Maskenschmuck (German Edition)
und schraubte, versuchte neue Legierungen, schmolz Gold und Silber. Sie versuchte sich an den verschiedensten Verschlüssen von Ketten und experimentierte stunden- und tagelang mit Ohrschmuck-Mechaniken. Sie lötete kleine Masken an Ösen, verzweifelte an Formen und Farbzusammenstellungen, probierte die unterschiedlichsten Edelsteine, um Akzente zu setzen und registrierte kaum die Unruhe im Café, die durch Ninas Umbauarbeiten verursacht wurden.
Lara hatte sich ganz daraus zurückgezogen und beschäftigte sich nur noch mit den letzten Renovierungen ihres künftigen Tätigkeitsfeldes. Wenn sie zwischendurch kurz mal hereinschneite, um sowohl Rebecca als auch Nina zu besuchen, erntete sie auf ihre atemlosen und glücklichen Erzählungen von den Fortschritten nur geistesabwesendes Nicken von Rebecca, sodass sie sich bald wieder verabschiedete und mit Nina weiterplauschte, die ihr mehr Aufmerksamkeit schenkte. Bei ihrem nächsten Besuch riss sie dann auch nur ohne Umstände schnell die Tür auf und brüllte: „Hör zu, du Geisteskranke, morgen eröffnen wir die Praxis! Hast du mitbekommen, dass wir auch schon ins Haus eingezogen sind? Am Sonntag ist Einweihung in unserem Haus – nur Familie plus Anhang. Arne hat auch schon zugesagt – nur für den Fall, dass du auch mit ihm momentan eine Kommunikationsschwäche hast ...“
Aufgescheucht blickte Rebecca sie an: „Ja? Sonntag? In drei Tagen schon?“, um hastig hinzuzufügen, als sie die Gewitterwolken sah, die sich auf Laras Gesicht auszubreiten drohten, „Klar, gern! Ich freu mich!“
Lara, schnell wieder versöhnt, murmelte nur: „Ja, ja, du freust dich! Merkst du eigentlich noch was?“, drückte sie dann aber heftig und verschwand wieder durch die Tür. Ihre gute Laune konnte im Moment keiner trüben – schon gar kein Workaholic wie ihre Cousine!
Am Wochenende kam Arne und machte sich tagsüber weitgehend unsichtbar, damit Rebecca an ihren Entwürfen weiterarbeiten konnte. Sie freute sich sehr, dass er so viel Verständnis zeigte. Er winkte nur ab, als sie sich dafür bei ihm bedanken wollte: „Keine Ursache, ich weiß auch gut, wie es ist, wenn einem eine Sache unter den Nägeln brennt. Außerdem passt mir das im Augenblick ganz gut. Ich muss etliches mit meinem Opa besprechen, er will etwas umbauen, und dabei kann er meine Hilfe gut gebrauchen. Und abends bin ich schließlich bei dir, da sorge ich schon dafür, dass dich nichts von mir ablenkt!“
Rebecca lief bei seinen Worten ein wohliger Schauer über den Rücken, aber sie sagte: „Wie – umbauen? Was denn? Ich war doch vor einiger Zeit erst bei ihm, da hat er davon noch gar nichts erwähnt. Außerdem ist doch alles schön – so wie es ist!“ Ihr gefiel der Gedanke gar nicht, dass das alte Fachwerkhaus umgemodelt werden sollte.
„Nein, nicht das große Haus! Du wirst ja schon ganz blass um die Nase. Das bleibt genauso, wie es ist. Ich spreche von dem Anbau an der Seite, in dem das ganze Gerümpel herumsteht. Da will er endlich mal ran und ordentlich ausmisten. Bei der Gelegenheit soll der Anbau dann auch renoviert werden. Ist auch schade darum, die Räume hat jahrelang keiner mehr genutzt, seit die Uralten tot sind. Wir haben uns vor einigen Wochen mit einem Architekten zusammengesetzt, der das Ganze in einen bewohnbaren Zustand versetzen wird. Seine Pläne sahen recht ordentlich aus, nicht Überkandideltes, das nicht zu dem alten Gemäuer passen würde.“
Rebecca runzelte die Stirn, aber sie kam zu keinen weiteren Fragen, denn Arne schloss ihr energisch mit einem Kuss den Mund.
„Pscht! Nichts mehr sagen, wir haben schon viel zu viel Zeit verschwendet, wenden wir uns doch mal den wirklich wichtigen Dingen im Leben zu ...“
Sie überließ sich nur zu gerne seinen Zärtlichkeiten – plötzlich war in ihr gar kein Interesse mehr für andere Angelegenheiten vorhanden.
Am Sonntag fühlte sich Rebecca wie befreit, sie war mit ihrer Arbeit sehr gut vorangekommen, einige Schmuckstücke waren fertig und gefielen ihr selbst außerordentlich. Nun konnte sie in der kommenden Zeit die Dinge etwas ruhiger angehen. Ihr Kopf steckte voller neuer Einfälle, die sie nur noch umsetzen musste, aber diesmal hatte sie keinerlei Bedenken, die Ideen sprudelten nur so aus ihr hinaus.
Das Bettelarmband klimperte schon versuchsweise an ihrem Handgelenk, an ihren Ohren baumelten lange Ohrhänger mit kunstvoll aus Onyx gefertigten Masken, die Augen waren hier aus Aquamarinen gearbeitet. Am Hals prunkte ein
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