Maskerade der Liebe
dumpfe Schlagen der Hufe auf dem schlammigen Weg vernehmen. Dann seufzte sie. „Es tut mir so Leid“, flüsterte sie. Ihr Gesicht spiegelte ihr Mitgefühl wider, was ihn erzürnte.
„Ich erzähle dir das Ganze nicht, um dich traurig zu machen. Ich wollte nur, dass du die Wahrheit kennst. Selbst wenn ich dich lieben möchte - ich kann es nicht. Ich habe mir früh beigebracht, solchen unzuverlässigen Gefühlen zu widerstehen.“ Als sie bleich wurde, fügte er hinzu: „Aber das bedeutet nicht, dass wir keine angenehme, zufrieden stellende Ehe führen können. Wenn die Vernunft die Oberhand behält, wird sie sogar besser als die meisten sein. “ „Das glaubst du?“ Sie hob ihr Kinn. Traurig und verletzt sah sie ihn an. „Was ist, wenn ich in dich verliebt bin?“ Zu seinem Schrecken war seine erste Reaktion reine Freude. Emily, seine Emily, war in ihn verliebt?
Doch dann übernahm seine pragmatische Seite wieder die Führung, und er zwang sich dazu zu erwidern: „Das bist du nicht. Du verwechselst nur Verlangen mit etwas anderem, was unter diesen Umständen verständlich ist.“
„Sprich nicht so gönnerhaft mit mir, Jordan“, fuhr sie ihn an. „Ich mag vielleicht unerfahren und jung sein - all jene Eigenschaften, die du so verachtest - , aber ich bin nicht dumm. Ich weiß, was ich fühle.“
Unbehaglich stellte er fest, dass er gar nicht mir ihr darüber streiten wollte. Wie egoistisch konnte ein Mann doch sein, der sich darüber freute, dass sie ihn liebte, obgleich er nicht dasselbe fühlte?
Doch er konnte nicht anders: Er musste sich freuen. Seine nächsten Worte wählte er sehr vorsichtig. „Wenn das wahr ist, sehe ich keinen Grund, warum das unserer Ehe schaden sollte. Solange du nur verstehst, dass ich die Fähigkeit zu lieben, nicht besitze.“
„Hat dein Vater verstanden, dass deine Mutter diese Fähigkeit auch nicht besaß?“ gab Emily zurück. „War ihre Ehe deshalb so erfolgreich?“
Sie hätte keine bessere Waffe wählen können. Er erstarrte. „Das ist nicht das Gleiche. Meine Eltern passten nicht zueinander. Wir schon.“
Sie lachte bitter. „Oh, natürlich. Du bist ein Earl und ich die Tochter eines Landpfarrers. Für dich ist eine Loge in der Oper ganz selbstverständlich, ich schätze mich glücklich, wenn ich einmal eine Aufführung sehen darf.
Du unterhältst dich mit dem Prince of Wales, ich hatte noch nicht einmal sein Porträt gesehen, bis ich mein angebliches Debüt in der Gesellschaft gab. Ich hatte keine Ahnung, in welcher Reihenfolge die Gäste eines Empfangs zu sitzen haben und . . .“
„Das alles bedeutet mir überhaupt nichts“, unterbrach er sie heftig.
„Heute vielleicht nicht. Aber das wird es. Eines Tages wirst du aufwachen und dich für mich schämen.“ Sie warf einen Blick aus dem Fenster und sah, dass sie gerade durch einen dunklen Wald fuhren. „Wenn du mich lieben würdest, wäre es dir vielleicht möglich, meine fehlende Gewandtheit und meine gesellschaftlichen Mängel zu übersehen. Doch ohne Liebe werden dir diese Dinge schon bald höchst unangenehm sein.“
„Du vergisst deine anderen bewundernswerten Fähigkeiten - deine Begabung für die Heilkunde, deinen scharfen Verstand, deine Liebenswürdigkeit . . .“
„Wofür braucht ein Earl all das? Für die medizinischen Dinge kannst du dir die besten Ärzte leisten. Was den Verstand betrifft, so kannst du dir die klügsten Köpfe einladen. Und ich bezweifele, dass eine liebenswürdige Frau imstande wäre, dir irgendetwas zu geben.“
Sie hatte so Unrecht. Genau diese Eigenschaft hatte ihn zuerst angezogen. Doch das würde sie niemals glauben, denn dafür war sie viel zu bescheiden.
Doch eines würde sie glauben, dessen war er sich sicher. „Du vergisst noch eine sehr bedeutende Fähigkeit.“ Er hob ihr Kinn, so dass sie ihn anschauen musste, ihr Blick wirkte unsicher. „Die Fähigkeit, mir im Bett Vergnügen zu bereiten.“
Sie sah ihn unverwandt an. „Das zu kaufen gehört zu den einfachsten Dingen dieser Welt. Gerade du solltest das wissen, denn du hast bestimmt schon viele Frauen für ihre Liebesdienste bezahlt, Mylord.“
Er zuckte zusammen, denn es traf ihn, dass sie seinen Titel verwendet hatte. „So einfach wie du denkst, ist das nicht.“ Er strich ihr über das Haar und zog einige Nadeln heraus, so dass es ihr weich und seidig über die Schultern fiel.
Seine Stimme klang heiser, während er ihre geröteten Wangen liebkoste. „Ich habe noch nie eine Nacht wie gestern
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