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Maskerade

Maskerade

Titel: Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman Butters
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ich habe einen Freund mitgebracht, einen Archäologiestudenten namens Phil“, fuhr die männliche Stimme fort, „ich hatte gedacht, Sie könnten vielleicht eine Freundin mitbringen und mit uns beiden essen gehen.“
    Pennys Haltung wurde steif.
    Sie hörte Liz antworten: „Herr Taussig, Sie sind ein Mann der Überraschungen. Sagen Sie einem Mädchen nie im voraus, was Sie mit ihr vorhaben?“
    Mann-Mädchen-Geschwätz, dachte Penny verächtlich.
    „Sehr selten“, lachte Marc zurück. „Ich lasse ein Mädchen meist bei dem Glauben, ich hätte gerade keine andere für den Abend auftreiben können. Das erhält sie alle bescheiden. Haben Sie — hm —, haben Sie jemanden da oben für Phil?“
    Penny krampfte ihre Finger ineinander.
    „Da ist eine Mitschülerin. Sie heißt Penny“, klang Liz’ Stimme übers Treppengeländer herauf. „Können Sie etwa fünfzehn Minuten warten?“
    „Es würde uns überraschen, wenn es wirklich nur fünfzehn wären!“
    „Sie werden sehen“, gab Liz ihm ebenso neckend zurück. Dann knarrten die Treppenstufen unter ihren eiligen Tritten, und gleich darauf stand sie vor Penny. „Penny —!“
    Penny hatte sich in die Schrankecke verkrochen. „Liz“, erklärte sie, so bestimmt sie konnte, „ich habe dein Gespräch mit angehört. Ich gehe nicht mit.“
    Liz nahm das blaugrüne Kordkleid vom Haken. „Sei nicht albern, Pen. Wir bleiben nicht lange. Du kannst das Modenschaukleid anziehen, und niemand wird es merken, wenn du dich nicht bekleckerst. Gut, daß es so früh fertig geworden ist.“
    Liz verstand sie nicht, das erkannte Penny, denn sie selbst hatte wohl noch nie erlebt, wie gräßlich es ist, wenn man seinen Gesprächspartner bis zum Rande der Verzweiflung langweilt. Sie hatte sich wohl noch nie gewünscht, in den Fußboden zu versinken, weil man selbst weiß, wie wenig anziehend man ist.
    „Liz, ich habe dir bereits gesagt, daß ich nicht mitgehen werde“, wiederholte sie nochmals.
    Liz hängte das Kleid über die Türklinke und tat, als hätte sie Pennys Erklärung nicht gehört. „Ich habe diesen jungen Mann bereits kennengelernt“, erzählte sie und ignorierte völlig, daß Penny abwehrend noch zwei Schritte zurücktrat. „Du findest ihn sicher nett. Und ich möchte dich auch gerne mit Marc bekannt machen.“
    Penny konnte sich vorstellen, daß Liz es fertig brächte, sie mit Gewalt die Treppe hinunterzutreiben, um diesen gräßlichen jungen Mann kennenzulernen. Panik ergriff sie.
    „Liz, bitte hör zu“, flehte sie, „Liz, ich will nicht gehen, und wenn du versuchst, mich zu zwingen, dann schließe ich mich im Badezimmer ein!“
    Endlich schien Liz zu verstehen. Sie starrte Penny entsetzt an und fragte besorgt: „Aber Penny, was ist denn los mit dir. Penny, um Himmels willen, was ist dir denn?“
    „Ich will nicht ausgehen!“ schrie Penny leidenschaftlich, „mit niemand! Ich will nicht! Und wenn das der Grund ist, weshalb du mir das Kleid genäht hast, dann kannst du es haben und einer andern schenken.“
    „Penny!“
    „Das ist mein Ernst.“ Ihre Stimme wurde mit jedem Wort schriller. „Ich bin völlig zufrieden mit mir und meinem Dasein, und ich habe nicht die Absicht, mich oder mein Leben zu ändern. Ihr werdet wohl oder übel ohne mich essen müssen, das ist alles.“ Liz betrachtete sie bestürzt. Penny benahm sich zwar hysterisch, aber schließlich stellte sich bei der Gelegenheit heraus, daß sie nicht so empfindungslos war, wie sie für gewöhnlich wirkte. In ihr brodelten Leidenschaft, Verwirrung und Furcht wie in jedem andern Menschen, wenn nicht noch stärker als in den meisten. Vielleicht erkannte Liz die Angst in ihren Augen, denn plötzlich setzte sie sich aufs Bett, und ihre Stimme klang nun bittend und reuevoll: „O Penny, es tut mir leid, aber du mußt mich mißverstanden haben. Ich will dich nicht umformen, ich möchte nur versuchen, dir über deine Scheu hinwegzuhelfen. Penny, du brauchst nicht da im Flur herumzustehen. Ich zwinge dich zu nichts, wenn du es wirklich nicht willst. Es kam alles nur, weil ich dachte, daß du so interessant bist und so anregend wirkst, wenn du aus dir herausgehst.“
    „Bei dir kann ich das vielleicht, Liz, aber niemals bei Männern — nie, nie in Gegenwart von Männern!“ Ihre Augen blitzten voll Überzeugung.
    „Ich gebe zu, daß ich dich gedrängt habe“, gestand Liz, „aber da ich weiß, daß dieser Phil Archäologie studiert, glaubte ich, ihr hättet vielleicht gemeinsame Interessen, und

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