Maskerade der Liebe
mich, den Brief zurückzuhalten und nicht einmal Emily zu zeigen. Ich dachte, dass sie nichts davon ahnte, dass sich ihre Mutter umgebracht hatte. Ehrlich gesagt, wir sprachen nach Phoebes Tod nicht mehr darüber.“
Er klammerte sich an Emilys Arm. „Das war ein Fehler. Das sehe ich jetzt ein. Ich hätte zumindest meinem lieben Kind sagen sollen, was geschehen war.“
„Auch ich hätte dir die Wahrheit sagen müssen, Vater“, unterbrach sie ihn, da sie es nicht zulassen wollte, dass er die ganze Schuld auf sich nahm. Aber ich wollte dich beschützen.“
„Und ich dich.“ Er lachte bitter. „So wurden wir beide für unser Schweigen bestraft. Ich habe das verdient.“ Er vermochte kaum, weiterzusprechen. „Wenn ich jemals angenommen hätte, dass sie und Lord Nesfield etwas davon wüssten oder dass er es gegen sie verwenden würde . . .“ „Das konntest du nicht wissen“, versicherte sie ihm, während ihr die Tränen über die Wangen liefen. Es kam ihr immer noch unglaublich vor, dass er die ganze Zeit über solch ein bedrückendes Geheimnis mit sich herumgeschleppt hatte. Er hatte es für sie getan.
„O Vater, ich liebe dich“, flüsterte sie.
„Ich liebe dich auch, mein Kind.“
„Eine rührende Szene“, bemerkte Nesfield mit harter Stimme. Er stieß mit seinem Stock auf den Teppich. „Dieser Brief ist kein Beweis. Wie soll ich wissen, dass Sie ihn nicht selbst geschrieben haben, nachdem Ihre Tochter sie darum gebeten hat.“
Emilys Vater funkelte Lord Nesfield zornig an. „Sie mögen Macht und Reichtum besitzen, Mylord, aber selbst Sie können Zeilen, die von einer toten Frau geschrieben wurden, nicht so leicht abtun. Jeder, der diesen Brief mit anderen Schriftstücken vergleicht, wird sehen, dass sie ihn geschrieben haben muss. Außerdem hat er das Datum ihres Todes und eine eindeutige Aussage, dass sie sich das Leben nehmen will. Das ist Beweis genug.“
Nesfield mochte vielleicht bösartig sein, ein Narr war er allerdings nicht. Er zitterte leicht, als er die Zeugen dieses Gesprächs durch seine Lorgnette betrachtete. „Ihr glaubt wohl, dass Ihr gewonnen habt. Nun gut. Vielleicht kann ich keinen Mord beweisen. Aber das wird mich nicht davon abhalten, Sie zu ruinieren, Fairchild. Die Welt wird davon erfahren, dass Ihre Frau sich umgebracht hat, und Sie werden nirgends eine neue Stelle finden.“
„Das bezweifele ich“, meinte Jordan. „Hier allein sind drei Leute anwesend, die dem Mann gern eine neue Position anbieten würden.“ Er trat auf Nesfield zu und sprach mit leiser, drohender Stimme. „Was einen Skandal betrifft, so bin ich mir sicher, wäre die Welt sehr daran interessiert, zu erfahren, wie die Tochter des Marquess of Nesfield mit einem Advokaten durchbrannte.“
Nesfield erbleichte.
„Oder“, fuhr Jordan kalt fort, „vielleicht sollte ich auch herumerzählen, dass Sie den Freitod der Gattin Ihres eigenen Pfarrers benutzten, um seine Tochter zu erpressen. Das sollte Gesprächsstoff für jedes Fest bieten.“
„Sie würden niemals eine solche Geschichte verbreiten. Dann beschämten Sie ja auch Miss Fairchild.“
„Vielleicht zuerst. Aber was macht das schon, sobald sie einmal meine Frau ist?“ Als Lord Nesfield noch eine Spur blasser wurde, fügte er hinzu: „Ja, ich habe vor, sie zu heiraten - mehr denn je. Niemand wird es wagen, in meiner Gegenwart schlecht von ihr zu sprechen.
Vielleicht kann man sogar ein großes Melodram samt Bösewicht darin sehen. Lady Dundee kann ihren Teil der Geschichte beweisen und Ian seine Freunde beeindrucken, indem er behauptet, dass er das Spiel von Anfang an durchschaut hat. Ihr Name wird jedes Mal durch den Schmutz gezogen werden, wenn man davon spricht.“
„Genug! “ Nesfield schwankte und verzog das Gesicht vor Entsetzen.
Noch nie hatte Emily ihn so zermürbt gesehen. Oder so hilflos. Seiner Tochter beraubt und ohne jede Möglichkeit, sich an dem Mann, der sie ihm genommen hatte, zu rächen, sah er um viele Jahre gealtert aus. Wenn er sie nicht so gequält hätte, würde sie beinahe Mitleid mit ihm gehabt haben.
Beinahe.
„Also gut“, erklärte er und hielt sich zitternd an seinem Stock fest. „Nichts, was heute gesagt wurde, wird aus diesem Raum dringen.“
„Das ist nicht gut genug“, entgegnete Jordan unerbittlich. „Ich will nicht, dass meine Frau dazu gezwungen wird, weiterhin mit einer Lüge zu leben.“ Er lächelte ihr rasch zu, und sie erwiderte den Blick voller Liebe. „Emily hasst es, schwindeln zu
Weitere Kostenlose Bücher