Zuerst begann sie mit zaghaften, unentschlossenen Skizzen, doch dann wurden ihre Striche immer entschlossener. Immer schneller jagte ihr Stift über das Papier, ihre Hände konnten den Abbildungen., die sich vor ihrem geistigen Auge formten, kaum folgen. So vertieft war sie in ihre Arbeit, dass sie es nicht bemerkte, als Fedder in den Raum kam und leise hinter sie an den Schreibtisch trat. Ebenso leise, wie er gekommen war, verließ er den Raum wieder, als er ihre Versunkenheit spürte.
Nach geraumer Zeit legte sie die Stifte hin und betrachtete befriedigt die Ergebnisse. Sie sah auf die Uhr und erschrak. Ach, du Schreck, wie unhöflich! Im Nebenraum hörte sie ein Geräusch und ging ihm nach. Hier in der gemütlichen Küche fand sie Fedder, der sich am Herd zu schaffen machte. Die Küche war ein großer, anheimelnder Raum, der fast quadratisch zugeschnitten war. Man glaubte, den Duft von getrockneten Kräutern und Wein wahrzunehmen. Der Boden war altmodisch gefliest. Von den alten Deckenbalken hingen Kupferpfannen herunter. In der Mitte stand ein großer, schwerer Tisch, um den man sich auch ohne allzugroße Fantasie eine lebhafte Familie versammelt vorstellen konnte.
„Ich habe ganz und gar Raum und Zeit vergessen – es war so still um mich herum“, entschuldigte sich Rebecca.
„Das macht doch überhaupt nichts. Ich freue mich, wenn die Atmosphäre dich anregen konnte! Meine Frau konnte stundenlang an dem Fenster sitzen und in ihren Garten hinausschauen. Es war schön, dich dort an ihrem Platz zu sehen.“
„Es ist eine wunderbare Atmosphäre zum Arbeiten hier, so hell und so ruhig! Bei mir im Atelier ist momentan die Hölle los – Nina, Laras Nachfolgerin baut nach ihren Vorstellungen um – und das hat Ausmaße angenommen, die ich mir so nicht ausgemalt habe!“, sagte Rebecca und warf einen etwas wehmütigen Blick auf den Arbeitstisch am Gartenfenster.
„Du kannst jederzeit wiederkommen, hier ist immer ein Plätzchen für dich. Aber jetzt trinken wir beide erstmal Kaffee zusammen, und dann zeigst du mir deine Entwürfe. dazu bist du letztendlich hergekommen.“
Er trug das vorbereitete Tablett an den Tisch und sie verbrachten eine gemütliche halbe Stunde plaudernd beim Kaffee. Fedder war inzwischen von Arne gut informiert über ihre Familiensituation und interessierte sich für die letzten Begebenheiten.
„So“, sagte Fedder endlich, „nun bin ich aber neugierig, was du geschafft hast! Lass mal sehen.“
Rebecca reichte ihm die Blätter – auch die ersten, die sie mitgebracht hatte. Fedder betrachtete sie lange, prüfte sorgfältig eines nach dem anderen, legte eines hin, nahm ein anderes wieder auf.
„Erstaunlich!“, sagte er schließlich, „Die unterscheiden sich kolossal von denen, mit denen du so unzufrieden warst. Sicher sind auch die vom Detail her ganz fein gezeichnet, aber ziemlich konservativ – eigentlich Schmucksets, wie man sie immer hat. Aber diese hier – fantastisch! Sehr modern, und gleichzeitig zeitlos. Ich denke, damit wirst du nicht nur eine Generation begeistern. Kommt ganz auf die Farbgestaltung und die Materialien an. Du hast es auf dem Papier farblich zwar schon angedeutet, aber in der Realität wird es sicher noch schöner werden. Wie bist du ausgerechnet auf das Maskenmotiv gekommen?“
Rebecca freute sich sehr über das Lob des alten Kunsttischlers: „Als ich aus dem Fenster schaute, sah ich unheimlich viele bunte Schmetterlinge um einen lila Strauch herumflattern – keine Ahnung, was das für ein Ding ist. Und einer davon hat mich besonders angeregt – hier, guck mal, ich habe ihn gezeichnet“, sie holte ein Blatt hervor, auf den sie mit schnellen gekonnten Strichen einen bunt kolorierten Schmetterling hingeworfen hatte, „Meine Eltern haben mir sehr viele Schmetterlinge
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