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Maskerade

Maskerade

Titel: Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman Butters
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verlobt?“
    „Im Augenblick nicht, nein. Morgen möglicherweise, aber heute noch nicht.“
    „Es war nett von Ihnen, neulich Phil mitzubringen. Ich glaube, ich habe Ihnen bisher noch nicht dafür gedankt.“
    „O ja, ich bin ein sehr netter Mensch, das stimmt“, meinte er bescheiden.
    „Sie sind nicht verlobt und zudem ein netter Mensch“, neckte sie ihn wieder.
    „Und was ich sagen wollte“, fuhr er fort, „bevor Sie mich unterbrechen, Phil hat sich mit Penny für Samstag in acht Tagen verabredet. Die beiden wollen zusammen nach New York fahren. Möchten Sie sich anschließen?“
    „Sie — wollen zusammen nach New York?“ schnaufte Liz ungläubig.
    Er nickte. „Einen Tag nur. Um sich die Mumien im Metropolitan-Museum anzusehen“, fügte er trocken hinzu.
    „Oh, wie romantisch!“ prustete Liz los.
    „Phil fände es nett, wenn Sie und ich mitkämen. Wenn Mumien nicht Ihr Fall sind, könnte ich Ihnen das Künstlerviertel Greenwich Village zeigen.“
    „Das würde ich vorziehen, glaube ich.“
    „Dann möchten Sie also fahren?“ fragte er wie nebenbei.
    „Schrecklich gern sogar!“
    „Gut, damit ist die Sache also entschieden.“ Sie waren an der Haustür des Heimes angekommen, und er begleitete sie die Stufen hinauf. „Es war ein feiner Abend“, sagte er zum Abschied, „ich wünsche ebensoviel Spaß zum Wochenende in Bridgedale.“
    Der Mond schien auf sein Gesicht und ließ seine Augen, die fast so schwarz waren wie sein Haar, als dunkle Höhlen erscheinen.
    „Sie sehen aus wie ein Gespenst!“ lachte sie.
    „Ich weiß. Ich hab’ doch meine Sonnenbräune eingebüßt“, spöttelte er. Dann starrte er sie plötzlich mit tiefem Ernst an. Er packte sie mit beiden Händen bei den Schultern und zog sie an sich.
    „Ich gebe dir einen Kuß“, bestimmte er.
    „Marc...“ Ihre Worte wurden durch den Kuß erstickt, der so zart und verhalten war wie er selbst. Hätte Liz sich wehren wollen, so wäre keine Zeit dazu geblieben. Liz fühlte sich danach eigenartig verwirrt, weil alles gar so schnell gekommen und gleich darauf zu Ende war. Da dies der erste Kuß war, den Marc ihr gab, und für sie der erste seit ihrer Trennung von Peter, hätte Marc zumindest eine etwas würdigere Szene daraus machen können.
    Er aber tippte ihr nur mit dem Finger aufs Kinn und sagte leichthin: „Das kannst du als Teil der Medizin betrachten, sofern du es wagst. Gute Nacht, Liz!“ fügte er hinzu und ging.
    Sie schaute ihm nach, wie er im Mondschein davonging, und spürte, daß sie ihn sehr gern hatte und daß sie nie zuvor jemanden gekannt hatte, der so war wie er. Wenn sie mit ihm zusammen war, war es ihr unmöglich, noch an Peter zu denken. Jetzt fiel ihr ein, daß sie am Wochenende in Bridgedale sein würde und es gut möglich war, Peter irgendwo zufällig zu treffen. Nein, ich will das alles nicht wieder neu aufleben lassen, wallte es in ihr hoch, ich will noch nicht zurück nach Bridgedale, ich kann einfach nicht! Wenn die Genesung von einem gebrochenen Herzen einer schweren Krankheit glich, dann benötigte man zur Kur eine sehr sorgfältige Diät, zu der keinesfalls der Anblick von Margaret und Peter händchenhaitenderweise gehörte. Ganz gewiß nicht, nachdem sie gerade eben geküßt worden war — und es gern gemocht hatte!
    Sie ging ins Haus und suchte sofort die Telefonzelle auf, wo sie ein Nachttelegramm an ihre Eltern aufgab: „Komme erst an Thanksgiving .“ Und dann fügte sie mit einem spitzbübischen Lächeln hinzu: „Bin noch immer zu schwach für Reise.“ Sie hoffte, man würde sie verstehen.

    Am Samstag stellte sich Liz auf ein sehr stilles Wochenende ein. Sie ging zur Bibliothek und holte sich einen Stoß Bücher zum Lesen. Als sie die Bände vor sich aufreihte, kam ihr zum Bewußtsein, wie sehr ihr Lesestoff sich geändert hatte, seitdem sie Penny kannte. Sie war gerade dabei, „Die Kunst des richtigen Lesens“ von Richard Halliburton durchzuarbeiten, ein Buch, das Penny bereits mit zwölf Jahren gelesen hatte.
    „Fang mit Halliburton an“, war Pennys Rat gewesen, „er zeigt dir den richtigen Weg. Danach kannst du dir dann wirklich spannende Bücher vornehmen wie zum Beispiel ,Nach dir, Marco Polo’, ,Sieben Jahre in Tibet’, ‚Götter, Gräber und Gelehrte’, ‚ Mani ’ von Fermor und natürlich ‚ Kon-Tiki ’, dann schließlich ‚Menschen im Schilf’ und...“
    „Langsam, langsam!“ hatte Liz sie lächelnd unterbrochen, „dazu brauche ich viel Zeit, und — übrigens habe

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