Maskenschmuck (German Edition)
sondern nur ziemlich schmucklose Steine, die in den Boden eingelassen waren. Auf jedem Stein stand eine Vase mit künstlichen Blumen. Bei der Hitze war es sicher nicht anders möglich, dachte Arne.
Rebecca stand vor dem Grabstein ihrer Eltern, den sie nach langem Suchen in einem schier unendlichen Meer von Steinen gefunden hatten und las die Inschrift.
Entfernung ist nichts,
sich nah zu sein,
ist eine Sache des Herzens.
„Das hat mein Vater ausgesucht!“, Sie weinte, „Ich sehe erst heute, dass sie mich auch immer bei sich hatten, egal, wie weit sie auch entfernt waren. Danke, Arne, dass du mich hergebracht hast. Ich fühle mich irgendwie wie befreit. Nicht mehr so bitter. Sie haben so gelebt, wie sie es gewollt hatten und sind auch genauso gestorben – zusammen.“
Arne machte mehrere Fotos: „Von weitem sieht es hier aus wie ein Blütenmeer mitten in der Wüste, eigentlich ganz unwirklich.“
Er fand es auch bemerkenswert, dass es ein „Drive-through“ Friedhof war, wie bei jeder Fast-Food Kette fuhr man mit dem Auto zwischen den Gräbern herum. Diese Gedanken behielt er aber wohlweislich lieber für sich.
*
Auf der Fahrt aus dem Tal des Todes saß Rebecca unbewusst lächelnd und ohne zu sprechen neben Arne und summte ab und zu in Gedanken versunken fröhlich vor sich. Er warf gelegentlich einen Blick auf seine stumme Nachbarin und hütete sich, ihre Gedankengänge zu stören. Sie machte so einen zufriedenen und gelösten Eindruck.
„He, wo sind wir denn! das sieht ja schön aus“, schreckte sie plötzlich aus ihren Tagträumen auf.
„Ah, du weilst wieder unter den Lebenden! Das sind die Red Canyons, und wir haben die halbe Strecke geschafft. Ich brauche dringend eine Pause und Fahrerwechsel“, er gähnte und stieg aus, um sich ausgiebig zu strecken.
Während der Rast machte Rebecca probeweise das Handy an.
„He, ich habe tatsächlich wieder Empfang! Und gleich fünfzehn SMS!“ Und sie begann sofort, alle vorzulesen, „Margot, Lara. Keine von Christin! Unerhört! Die meisten von Nicki. Da werde ich nicht schlau draus, in einer fragt sie, was man als Brautjungfer für Aufgaben hat und in der nächsten beklagt sie sich, dass man sie in ein grünes Kleid packen will, sie möge lieber pink! Wieso Brautjungfer? Wer heiratet denn, den wir kennen, und wieso weiß ich nichts davon?“, empört hielt sie Arne das Handy entgegen.
„Gerade eben hast du dich noch gefreut, dass du so viele Nachrichten hast! Ich bekomme übrigens nie welche, höchstens E-Mails – und die sind meist beruflich.“
Rebecca würdigte diesen Beitrag keiner Antwort. Wer nicht schreibt, muss sich nicht wundern, rollte sie nur stumm mit den Augen und rätselte über Nickis Botschaft. In dem Augenblick ertönte ihre Handymelodie, ein Anruf! Christin!
„Wow! Christin ruft an, was will sie denn?”
„Tja, das Beste wird sein, du gehst endlich ran, anstatt das Handy nur anzustarren. So wirst du es nie erfahren“, lachte Arne sie aus.
„Na, endlich! Weißt du eigentlich, wie grässlich früh es hier ist? Ich versuche es seit drei Tagen, und nie ist dein blödes Handy an!“
„Hallo auch, Christin! Danke der Nachfrage, mir geht’s allerbest, wir trinken gerade gemütlich Kaffee ...“nahm Rebecca die Freundin auf den Arm, hörte nur ein Schnauben und sprach weiter, „Ich hatte keinen Empfang, sonst habe ich es doch immer an. Was gibt es Spannendes bei dir, das du so früh aus dem Bett gefallen bist?“
„Sitzt du? Ich werde HEIRATEN!“, jubelte es Rebecca aus dem Hörer entgegen, „Und das wollte ich dir natürlich persönlich mitteilen und nicht schnöde per SMS.“
„He, du! Herzlichen Glückwunsch!“, Rebecca hauchte es Arne zu, „Arne gratuliert auch! Erzähl, mache es nicht so spannend, ich will das ganze Drumherum genau wissen.“
„Ja, wenn du mich mal zu Wort kommen lässt. Dir scheint es ja richtig gut zu gehen. Ich dachte schon, du sitzt da irgendwo in der Wüste herum und schnappst nach Luft. Also“, Rebecca hörte im Hintergrund ihr Bett knarren, als Christin sich gemütlich aufsetzte, „Du weißt, dass Udo mir die Reise nach Kappadokien geschenkt hat – ich wusste knapp, wo das lag anfangs ...“
„Richtig, ich wähnte dich schon in den Bergen verschollen.“
„Sehr witzig. Also, neuer Anfang! Es war von der ersten Stunde eine Spitzenreise.
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