Maskenschmuck (German Edition)
gleich mehrere Teile übereinander.
Arne guckte auf sein Thermometer und brach in Gelächter aus: „Das darfst du aber niemandem zu Hause erzählen, es sind fünfundzwanzig Grad hier – und du klapperst, als wenn wir hier Winter hätten.“
„Immerhin gut zwanzig Grad Unterschied zum Death Valley, da muss ich mich erst mal umstellen“, lachte Rebecca nun auch und zog den Reißverschluss ihrer Jacke zu.
Sie wandelten auf den Pfaden Steinbecks und sahen sich die „Cannery Row“ an und kamen später im Aquarium mit einer Schweizer Familie ins Gespräch, die eine ähnliche Reiseroute wie sie gewählt hatten und jetzt ganz begeistert von ihren Erlebnissen berichteten.
Weiter Richtung Norden bummelten sie durch Carmel, ein exklusiver und teurer kleiner Ort, der mehr Ähnlichkeit mit englischen Fischerdörfern als mit amerikanischen Ortschaften aufwies. Hier gab es keine Fast-Food Ketten, Leuchtreklamen oder etwa Imbissbuden. Die Hotelsuche erwies sich als dementsprechend schwierig und riss ein großes Loch in ihr Reisebudget. Rebecca probierte in einer Boutique ein T-Shirt an und stellte zu ihrem Entsetzen fest, dass sie zugenommen hatte – es saß wie eine zweite Haut.
„Eine ausgeprägt amerikanische kulinarische Zone“, wagte Arne dann auch noch zu sagen.
„Arbeite ich schnell wieder ab!“ Rebecca riss sich das Teil angewidert sofort vom Leib, „Ist sowieso zu teuer.“
„Aber bitte erst zu Hause, ich habe da so ein schönes thailändisches Restaurant gesehen.“
Hand in Hand genossen sie den Bummel am Pazifik und sahen den großen Wellen nach. Ab und zu entdeckten sie ein paar Seelöwen, die um die Felsen herumschwammen. Rebecca fühlte sich leicht und unbeschwert wie lange nicht, die Entdeckung, dass ihre Mutter ihre Zeichnungen und Fotos gehütet und wertgeschätzt hatte, war für sie sehr beglückend gewesen. Sie hatte die Mappe tief in ihrem Koffer verstaut – sie stellte für sie eine wertvolle Verbindung zu ihren Eltern dar. Das hatte sie Arne zu verdanken, sie selbst war bis zuletzt unentschlossen gewesen, ob sie überhaupt zu den Perssons fahren wollte. Rebecca genoss die Zweisamkeit mit Arne sehr, sie konnte sich kaum vorstellen, dass sie nach dieser unglaublichen Reise wieder getrennt in zwei Städten leben würden. Ach was, sie wollte erst mal hier die Tage auskosten, alles andere würde sich schon ergeben. Sie drückte Arnes Hand und küsste ihn unvermittelt.
„Wofür war das?“,fragte er leicht erstaunt.
„Einfach nur so, weil ich so froh bin“, und beschwingt zog sie ihn weiter.
In San Francisco angekommen, brachten sie ihr Gepäck in ihre Unterkunft. Hier begann ihre letzte Woche. Arne sah auf die Uhr.
„Beeil dich!“, sagte er unternehmungslustig, „Wir haben das Auto nur noch drei Stunden, da können wir noch ein paar Straßen abfahren, bevor wir es abgeben müssen.“
In San Francisco wollten sie nur öffentliche Verkehrsmittel benutzen. Anders als in anderen amerikanischen Städten konnte man hier auch sehr viele Fußgänger sehen. Rebecca, die in der Nacht zuvor kaum geschlafen hatte, wunderte sich über Arnes schier unendliche Energie, dachte aber, eine Tour mit dem Auto würde sie noch durchhalten. Eigentlich hätte sie sich lieber eine Runde ins Bett gelegt und die Besichtigungstour verschoben, aber sie wollte Arnes Entdeckerfreude nicht bremsen. Das bereute sie schon nach kurzer Zeit. Anfangs war es eher eine gemütliche Fahrt durch den Golden Gate Park mit wunderbarem Ausblick über die Stadt, doch dann fuhr Arne zur legendären Lombardstreet, der sich windenden, sehr steilen Blumenstraße, an deren Fuß die meisten Touristen standen und sie fotografierten. Nicht so Arne! Er fuhr natürlich von oben runter trotz Rebeccas Protesten.
„Manchmal muss man die Leute auch zu ihrem Glück zwingen!“, grinste er ungerührt, mit einer Hand am Steuer, mit der anderen die Kamera führend, nachdem Rebecca sich zu filmen geweigert hatte.
„Was hat das hier, bitte schön, mit Glück zu tun?“, ächzte sie schlaff.
Sie war zu sehr damit beschäftigt, sich am Sitz und dem Haltegurt festzuklammern. Auf dem Film hörte man neben Arnes erläuternder Stimme ein schwaches protestierendes Stöhnen im Hintergrund, wie sie abends im Hotel lachend feststellten.
Ihr Hotel war mehr ein Jugendhotel, das schlichteste der gesamten Reise, dafür unschlagbar im Preis und in der Lage. Das Essen war auch akzeptabel, wie Arne begeistert feststellte, als er hungrig darüber herfiel.
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