Maskenschmuck (German Edition)
blühende Fantasie! Aber er hat eben auch einen Fehler gemacht. Er wollte seine romantische Ader ausleben vom großen Macher! Er hatte sich in den Kopf gesetzt, mich komplett überraschen, weil ich mich schon oft beklagt hatte, dass aus unserem Traum von einer gemeinsamen Praxis nichts geworden war. Das ist dann irgendwie als Schuss nach hinten losgegangen. Na, nun ist alles gegessen, wie Nicki so schön sagte, und das Wichtigste ist: Wir drei sind endlich einer Meinung und freuen uns auf das Leben und arbeiten in diesem Haus.“
„Ah, hier habt ihr euch versteckt!“ Arne öffnete die Tür, „Alle sind abmarschbereit. Rebecca, erzähl mir nicht, dass du etwa diese Schuhe zum Wandern angezogen hast!“, er zeigte anklagend auf ihre hohen Sandalen.
Sie schwenkte schon lachend eine Tüte mit Turnschuhen: „Bin sofort fertig.“
Während der langen Wanderung gruppierten sich Laras Gäste immer wieder neu, da sich die meisten gut kannten. Für die neu Hinzugekommenen wie Arne und Udo war es eine wunderbare Gelegenheit, sich auf ungezwungene Weise mit den anderen bekannt zu machen. Der Weg durch das größte Naturschutzgebiet des Kreises bot einen herrlichen Blick auf Schilfsümpfe, Salzwiesen und lang gestreckte Dünen. Sie stapften durch geröllbedeckten Sandstrand entlang des seichten, heute nur wenig bewegten Wassers. Größtenteils verlief der Weg allerdings auf dem Deich, der im Interesse der Tierwelt nicht verlassen werden durfte.
„Im Allgemeinen kann man hier jede Menge verschiedene Vogelarten beobachten“, erzählte Jan einem Kollegen, „Bei dem Lärm heute dürften aber wohl nur durchs Fernglas draußen auf den Sandbänken welche zu sehen sein ...“ Er warf einen bezeichnenden Blick auf Emily, die kläffend an ihrer Leine zog. Nicki schritt sofort zu ihrer Verteidigung ein: „Sie freut sich nur! Außerdem seid Ihr alle viel lauter!“
Da hatte sie Recht, fand Rebecca, die zusammen mit einigen Verwandten von Jan hinter ihr ging. Christin kam ein Stück zurück und schloss sich ihrer Gruppe an: „Stell dir vor, Udo und Arne haben mich weggeschickt, weil sie ein Gespräch über eine Gesellschaftsgründung führen wollten! Ausgerechnet hier und heute! Das war mir dann sowieso zu langweilig, da ging ich lieber gleich freiwillig!“
Rebecca sah Udo und Arne ein großes Stück vorangehen, ernsthaft ins Gespräch vertieft: „Macht überhaupt nichts!“, sie hakte ihre Freundin unter, „Ist doch schön, wenn unsere beiden Freunde sich gut verstehen. Wir sind bei manchen Gesprächen auch lieber unter uns, oder?“
„Was gibt es eigentlich Neues von Kjell und Charlotte? Sind die beiden nun zusammen oder nicht?“
„Charlotte!“ Christin war sofort abgelenkt, „Stell dir vor, das ist wirklich im Hauruckverfahren abgewickelt worden! Nach etlichem Hin und Her – auf dem letzten Betriebsfest war es übrigens mehr ein „Her“ – hat er tatsächlich Schluss gemacht mit seiner Freundin. Sie tat mir etwas leid, sie ahnte schließlich von nichts!“
„Aber sie waren jedenfalls nicht verheiratet und hatten keine Kinder! Man kann sich immer mal irren – und auch immer wieder neu verlieben – leider“, Rebecca sah zu Arne hin und fühlte eine leichte Gänsehaut über ihren Körper kriechen bei dem Gedanken.
„Stimmt, das ist richtig. Jan ist dann gleich mit Sack und Pack bei Charlotte eingezogen. Das finde ich ziemlich voreilig, aber es ist ja nicht mein Bier! Jetzt reden sie die ganze Zeit davon, sich selbstständig machen zu wollen. Ein Gutes hat es aber, Charlotte nervt nicht mehr jede Minute mit neuen SMS von Kjell und fragt mich, wie um Himmels willen er das gemeint haben könnte.“Christin lachte.
Inzwischen waren Arne und Udo wieder zu ihnen gestoßen, als sie durch ein kleines Gehölz gingen. Ein Rascheln ließ sie innehalten.
„Ha, vielleicht gibt’s hier Wildschweine! In der Zeitung stand neulich, dass sich langsam wieder welche im Norden ansiedeln würden“, ließ sich Nickis hoffnungsfrohe Stimme vernehmen.
„Wildschweine! Du machst wohl Scherze!“, grunzte Udo, „Wildschweine sehe ich am liebsten auf dem Teller.“
„Apropos Teller! ich könnte jetzt ein ganzes Schwein allein verzehren“, stimmte Arne ihm zu.
„Ich höre immer nur: Teller! Essen! Habt ihr überhaupt etwas von der Natur um euch herum mitbekommen, die euch heute geboten wurde?“, empörte sich Christin, „Ich wette, ihr habt noch nicht mal einen Blick für die Wildpferde übrig gehabt, die hier zur
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