Maskerade
ihren Koffer öffnen wollte, hörte sie draußen auf der Treppe Liz’ Stimme.
„...der, den ich im August heiraten wollte“, sagte sie.
Dann kam gleich darauf Caras Entgegnung: „Und du hast nicht einmal gewußt, daß er kommt?“
„Ich hatte keine Ahnung davon. Er rief gestern früh an, das ist alles, und heute morgen ist er wieder abgereist. Es sind sechshundert Meilen hin und her, das weißt du.“
„Das bedeutet also, daß alles zwischen euch wieder in Ordnung ist?“
Liz’ Worte klangen etwas atemlos. „Das einzige, was ich weiß, ist, daß er nicht mehr mit dem anderen Mädchen geht. Wir haben nicht viel über diese Geschichte gesprochen. Vielleicht waren wir recht scheu und fühlten uns nicht ganz behaglich in unserer Haut, aber es genügte mir schon, daß er überhaupt zu mir gekommen ist. — Schau, bei Penny ist Licht!“
„Ich hin zurück“, bestätigte Penny und steckte den Kopf durch die Tür. „Hallo, Liz! Hallo, Cara!“
„War’s schön?“ fragte Cara.
„Nun“, Penny strahlte die Freundinnen an, „ja und nein. Ich hah ’ mich den ganzen Tag darauf gefreut, wieder hier zu sein, so sehr habe ich euch beide vermißt.“
„Nett. Aber hast du auch daran gedacht, dich immer geradezuhalten?“ neckte Liz sie.
„Hm, meistens. Und ihr hättet das Gesicht meiner Mutter sehen sollen, als ich ihr sagte, daß ich im Dezember als Mannequin auftrete! Und bei der Mitteilung, ich würde am Samstag mit einem jungen Mann ins Metropolitan-Museum fahren, wäre sie beinahe umgefallen.“
Liz runzelte die Stirn. „Penny!“ begann sie und schwieg sofort wieder.
„Ja?“
„Ich werde am Samstag nicht mit euch nach New York fahren.“
„Warum nicht?“
„Peter ist zurück“, berichtete sie schlicht. Liz sah bekümmert aus, als sie sich aufs Bett setzte und hinzufügte: „Ich weiß selbst nicht, warum ich ihm nichts von diesem Plan erzählt habe, aber er hielt es offensichtlich für selbstverständlich, daß er am nächsten Wochenende wieder nach Philadelphia kommt.“
Penny war bestürzt. Sie setzte sich neben Liz aufs Bett und erinnerte sie vorwurfsvoll daran: „Du weißt aber doch, daß wir alle schon mehr als eine Woche Pläne machen und damit gerechnet haben, Liz.“
„Ich hatte es ganz vergessen“, bekannte Liz kleinlaut.
Penny nickte. Natürlich hatte sie es vergessen. Peter war zu ihr zurückgekehrt, und nun hatte für Liz natürlich nichts auf der Welt mehr Bedeutung außer Peter. Ein Gefühl der Bitterkeit stieg in ihr auf, und sie fragte gekränkt: „Ich vermute, du hast auch Marc vergessen?“
Liz schaute sie mit großen Augen an. Es war, als hätte sie Marc wirklich vergessen gehabt, und wie ein Schock kam es ihr jetzt zum Bewußtsein, daß es ihn auch noch gab. Sie sah traurig und gleichzeitig verwirrt aus. Antworten konnte sie nicht.
„Wirst du ihn nun heiraten?“ drang Penny mit einem sonderbaren Glanz in den Augen in sie.
„Ihn heiraten! Peter? Du meinst damit, ob ich die Schule auf gebe? Meine Güte! Er kommt nur einen Tag her, und schon siehst du mich vor dem Traualtar stehen!“
„Warum nicht?“ verteidigte sich Penny. „Schließlich hast du das schon im vergangenen Sommer geplant gehabt, oder nicht?“ Liz’ Lachen klang ein wenig zu künstlich. „Welche Dummheit! Ich meine, gleich solche Schlüsse zu ziehen!“ Um die Spannung etwas zu lösen, schaute sie auf ihre Uhr und stand auf. „Ich habe eine Idee! Da der Automat leer ist, gehe ich jetzt ins Delikatessengeschäft und hole jeder von uns eine Flasche Coca-Cola. Will jemand sonst noch etwas?“
„Erdnüsse“, bestellte Cara und durchwühlte ihre Tasche nach Kleingeld.
„Und du, Penny?“
„Danke, nichts.“
In der Tür drehte sich Liz noch mal um. „Penny“, sagte sie, „ich werde Marc anrufen und ihm sagen, daß ich nicht nach New York fahren kann. Ich erkläre ihm alles lieber persönlich, denn ich möchte nicht, daß er es von Phil erfährt.“ Sie zögerte, wollte noch etwas sagen, aber dann schwieg sie.
„Selbstverständlich“, stimmte Penny zu und schaute ihr nach, als sie nun ging.
Als ihre Schritte im unteren Flur verhallten, sah Penny mit Bitterkeit im Blick zu Cara auf. „Vielleicht war ich nicht sehr nett zu ihr, aber sie wird von jetzt ab eine andere sein, paß auf!“ Cara schluckte ein paarmal, als wolle sie sich nicht in all das einmischen. Dann nahm auch sie auf dem Bettrand Platz. „Liz mag dich sehr gern, Penny. Dir gegenüber wird sie sich nicht ändern“,
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