Maskenspiel der Liebe
hätte ich fast gedacht, dass Olivia und Westmoreland sich schon kennenâ, platzte Senator Reed plötzlich heraus.
Vor Schreck lieà Olivia fast die Gabel fallen. Hatte man ihnen das tatsächlich ansehen können? War es so offensichtlich gewesen?
Schweigend sahen die anderen sie an, und sie wusste, sie musste jetzt etwas antworten. âAber zum Glück wissen Sie es ja besser, Senatorâ, brachte sie mit einem so bezaubernden Lächeln hervor, dass völlig offen blieb, ob es freundlich oder vorlaut gemeint war. Bevor das Thema vertieft werden konnte, erhob sich einer der Veranstalter, betrat das Podium und verkündete, dass nun gleich die Reden beginnen würden.
âRaus mit der Spracheâ, flüsterte Brent Reggie zu. âWas läuft da zwischen dir und der Frau am anderen Tisch? Du weiÃt schon, die, von der du kaum die Augen lassen kannst.â
Fragend zog Reggie die Augenbrauen hoch. âWie kommst du darauf, dass da etwas laufen könnte?â
âMann, ich habe doch Augen im Kopfâ, erwiderte Brent grinsend. âAber dir ist schon klar, dass sie die Tochter von Jeffries ist?â
Reggie lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er brachte keinen Bissen mehr herunter, obwohl er noch gar nicht viel gegessen hatte. Noch immer musste er sich von dem Schock erholen, dass er und seine geheimnisvolle Unbekannte sich offiziell vorgestellt worden waren. âJa, der Senator hat uns miteinander bekannt gemacht. Ãbrigens schien ihm das gar nicht so recht zu sein.â
âDas kann ich mir vorstellen. Wahrscheinlich hätte er sie lieber für sich.â Als Reggie ihn erstaunt ansah, erklärte Brent: âReed steht auf junge Dinger. Der alte Sack! Ich bin mal mit einer Frau ausgegangen, die in seinem Büro arbeitete. Sie hat mir erzählt, dass er immer wieder versucht hat, sich an sie heranzumachen. SchlieÃlich hat sie entnervt gekündigt, weil er einfach nicht lockerlieÃ, obwohl sie ihn immer wieder abgewiesen hat. Das grenzte wirklich schon an sexuelle Belästigung.â
Reggie biss die Zähne zusammen. Der Gedanke, dass der Senator an Olivia ein mehr als freundschaftliches Interesse haben könnte, brachte sein Blut zum Kochen. âAber ⦠er ist doch mit ihrem Vater befreundet.â
âMeinst du etwa, das spielt eine Rolle?â, erwiderte Brent leise. âSicher, unter Ehrenmännern täte es das, aber Reed ist kein Ehrenmann. Hast du schon mal darüber nachgedacht, warum er sich nicht noch einmal zur Wahl hat aufstellen lassen? Es wird gemunkelt, dass man ihm die Pistole auf die Brust gesetzt hat. Entweder er verzichtet auf eine neue Kandidatur, oder sein dunkles Geheimnis â dass er nämlich Affären mit Frauen hat, die kaum halb so alt sind wie er â wird der Presse zugespielt und landet dann auf allen Titelseiten. Das kann er nicht wollen, und zwar nicht nur, weil es das unehrenhafte Ende seiner politischen Karriere bedeuten würde. Er ist nämlich immer noch verheiratet, und seine Frau â die übrigens schwer krank ist â hat mehr Geld als er.â
Reggie schüttelte den Kopf. âAuf jeden Fall soll er gefälligst die Finger von Olivia Jeffries lassen.â
âWarum gerade von ihr?â
Reggie schwieg. Er wollte nichts Falsches oder Verdächtiges sagen. Doch bevor die Situation peinlich werden konnte, wurde er aufgerufen, seine Rede zu halten.
âDas war eine sehr gute Rede, Dadâ, lobte Olivia, als sie wieder zu Hause angekommen waren. âBesser gingâs gar nicht.â
âJa, aber die von Westmoreland war auch nicht übelâ, gab Orin auf dem Weg in die Küche zurück. âEr wollte â nicht mal ungeschickt â den Eindruck erwecken, ich wäre gegen bessere Bildungschancen für alle.â
âAber doch nur, weil du gegen den Bau einer weiteren staatlichen Universität bist.â
âDavon haben wir schon genug, Libby. Das Angebot ist völlig ausreichend.â
In diesem Punkt war sie zwar nicht seiner Meinung, aber sie lieà die Sache lieber auf sich beruhen. Auf keinen Fall wollte sie mit ihrem Vater wegen Reggie Westmoreland und seiner Rede in Streit geraten. Denn eines war ihr während der Veranstaltung klar geworden: Ihr Vater und der Senator wollten nicht, dass sie irgendetwas mit dem Rivalen zu tun hatte.
Sie sah auf die Uhr. âIch glaube, ich ziehe mich schnell um und gehe dann noch in den
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