Maskenschmuck (German Edition)
gezeigt, aber meist im Ausland. Deren Farben waren natürlich auch prächtig, aber dieser hier faszinierte mich besonders wegen des klaren Motivs. Da kam mir sofort eine Maske in den Sinn wegen der dunklen Flecke rechts und links. Den Namen wusste ich mal, habe ich aber vergessen, weißt du ihn?“
„Dieses Bild ist schon ein kleines Kunstwerk für sich“, bewunderte Fedder die kleine Zeichnung, „Und den Strauch hat meine Frau noch gepflanzt. Das ist ein Schmetterlingsflieder. Der lockt durch den Duft seines Nektars die Schmetterlinge der Umgebung an. Sie hat es geliebt, stundenlang davor zu sitzen und sie einfach nur zu beobachten. Die lassen sich dort gar nicht stören. Und dein besonderer Freund ist ein Tagpfauenauge, das du übrigens ausgezeichnet getroffen hast! Dieser Schmetterling ist hier sehr häufig anzutreffen, also kennst du ihn natürlich auch. Aber heute suchtest du nach einer Anregung, und deine Wahl hätte nicht besser sein können! Ich wäre nun nicht gleich auf eine Maske gekommen, aber wenn man näher hinsieht, haben die Augenflecken schon eine starke Ähnlichkeit mit Masken.“
„Ja“, stimmte Rebecca ihm zu, „und im Hinterkopf spuckten mir dabei sicher die unzähligen Masken herum, die meine Eltern von ihren Reisen mitgebracht hatten. Die blieben zwar nie sehr lange in unserem Heim – du musst wissen, meine Mutter hing nicht sehr an Dingen. Wenn jemand ihre Sachen bewunderte, nahm sie diese von der Wand und schenkte sie demjenigen! Manche davon fand ich entsetzlich und furchterregend, ich kann mich noch gut erinnern, als kleines Mädchen davon Albträume bekommen zu haben. Na, die paar, die später noch nach waren, habe ich dann auch weggegeben.“
„Wie genau willst du sie jetzt verarbeiten? Hast du dir das schon durch den Kopf gehen lassen?“ Fedder drehte überlegend eine Zeichnung in seinen Händen.
„Ja, sieh her! Eine Maske als Anhänger, einige als Ohrhänger und an den Armen habe ich mir eine Art Bettelarmband vorgestellt: Eine lange Reihe Masken hintereinander. Vielleicht an Gliedern, vielleicht ineinander verschachtelt, es gibt unzählig viele Möglichkeiten, das zu gestalten. Ich weiß noch nicht so genau.“ Rebecca hatte sich in Feuereifer hineingesteigert, ihre Passion für ihren Beruf sprach aus jedem Wort, das sie sagte.
Fedder blickte sie liebevoll an: „Ich sehe schon, das wird eine große Sache werden. Du musst mir unbedingt zeigen, was du daraus herstellst!“
Auf dem Weg hinaus blieb Rebecca, wie schon häufig, vor dem einen oder anderen alten Möbelstück anerkennend stehen. Fedder war ein Meister im Aufarbeiten der alten Teile.
„Wo ist eigentlich der kleine Sekretär geblieben?“, fiel ihr siedeheiß ein. Jedes Mal hatte sie vergessen, Fedder danach zu fragen, weil immer irgendetwas anderes den Gedanken daran verdrängt hatte.
„Jetzt könnte ich ihn mir leisten“, suchend sah sie sich in der großen Halle um.
Fedder schüttelte bedauernd den Kopf: „Da kommst du nun leider zu spät, meine Liebe. Der hat inzwischen einen Liebhaber gefunden, den ich nicht abweisen konnte. Tut mir leid!“
Rebecca ärgerte sich über sich selbst, warum hatte sie nicht früher ihr Interesse stärker betont? Dann hätte Fedder ihn bestimmt für sie aufgehoben, aber mit vagen Vermutungen konnte er natürlich auch nichts anfangen. Er musste an sein Geschäft denken, versuchte sie innerlich mit ihrer Enttäuschung fertig zu werden.
„Oh, schade! Ich hätte wohl schneller sein müssen, aber vielleicht ist es ganz gut so. Wer weiß, wie teuer die Amerikareise wird. Leider ist die Gelddruckmaschine in meinem Keller gerade kaputt gegangen ...“ Sie lachte und hoffte, sie klang nicht zu geknickt.
Fedder nickte nur: „Bis bald!“
*
In der folgenden Zeit war Rebecca für niemanden ansprechbar. Sie vertiefte sich völlig in ihr neues Projekt. Das Umsetzen ihres Entwurfs forderte ihre ganze Konzentration. Selbst bei Arnes Anrufen war sie diejenige, die vorzeitig das Gespräch beendete, weil es sie wieder an die Arbeit zog. Sie hoffte, dass er dafür Verständnis hatte, vergaß aber kurze Zeit später wieder alles andere neben ihren Masken, die sie vollkommen in ihren Bann gezogen hatten. Nie hätte sie geglaubt, welche Vielfalt an Verarbeitungsmöglichkeiten diese neuen Entwürfe boten. Sie lötete
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