Maskerade der Liebe
Sie hatte sie gebeten, ihr zu erzählen, was zwischen ihr und Blackmore vorgefallen war, aber Emily war ihren Fragen ausgewichen.
Etwas war geschehen. Ophelia hätte ihr Leben darauf verwettet. Und das bedeutete Unheil. Was sie von Blackmore wusste: Er würde ein harmloses Geschöpf wie Emily verführen und dann einfach fallen lassen. Ophelia wollte nicht, dass dies geschah, denn sie hatte eine echte Zuneigung zu ihr gefasst.
„Was meine erste Frage betrifft“, fuhr sie fort, „so möchte ich wissen, warum sie Sophie hilft, auch wenn sie sich dadurch kompromittiert fühlt. Was hast du gegen die arme Emily in der Hand?“
„In der Hand?“ Er plusterte sich wie ein Wiedehopf auf. „In der Hand. Ihr Vater hat seine Stellung durch mich bekommen. Es besteht vielleicht eine kleine Verpflichtung. Das ist das einzige Druckmittel, wenn man es so sagen will.“ Randolph warf ihr einen raschen Blick zu und meinte: „Außerdem hast du Miss Fairchild sicher schon dieselbe Frage gestellt. Du musst ja deine Nase immer in fremde Angelegenheiten stecken. Was hat sie dir denn erzählt?“
O ja, er hatte etwas zu verbergen. „Sie sagt mir nichts, wie du sicher weißt. Dank dir vertraut sie keinem von uns.“ Erleichtert erhob er sich und ging zum Kamin. „Unsinn! Sie kennt ihre Pflicht, das ist alles.“
Ophelia seufzte. Sie sollte ihn eigentlich weiter bedrängen. Aber sie hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass Randolph, wenn er einmal in die Enge getrieben worden war, selbst den Biss einer tödlichen Schlange riskieren würde, bevor er etwas gestand.
Allerdings konnte sie ihr Glück bei Emily versuchen. Das Mädchen verabscheute Lügen - so viel war klar. Wenn Ophelia doch nur ihr Vertrauen gewinnen könnte . . .
Als wäre sie gerufen worden, trat in diesem Augenblick Emily ein, sie war bereits für das Frühstück bei Lady Astramont gekleidet. Zufrieden bemerkte Ophelia, dass sie das rosefarbene zugeschnürte Batistkleid gewählt hatte. Emily besaß ein natürliches Stilempfinden, das alles viel einfacher machte.
Sie warf einen schnellen Blick auf Randolph, der ins Feuer starrte und seinen Rücken der Tür zugewandt hatte, und ging dann zu Ophelia, der sie einen kleinen Musselinbeutel reichte.
„Das ist für Ihren Fuß“, sagte sie leise. „Mischen Sie diese Kräuter mit heißem Wasser. Sie sind ausgezeichnet, um wunde Füße darin zu baden.“
Lächelnd nahm Ophelia den Beutel entgegen. „Ich danke ihnen, meine Liebe. Es ist sehr freundlich von Ihnen, mir das zu geben.“
Randolph wirbelte herum. „Was? Was flüstert ihr zwei da?“
Rasch verbarg Ophelia den Beutel in den Falten ihre Kleides. „Sie hat mir einen guten Morgen gewünscht, du Narr. Was dachtest du denn?“
„Es wird auch Zeit, dass Sie endlich kommen“, fuhr er Emily an. „Sie haben mich die ganze Nacht warten lassen. Setzen Sie sich. Ich will einen genauen Bericht.“ Vorsichtig ließ Emily sich auf dem Rand eines Sessels nieder, damit ihr Kleid nicht zerknitterte. „Wie viel hat Ihnen Lady Dundee erzählt?“
„Überhaupt nichts! Wer hat mit Ihnen getanzt? Hat sich jemand nach Sophie erkundigt?“
„Lassen Sie mich überlegen. Ich tanzte mit Mr. Pollock, Lord St. Clair, Lord Wilkins, Lord Radcliffe, Lord Blakely und Mr. Wallace. “
Wie seltsam, dass sie Blackmore nicht erwähnt, dachte Ophelia. Hatte sie nicht auch mit dem Earl getanzt? Sie war sich nicht sicher.
„Alle haben sich bedauernd über Sophies Erkrankung geäußert“, fuhr Emily fort. „Doch nur Lord St. Clair und Mr. Pollock schienen besonders interessiert zu sein. Beide fragten wiederholt, wann sie wieder ausgehen könne. Und; wie Sie wissen, hat sich Lord St. Clair gestern nach ihr erkundigt.“
„Ja, das ist richtig. Und ich finde es merkwürdig. St. Clair ist mir ein Rätsel. Ich habe gehört, dass er sich aus einem geheimnisvollen Grund, über den niemand sprechen möchte, mit seinem Vater zerstritten hat. Er war mehrere Jahre lang nicht in England, keiner weiß, wieso. Erst letztes Jahr kam er zurück. Ich habe die schrecklichsten Geschichten über seine Erlebnisse auf dem Kontinent gehört.“
Natürlich glaubt Randolph jedes Wort, dachte Ophelia. Sein eigener Sohn war auch auf den Kontinent geflohen, weshalb er jeden anderen jungen Mann, der dasselbe tat, sogleich verdächtig fand.
Randolph begann, im Salon auf und ab zu gehen, wobei er seinen Stock immer wieder in den Teppich stieß. „Will haben uns einmal unterhalten, und ich sagte ihm, dass er
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