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Maskerade

Maskerade

Titel: Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman Butters
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ich dich schon lange nicht mehr mit Büchern gesehen.“
    „Oh! — Nun ja, ich arbeite gerade für Phil und seinen Freund Cartwright eine Reise aus. Sie besitzen beide zusammen fünfhundert Dollar und ein Zelt. Ich klügle nun aus, wie sie damit den ganzen Sommer in Mexiko verbringen können. Ganz in der Nähe von irgendwelchen Ruinen, versteht sich. Phil hält es nicht für möglich.“
    „Magst du ihn?“ erkundigte sich Liz vorsichtig.
    Penny nickte. „O ja, sehr!“
    Darauf beging Liz den Fehler, sie weiter auszufragen: „Und hat er dich schon geküßt?“
    Penny fuhr entrüstet auf. „Liz, natürlich nicht. Wir sind Freunde!“
    Nun, immerhin hat er Hosen an, dachte Liz belustigt, und männlicher Umgang, sei’s auch nur als Freund, würden Mädchen wie Melanie beeindrucken. Phil und Penny gaben wahrhaftig ein schrulliges Paar ab. So ähnlich waren sie einander, beide etwas farblos und völlig ausgefüllt von Skarabäen, Mumien und Papyrusrollen. Aber Penny erinnerte sich jetzt öfter daran, etwas Lippenstift aufzutragen oder sich geradezuhalten, und abends war ihre Türe, wenn auch nicht wagenweit offen, so doch immerhin angelehnt.
    Liz schlug das erste der neuen Bücher auf und hatte gerade eine Seite darin umgeblättert, als sie Cara rufen hörte:
    „Telefon für Liz Gordon!“
    Liz stand auf und ging zum Apparat am Ende des Flurs. „Danke dir, Cara“, rief sie. „Meine Güte, heute morgen ist es hier bei uns aber still!“
    Cara nickte: „Wie im Grab!“
    Liz nahm den Hörer auf und meldete sich: „Ja, bitte.“
    „Hallo, Liz!“
    Sie mußte sich ans Treppengeländer klammern, um nicht umzufallen.
    „Peter!“
    „Wie geht es dir, Liz?“
    Sie konnte kaum sprechen vor Erstaunen.
    „Wo bist du?“ gehorchte ihr schließlich ihre Stimme. „Von wo rufst du an? Von Bridgedale?“
    „Ich bin am Bahnhof an der Dreißigsten Straße“, kam die Antwort vom andern Ende.
    „Aber was in aller Welt willst du in Philadelphia?“ stammelte sie.
    „Warum holst du mich nicht hier ab? Dann sage ich es dir“, versprach er.
    „Wieso — hm, ja, natürlich!“ Sie schnappte nach Luft. „Ich bin gleich da. Ich brauche nicht lange!“
    „Schön. Ich werde dich bei der Auskunft erwarten.“
    Sie hängte ein. Da stand sie nun neben dem stumm gewordenen Telefon und kühlte ihr brennendes Gesicht mit den eiskalten Fingern. Als sie seine Stimme hörte, war ihr das Blut in den Kopf geschossen, und die Knie zitterten ihr. Sie konnte es einfach nicht glauben. Auch jetzt noch nicht! Peter war hier in Philadelphia! Hatte sein Vater ihn geschäftlich hergeschickt? Oder was konnte ihn sonst in ihre Nähe gebracht haben?
    Sie rannte in ihr Zimmer, riß Schrank und Schubladen auf und zerrte Kleider und Blusen heraus, die plötzlich alle viel zuwenig attraktiv erschienen beim Gedanken an Peter. Schließlich zog sie lediglich ihre Lippen frisch nach und behielt ihre Bermuda-Shorts samt Pullover und flachen Schuhen an. Sie fuhr in den nächstbesten Mantel und raste wie gehetzt zur Haltestelle der Market-Street-Busse . Zwei Stationen später sprang sie am Bahnhof der Dreißigsten Straße vom Trittbrett.
    Mit aller Kraft versuchte sie, sich zur Ruhe zu zwingen. Sie erinnerte sich daran, daß sehr vieles geschehen war, seitdem sie Peter zuletzt gegenübergestanden hatte, und das Auftauchen von Margaret Hewitt war dabei keines der belanglosesten Ereignisse. Vielleicht war er gekommen, um ihr persönlich seine Verlobung mit Margaret mitzuteilen, oder war er auch nur auf der Durchreise. Auf keinen Fall war es ratsam, Peter ihre Aufregung merken zu lassen. Keinen Augenblick lang durfte sie die Tränen der Enttäuschung vergessen, die diesem Augenblick vorangegangen waren. Sie mußte ihren Stolz beweisen. Sie verlangsamte ihren Schritt und ging auf das Stationsgebäude zu.
    Peter bemerkte sie nicht gleich, und so hatte sie Zeit, sich zusammenzureißen und ihn zu beobachten. Er sah noch besser und ernster aus als früher. Zuerst fiel ihr das kantige Kinn auf, dann nahmen sie die Augen sofort in Bann, diese sehr ernsten, tiefblauen Augen. Liz erinnerte sich, daß sie einmal in ihr Tagebuch geschrieben hatte, er habe das Gesicht eines Fußballspielers und die Augen eines Poeten. Das war eine etwas alberne, unreife Ausdrucksweise, aber es stimmte. Wenn er jemandem begegnete, schaute er dem Betreffenden so aufmerksam und teilnehmend ins Gesicht, daß sein Blick einem Kompliment gleichkam. Er lächelte selten. Seine Augen sagten alles

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