Maskerade
immerzu diesen Taylor“, bemerkte sie irritiert.
Er wurde verlegen. „Nun, hm, ich halte ihn in jeder Beziehung für bewundernswert. Darum tu’ ich es wohl. Er ist so ein Mensch, den jeder gern zum Freund hätte. Hochintelligent, erst neunzehn und schon erstaunlich weit in seinen Studien. Er wäre mit fünfzehn reif fürs College gewesen, aber seine Eltern hielten ihn absichtlich zurück. Er ist — nun, wie soll ich sagen — ein romantischer Typ.“
„Ein Schürzenjäger also“, schloß Penny spöttisch daraus.
„O nein, ganz im Gegenteil“, widersprach Phil eifrig, „das ist es eben. Die Mädchen umschwärmen ihn alle wie die Bienen, aber er gibt keiner eine Gelegenheit, weil ihn seine Arbeit und seine Studien derartig fesseln. Der Junge hat bestimmt eine glänzende Zukunft vor sich.“
Penny funkelte ihn gereizt an. Er hatte nämlich bereits durch seine nette Art ihre Zuneigung gewonnen, und es störte sie, daß er sein eigenes Licht unter den Scheffel stellte und irgendeinen College-Helden verherrlichte. Sie empfand es als seiner unwürdig. „Ich hin sicher, daß Sie seihst eine solche Zukunft erwarten dürfen“, sagte sie dann laut, aber man hörte aus ihrem Ton ihre Abneigung gegen seinen hochgepriesenen Freund.
„Nun, ich hoffe es zumindest“, grinste er. „Taylor meint .. „Jetzt lassen Sie endlich mal diesen Taylor beiseite“, forderte sie und wunderte sich über ihre eigene Kühnheit. „Mich interessiert, was Sie seihst meinen.“
„Oh?“ Er schaute sie verdutzt an. „Das ist freundlich von Ihnen. Nun, ich bin allerdings reichlich eingenommen von Taylor. — Also gut“, er lächelte, „ich werde den Namen nicht mehr erwähnen. Im Notfall kann ich ja sagen: Ein Freund von mir meint, ein Freund von mir tut dies oder jenes.“
„Gut“, stimmte sie befriedigt zu.
„Aber gibt es denn niemand, den Sie bewundern?“
„Doch, aber die Menschen sind entweder bereits tot, oder ich habe sie nicht persönlich gekannt.“
„Ach so. Sie meinen Gestalten aus Büchern. — Wie stehen Sie denn zu Miß Gordon?“
„Liz?“ Penny drehte den Kopf und schaute zu Liz hin, die sich noch immer mit Marc über die Tanzfläche drehte. „Hm, ja“, gab sie dann zu, „Liz ist ein feiner Kerl und hat viel Verständnis für mich.“
Phil grinste. „Genau wie ein Freund von mir.“ Er spähte ihr über die Schulter. „Es sieht so aus, als sei der Tanz beendet. Floren Sie, ehe die beiden zum Tisch zurückkommen, morgen nachmittag wird im Museum eine Ausstellung eröffnet, und ich würde sie gern dort hinführen. Man sagt, die Reliquien von ..
„Hallo, da sind wir wieder!“ rief Liz und ließ sich etwas atemlos in den Stuhl neben Phil fallen. Marc setzte sich dazu und fragte mit verschmitztem Augenzwinkern: „Wo gehen wir denn nun alle miteinander hin?“
Liz zog eine ihrer Augenbrauen hoch, und Penny verstand, daß sie sich an das Versprechen wegen der einen Stunde erinnerte und Penny die Entscheidung für den weiteren Abend überlassen wollte. Wie lächerlich erschien ihr die eigene Panik jetzt selbst! Sie sah nach der Uhr und bemerkte, daß eine Stunde längst verstrichen war — äußerst angenehm sogar, mußte sie gestehen.
„Was der hohe Rat auch beschließt, ich tu’ gerne mit“, versicherte sie. „Ich habe keine Eile.“ Liz freute sich besonders über den Blick, der bei diesen Worten ihr gegolten hatte.
„Und wie steht’s mit dir, Phil?“ wandte sich Marc an seinen Freund.
Phil nickte und schaute etwas verdutzt drein. „Das gleiche gilt auch für mich.“
„Na, dann gut“, grinste Marc, „ziehen wir also los!“
14. KAPITEL
Nachdem Liz sich fünf Monate lang seihst zum alten Eisen gezählt und entsprechend gefühlt hatte, erwachte in ihr endlich wieder ein Gefühl der echten, herzlichen Freude am Leben. Marc hatte das fertiggebracht. Er war ein guter Tänzer, stets lustig und voll Unternehmungsgeist. Was Liz an ihm am meisten beeindruckte und verwunderte, war sein ständiger Wunsch, immer wieder mit ihr ausgehen zu wollen. Er hatte eine besondere Art, sich zu gehen, daß Liz sich seihst witzig und anregend dabei vorkam. Er wirkte wie Medizin auf sie, und sie nannte ihn darum scherzhaft auch „Herr Doktor“.
„Wie gräßlich!“ murmelte er, als sie das zu ihm sagte.
„Ja, es muß gräßlich für Sie sein, mit mir auszugehen. Ich kann mir nicht vorstellen, weshalb Sie sich mit mir abgeben.“ Es gab Augenblicke, in denen sie offensichtlich etwas Unmögliches
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