Maskenschmuck (German Edition)
Wir waren mit einer Gruppe unterwegs, im Alter total gemischt, aber durchweg nette Leute, mit denen man Spaß haben konnte. Nicht so verbissene Museums Freaks, obwohl wir natürlich auch in Sachen Kultur unterwegs waren. War aber nicht langweilig, ganz im Gegenteil. Für den letzten Tag hatte Udo etwas Besonderes geplant, eine Überraschung. Du weißt ja, wie gerne ich Überraschungen habe, ich war also schon sehr gespannt. Das einzige Negative dabei war das Aufstehen! Ich wurde sage und schreibe um vier Uhr Morgens geweckt. VIER UHR! Kannst du dir vorstellen, wie ich aus dem Bett kam?“
Rebecca prustete los: „Ich könnte dir mehrere passende Momente nennen, aber jedes Mal konnte man deinen Gesichtsausdruck nur schwer ertragen.“
„Was bist du denn für eine Freundin? Ich kann gar nicht schlecht gelaunt sein!“, kicherte Christin, „Unterbrich mich nicht immer! Wir fuhren dann in aller Herrgottsfrühe mit einem Jeep durch die Landschaft. Ein irre Gegend, kann ich dir sagen, rau und zerklüftet. Und dann kamen wir an einen Sammelplatz für Heißluftballons!“
Rebecca schnappte nach Luft: „Das wäre nichts für mich!“
„Du solltest ja auch nicht, Angsthase! Ich hatte keine Angst! Eher ein Hochgefühl. Ein Anblick, sage ich dir, so etwas hast du noch nicht gesehen. Nicht einer oder zwei, nein, Hunderte von Ballons lagen da halb schlaff herum oder waren schon aufgeblasen. Ich sah mir also alles näher an, Vierer- oder Sechserabteile für ungefähr zwölf bis sechzehn Personen. Alles stand frierend vor Tischen – es war affenkalt – auf denen heißer Tee bereit stand. Türkische Fladenbrote gab’s auch, aber um diese Uhrzeit bringe ich so etwas nicht über meine Lippen. Udo griff natürlich herzhaft zu – hungrig, wie immer. So, und dann ging’s los. Alle hievten sich mehr oder weniger geschickt über den Korbrand, und ich war schon ganz ungeduldig, dass ...“
„Du? Ungeduldig? Kann ich mir gar nicht vorstellen“, konnte sich Rebecca wieder nicht zurückhalten.
„Hm. Udo beruhigte mich, und sagte, wir kämen zuletzt dran. Und dann – der Knüller! Wir hatten einen Ballon für uns allein! Und lauter rote Luftballons waren am Rand befestigt. Was für eine tolle Überraschung! Wir also rein, und los ging’s. Das war vielleicht ein Gefühl, so schwerelos dahinzugleiten! Über diese bizarre Landschaft, spitzes Tuffgestein – vorbei an sogenannen Feenkaminen, eine grandiose Szenerie. Alles ganz leise und friedlich, die Stille nur unterbrochen vom Zischen des Brenners, mit dem unser Fahrer Ali den Ballon zu mehr Höhe antrieb. Und dann ging die Sonne auf, ganz langsam schob sie sich wie ein riesiger Feuerball über die wunderschöne Landschaft. Anfangs hatte ich noch ganz viele Bilder gemacht, doch da musste ich einfach nur schauen und genießen. In dem Moment bückte sich der Fahrer, holte Sekt und Gläser hoch und Udo machte mir einen Heiratsantrag! Kannst du dir ausmalen, wie romantisch das war? Ich habe geweint vor Freude. Und als wir mit dem Fahrer anstießen – er trank übrigens nur Saft – da kamen mehrere von den anderen Ballons näher und die Leute schrien ihre Glückwünsche rüber und winkten uns zu! Unser Fahrer hatte alle informiert, indem er unbemerkt ein Tuch über den Korb gehängt hatte:
Hier fahren Hochzeiter!
Das war ein Spektakel! Wie auf dem Kinderspielplatz, wenn man Ballons aufsteigen lässt, nur unheimlich viel größer. Ich kam aus dem Heulen gar nicht mehr raus. Udo sagte, er hätte gar nicht gewusst, dass ich so nah am Wasser gebaut sei. Da musst ich natürlich schon wieder lachen. So“, schloss Christin ihren atemlosen Bericht, „Nun weißt du alle schmutzigen Details! Ihr seid ganz herzlich eingeladen, schriftlich hast du es dann zu Hause. Ich kann es kaum erwarten, dass du endlich zurückkommst! Ich will doch alles in Ruhe mit dir besprechen. Meine Mutter ist natürlich ganz aus dem Häuschen, sie hat schon nicht mehr daran geglaubt, dass ich mich mal festlegen werde. Du kennst sie ja“, sie seufzte.
„Jetzt kann ich mir endlich einen Reim machen auf Nickis sonderbare SMS. Die war mir bis gerade eben schleierhaft geblieben. Wieso ist sie Brautjungfer bei euch? Du wolltest solche konventionellen Dinge früher nie“, fragte Rebecca neugierig.
Arne seufzte und sah auf die Uhr. Demonstrativ zeigte er mit dem Finger darauf, er wurde langsam ungeduldig.
„Nur weil Udos Mutter Mia als Brautjungfer haben will. Mia – Udos Schwester – ich habe dir von ihr
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