Maskerade der Liebe
Blick zu. „Du hast doch nichts dagegen, wenn ich mich jetzt verabschiede, alter Freund?“
Mit einem Lachen machte sich Ian von der jungen Dame los. „Ich spreche Sie von Ihrer Verpflichtung frei, Lady Emma. Obgleich ich mich nur ungern für eine Weile aus Ihrer entzückenden Gesellschaft zurückziehe, werde ich dennoch das Vergnügen genießen, meinen Freund einen Walzer tanzen zu sehen - wahrscheinlich den ersten in seinem Leben.“
Empörung spiegelte sich auf ihrem Gesicht, als Jordan ihr seine Hand reichte. Sie schaute zuerst Ian und dann Lord Blackmore missbilligend an. „Aber wir sind einander kaum vorgestellt worden. Das können Sie nicht tun. Es gehört sich nicht.“
Auch Emily hatte sich über seine mangelnde Schicklichkeit in jener Nacht beklagt. Jordan lächelte und war sich nun noch sicherer. Er überging ihren Protest und legte seine Hand um ihre schmale Taille, die ihm so schmerzlich vertraut vorkam. Er hatte sie schon einmal gespürt und dieselben zarten Lippen gesehen, die auch jetzt wieder bebten.
Er nahm ihre Hand und legte sie auf seine Schulter, wobei er dieselben Worte wiederholte, die er auch damals gesprochen hatte: „Als ob mich das kümmerte!“
Wenn sie sich daran erinnerte, ließ sie es sich jedenfalls nicht anmerken. „Aber mich kümmert es“, gab sie zurück. „Vor allem, wenn ein unhöflicher Mann sich nicht an die Regeln hält.“
Jordan hielt sie noch fester, als sie versuchte, sich von ihm loszumachen. „Entschuldigen Sie, meine Liebe, aber dieser unhöfliche Mann wird seinen Walzer bekommen. Alle beobachten uns, und wenn Sie mich zurückweisen, wird man schon morgen überall über Sie klatschen.“
Er spürte bereits, wie die Leute um sie herum aufmerksamer wurden. Ian war nicht der Einzige, der den Earl of Blackmore interessiert beobachtete, wie er seine Regel, niemals mit einer unschuldigen jungen Dame zu tanzen, brach.
Jordan sah, dass auch sie sich der Blicke, die auf ihnen ruhten, deutlich bewusst war. Ihre Hand zitterte, wenngleich ihre Schultern ruhig blieben.
„Ich sehe, dass wir einander ausgezeichnet verstehen“, sagte er glatt.
Er hatte gerade noch Zeit, zu sehen, wie ihre äußerst hübschen Augen zornig funkelten, bevor die Musik schneller wurde und er sie herumwirbelte. Er warf ihr ein triumphierendes Lächeln zu und zog sie fast unanständig nahe an sich heran.
Als sie ihm daraufhin bei der nächsten Drehung mit Wucht auf den Fuß trat, musste er lachen. Wenn sie glaubte, dass sie ihn besiegen würde, irrte sie sich. Irgendwie würde er schon herausfinden, was hier vor sich ging. Weder kleinliche Angriffe noch ihr Verwirrspiel würden ihn davon abhalten.
5. KAPITEL
Törichte Augen, hemmt eure Flut,
Der Liebe kommt Wein, nicht Wasser, zugut':
Bei Tisch dann leuchte hell euer Licht,
Frohsinn und Charme, das fällt ins Gewicht.
Martha Sansom, Lied
So ein Pech, dachte Emily, während sich Jordan geschickt mit ihr durch die Menge der modisch gekleideten Lords und Ladys bewegte. Er sollte nicht hier sein. Oder sie wieder erkennen. Oder sich im Takt der Musik mit ihr drehen. Nein, so war das nicht geplant gewesen.
Sie hätte stärker widersprechen sollen, als er sie fragte oder ihr vielmehr befahl, mit ihm zu tanzen. Lord St. Clairs plötzlicher Sinneswandel hatte sie verwirrt. War es für einen Mann angebracht, einem anderen eine Frau zu überlassen? Sie glaubte es nicht. Aber wer wusste schon, welche Regeln für Leute wie den Earl of Blackmore und den Viscount St. Clair galten?
Was das Ganze noch schlimmer machte, war die Tatsache, dass Jordan ein ausgezeichneter Tänzer war. Während ihrer Übungsstunde mit dem ungelenken Lord Nesfield war sie häufig gestolpert. Der Marquess hatte ihr dies zum Vorwurf gemacht, was sie auch ohne Murren akzeptierte. Doch mit Jordan glitt sie dahin, als würde sie schweben.
Emily hasste ihn dafür, ebenso wie sie ihn verfluchte, dass er sie so nahe an sich zog. Sie nahm sein rasiertes Kinn und das Wappen der Blackmores auf seiner goldenen Krawattennadel wahr, während seine Schenkel bei den Drehungen die ihren berührten.
Wie immer sah er markant und sehr männlich aus. Der Earl of Blackmore trug keine alberne Satinhose - o nein! Sein Cut und seine Hose waren aus teurem Kaschmir, die graue Weste und die helle Krawatte fielen durch ihre Schlichtheit mehr auf als eine der extravagant bestickten Westen, wie sie die anderen Männer im Saal anhatten.
Wusste er, welche Wirkung er auf sie ausübte? Natürlich tat
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