Maskerade der Liebe
er das. Seine Hand berührte ihre Taille auf unschickliche Weise, während er mit der anderen Emily besitzergreifend an sich drückte und sie an jene Nacht in der Kutsche denken ließ.
Vor allem an diesen leidenschaftlichen Kuss. Die Gedanken daran quälten sie ebenso wie die Vorstellung seiner Hände in ihren Haaren, seines Atems auf ihrer Haut, seiner Lippen auf ihren Wangen und ihrem Hals.
Nun stieg ihr auch noch das Blut ins Gesicht. Bitte, lieber Gott, betete sie im Stillen, gib, dass es ihm nicht auffällt.
Als sie einen raschen Blick auf Jordan warf, merkte sie, dass er sich ihrer glühenden Wangen durchaus bewusst war. Seinen dunklen Augen schien nichts zu entgehen.
„Mir gefällt es, wenn ich Sie zum Erröten bringe, Emily“, flüsterte er verführerisch.
„Emily? Warum bestehen Sie darauf, dass ich diese Emily bin?“
„Sie können den anderen etwas vorlügen, mir nicht“, sagte er mit der gleichen gedämpften, heiseren Stimme, die sie an jene Nacht erinnerte. „Warum sind Sie hier? Warum geben Sie vor, irgendeine schottische Lady zu sein?“
Sie hasste es, ihn täuschen zu müssen. Aber ihr blieb nichts anderes übrig. „Lord Blackmore, Sie fangen an, mich zu langweilen. Warum bestehen Sie darauf, mich mit dieser Emily Fairfax zu verwechseln?“
„Fairchild! Sie heißt.. . Sie heißen Fairchild, das wissen Sie ganz genau!“
„Sie müssen deshalb nicht fluchen“, gab sie sogleich zurück.
Im flackernden Kerzenlicht über ihnen spiegelte sich seine selbstzufriedene Miene wider. „Mir kommt es so vor, als hätte ich Sie das schon einmal sagen hören - in jener Nacht in meiner Kutsche.“
Gütiger Himmel, sie hatte sich bereits verraten. „Ihre Kutsche? Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.“
Die Musik erreichte ihren Höhepunkt und hielt ihn davon ab, sofort zu antworten, aber seine zufriedene Miene änderte sich nicht.
Ist dieses Unternehmen nicht doch sinnlos? dachte sie verzagt. Wie sollte sie damit Erfolg haben? Ihr ganzes Leben lang war ihr beigebracht worden, nicht zu lügen, und jetzt musste sie es auf einmal tun. Vielleicht sollte sie ihm alles offenbaren.
Doch dann würde Lord Nesfield sie fallen lassen. Sie konnte Jordan nicht ihr Geheimnis anvertrauen, denn Lord St. Clair schien ein enger Freund zu sein. Er hatte sie häufig nach Sophie gefragt und schien ihr bisher der Verdächtigste zu sein. Möglicherweise hatte Jordan ihm sogar geholfen, eine Flucht mit Sophie zu planen.
„Kommen Sie, Emily, erzählen Sie mir endlich, worum es hier geht“, forderte er sie auf, sobald die Musik leiser wurde.
Ihr fielen Lady Dundees Worte ein: Lady Emma ist Ihre Maskerade, und Sie sollten vor allem Gefallen daran finden. Es wird keinen Einfluss auf Emily Fairchild haben.
Ja, es war eine Verkleidung, keine Täuschung. Warum sollte es also von Bedeutung sein, wenn sie ihn belog? In jener Nacht in der Kutsche hatte er deutlich gezeigt, dass sie nichts anderes als eine kleine Abwechslung für ihn war. Auch er hatte eine Rolle vor ihr gespielt - ihr Komplimente gemacht und angenehme Dinge gesagt, während er die ganze Zeit über wusste, dass er sie nie mehr wieder sehen wollte.
Sie warf ihm einen kühlen Blick zu. „Mich langweilt dieses Spiel, Lord Blackmore. Bitte erfinden Sie ein anderes.“
Finster sah er sie an, als wollte er sie dazu zwingen, die Wahrheit zu gestehen. Doch als sie nichts hinzufügte, machte er ein entschlossenes Gesicht. „Nun gut. Sie bringen mich dazu, drastischer vorzugehen.“
Sie lachte verunsichert. „Was wollen Sie mit mir machen? Mich foltern? Mich in einen Kerker werfen, bis ich sage, was Sie zu hören wünschen?“
Zum ersten Mal an diesem Abend lächelte er, wenn es sich auch um ein teuflisches Lächeln handelte. „Ich kann mir eine angenehmere Art vorstellen, die Wahrheit von Ihnen zu erfahren.“
Zu spät bemerkte sie, dass sie an der Seite des Saales tanzten, wo Glastüren zu breiten Baikonen hinausführten. Er hatte es geschafft, sie dorthin zu lenken, ohne dass es ihr aufgefallen war.
Er glitt mit ihr ins Freie und blieb dort stehen. Verstohlen warf Emily einen Blick in den Ballsaal zurück und hoffte, dass Lady Dundee sie gesehen hatte. Aber es befanden sich zu viele Leute auf der Tanzfläche, um die Abwesenheit eines Paares zu bemerken.
Sie versuchte, sich aus seiner Umarmung zu lösen. Vergeblich! Er hielt sie nur noch fester und zog sie zu den Stufen, die in den Garten hinabführten.
„Ich dachte, dass Sie tanzen wollten“,
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