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Maskerade

Maskerade

Titel: Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman Butters
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oder internen Veröffentlichungen, wie sie Eisenbahnen, Hotels und Fabriken für ihre Arbeiter herausgeben. Sammelt zuerst einmal Erfahrung! Und sammelt außerdem eure gedruckten Arbeitsproben. Eine solche Mappe muß gesteckt voll von hervorragenden Arbeiten sein, ehe ihr euch in die Höhle der großen Löwen wagen könnt.“
    Cara fühlte sich nicht im geringsten entmutigt, im Gegenteil! Das war gerade erst recht ein Ansporn für sie. Was auch immer geschehen mochte, sie mußte lernen, lernen und wieder lernen. Das konnte ihr später niemand mehr nehmen, selbst wenn man eines Tages ihr Geheimnis entdecken würde.
    Erstaunlicherweise war es Liz, die ihr in diesem Lerneifer am nächsten stand. Sie waren die beiden einzigen im Wohnheim, denen es zur Gewohnheit wurde, noch spät abends in der Bibliothek zu arbeiten. Oft begegneten sie dann einander zu vorgerückter Stunde auf dem Heimweg durch den Park. Je später es war, desto mehr spöttelte Liz über sich selbst.
    Lachend erklärte sie eines Abends Cara: „Ich wäre glatt aus den Schuhen gekippt, wenn mir einer vor kurzem prophezeit hätte, ich werde eine der Strebsamsten hier werden und am Abend zuletzt aus der Schule kommen.“
    Cara stieß mit den Fußspitzen in die dürren Blätter, die den Parkweg bedeckten, und fragte dann teilnehmend: „Wieso?“
    „Weil ich nie etwas anderes dachte, als daran — hm, ich weiß, daß du es niemandem verraten wirst, Cara, darum vertraue ich es dir an.“ Sie ließ einen schnellen, abschätzenden Blick über Cara gleiten und fuhr dann fort: „Ich wollte im vergangenen Sommer heiraten. Das war der einzige Wunsch, das einzige Bestreben, das ich kannte. Ich habe Peter sehr geliebt“, ihre Stimme wurde hart, „und ich hatte geglaubt, er liebe mich auch. Aber das stimmte nicht. Er hat mich sitzenlassen — sechs Wochen vor der Hochzeit!“
    „Das muß sehr weh getan haben“, meinte Cara ruhig. Es wäre ihr lieber gewesen, Liz hätte nicht davon angefangen, denn solche Vertraulichkeiten stärkten nur die Bindung zwischen ihr und Liz. Das hielt sie für gefährlich.
    In Liz schien dagegen der Wunsch nach Vertrauen zu überwiegen, als es aus ihr herausbrach: „Ja, tausendmal, ja. Es hat meinen Stolz verletzt und meine Eitelkeit. Zuerst konnte ich einfach nicht glauben, daß es wahr sei, und dann war es schrecklich, schrecklich erniedrigend. Und danach sehr einsam!“
    Cara nickte verständnisvoll. Vielleicht war das der Grund, weshalb Liz anders war als die übrigen Mädchen, weshalb sie ein bißchen mehr auf andere einging und Mitgefühl zeigte. Weniger wichtig waren ihr Anerkennung und materieller Gewinn. In dieser Zeit der Einsamkeit hatte sie zum erstenmal andere Menschen bemerkt. Niemand kann das Flüstern des Windes hören und verstehen, wenn er nicht selbst ganz still ist. Manche werden hart, gefühllos und zynisch, wenn sie verletzt worden sind, aber Liz war dadurch weicher, empfindsamer und zugänglicher geworden. „Es tut mir leid, daß du so viel Trauriges erlebt hast“, versicherte Cara bewegt.
    „Bitte, sag es niemandem“, bat Liz, „es klingt dumm, das weiß ich, aber der eigentliche Grund, weshalb ich hier bin — hm zumindest anfangs war es der einzige, nun, ich wollte einfach noch einmal von vorn anfangen. Melanie hält mich bestimmt für eine Außenseiterin, weil ich nie ausgehen mag.“ Nein, dachte Cara, sie respektiert dich dafür; sie findet dich reifer, als sie selbst ist, und das fuchst sie.
    „Immerhin, wie dem auch sein mag, kannst du verstehen, weshalb ich so erstaunt darüber bin, daß mich der Unterricht derartig fesselt? Die Schule ist nun nicht mehr nur ein Mittel, damit ich über meinen Schmerz hinwegkomme. Ich bin wirklich gern und mit Begeisterung hier. Es ist wie eine neue Welt.“
    „Eine Welt, die du nie kennengelernt hättest, wenn aus der Hochzeit im vorigen Jahr etwas geworden wäre“, bestätigte Cara mit einem sanften Lächeln.
    Liz wandte sich um. „Das stimmt! Von dieser Seite her hatte ich die Sache noch gar nicht betrachtet“, bekannte sie.
    Sie hatten den Park erreicht. Der Springbrunnen war nun zugefroren, und auf den Wegen lagen welke Blätter. Als sie um das kleine Rondell bogen, kam ihnen Primrose entgegen. „Hallo, Primrose“, grüßte Liz. Bei dem Klang ihrer Stimme zuckte Cara zusammen, weil kühle Herablassung darin lag.
    „Guten Abend, Miß Gordon und Miß Jamison “, erwiderte Primrose unterwürfig.
    Cara nickte ihr zu. Primrose war eine der Putzfrauen, die

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