Maskerade der Liebe
handelte, die gleiche fein geschnittene Nase, dasselbe scheue Lächeln.
Nein, das konnte nicht stimmen. Warum sollte sie sich auf einem Ball in London befinden und ein teures Satinkleid und Perlen tragen? Er bildete sich das ein. Diese Frau sah Emily nur ähnlich, deren Gesicht er nur wenige Augenblicke im Mondlicht gesehen hatte.
Doch die Größe und die Figur der jungen Dame passten ebenso wie die Art, wie sie ihren Kopf senkte, wenn sie lächelte und dabei ihren schlanken Nacken zeigte. Sogar die Farbe ihres Haars war die gleiche, auch wenn sie eine auffallendere Frisur hatte. Sein Herz klopfte heftig, und er ging rascher. Ja, sie war es, davon war er überzeugt.
Was tat sie bloß hier? „Emily?“ fragte er heiser, als er die beiden erreichte. „Emily, sind Sie das wirklich?“
Die Frau wandte sich ihm mit einer überraschten Miene zu. Einen kurzen Moment schienen ihre smaragdgrünen Augen erkennend aufzuleuchten, doch sogleich wich der warme Ausdruck einem kalten, abschätzigen. „Verzeihen Sie, Sir. Sollte ich Sie kennen?“
Jordan hätte nicht erstaunter sein können, wenn sie ihm ihre Handtasche ins Gesicht geschleudert hätte.
„Jordan“, mischte Ian sich jetzt ein. „Warte wenigstens, bis ich dich vorstelle, ehe du die Dame mit ihrem Vornamen ansprichst.“ Er sah von seinem Freund zu der Frau, die sich gegenseitig anblickten. „Ihr beide kennt euch doch nicht?“ „Doch“, erwiderte Jordan zur gleichen Zeit, zu der sie sagte: „Natürlich nicht.“
Warum tat sie so, als wäre er ihr fremd?
Ian meinte belustigt: „Da hier eine gewisse Verwirrung zu herrschen scheint, werde ich Sie nun besser miteinander bekannt machen. Lady Emma, darf ich Ihnen Jordan Willis, Earl of Blackmore, vorstellen? Jordan, das ist Lady Emma Campbell, die Tochter des Earl of Dundee und die Nichte von Lord Nesfield.“ Zu der jungen Dame gewandt, fügte er hinzu: „Lassen Sie sich nicht von seiner Unhöflichkeit beeindrucken. Wenn er sich bemüht, kann er äußerst charmant sein.“
Jordan sah nachdenklich drein. Sein voller Name und Titel hatten keine Wirkung auf sie gezeigt. Lady Emma? Wer war bloß Lady Emma? Es musste sich um ein Missverständnis handeln. Das war nicht die Tochter des Earl of Dundee, das war Emily Fairchild, die Tochter des Pfarrers. Er wusste es.
Doch in jener Nacht war es dunkel in der Kutsche gewesen, und er hatte ihr Gesicht nur kurz im Mondlicht gesehen. Täuschte er sich?
Er konnte jedenfalls nicht stehen bleiben, um sie stumm anzustarren. Deshalb verbeugte er sich leicht und sagte: „Es tut mir Leid, Lady Emma, Sie so überfallen zu haben.“ Er zwang sich dazu, zerknirscht zu wirken. „Ich hielt Sie für jemand anders. Bitte vergeben Sie mir meinen Irrtum.“
Sie zog die Augenbrauen hoch und sah ihn streng an. „Jemand anders? Bitte erzählen Sie mir, wer diese Emily sein soll.“ Ihr Tonfall hörte sich nun schüchterner an. „Enttäuschen Sie mich nicht, Lord Blackmore, oder ich werde Ihnen nicht vergeben können. Bitte sagen Sie mir, dass es sich um eine exotische Prinzessin aus der Südsee handelt. Oder um eine Opernsängerin. Ich werde tief gekränkt sein, wenn es sich um jemand handelt, der weniger interessant ist.“
Es war Emilys Stimme, es waren ihre Lippen. Aber so benahm sich Emily nicht. Und dennoch . . . „Dann wird mir wohl nicht vergeben werden. Sie ist die Tochter eines Pfarrers.“ Er fügte hinzu: „Ihr Name ist Emily Fairchild.“
Scharf beobachtete er sie und meinte, eine leichte Röte auf ihren Wangen zu erkennen.
Doch gleich darauf lächelte sie bereits gekünstelt und sagte mit einer hochmütig klingenden Stimme: „Die Tochter eines Pfarrers? Dann bin ich außer Stande, Ihnen zu vergeben. Ich könnte es niemals ertragen, mit so jemand verwechselt zu werden.“
Ian betrachtete Jordan aufmerksam, doch dieser beachtete ihn überhaupt nicht. „Dann muss ich mir etwas anderes überlegen. Darf ich Sie um diesen Tanz bitten, Lady Emma? Mir fällt nichts anderes ein, um meinen schrecklichen Irrtum wieder gutzumachen. “
Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Er hatte sie also verwirrt.
Doch erstaunlich schnell gewann sie ihre Fassung wieder. Sie hakte sich bei Ian unter und sagte: „Leider ist das nicht möglich, Lord Blackmore. Ich habe den nächsten Walzer Lord St. Clair versprochen und höre, dass die Musik schon spielt.“
Sie weigerte sich also, mit ihm zu tanzen. So etwas Unverfrorenes ! Was war mit ihr geschehen? Er warf Ian einen scharfen
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