Maskerade der Liebe
Drydens geschah?“
Sehr interessant, dachte Ophelia. „Was passierte denn dort, Randolph?“
„Dieser Schuft tanzte mit meiner Sophie. Jemand mit solch einem schlechten Ruf wagt es, ein unberührtes Mädchen wie Sophie anzufassen! Es war ungeheuerlich, was ich ihm auch gesagt habe, als ich sie aus seinen Fängen riss.“ Ophelia konnte sich gut vorstellen, was für eine hässliche Szene ihr Bruder gemacht hatte.
„Lord Blackmore sprach gestern Abend nur kurz mit mir“, erklärte Emily. „Und Sophie hat er gar nicht erwähnt.“
„Das würde er auch nicht“, knurrte Randolph. „Er ist ein schlauer Fuchs. Aber er kommt eher als die beiden anderen infrage, davon bin ich überzeugt.“
„Mach dich nicht lächerlich, Randolph. Warum sollte Blackmore versuchen, mit Sophie zu fliehen?“
Der Earl hatte zwar eindeutig seine Aufmerksamkeit einer Frau geschenkt, aber Ophelia war überzeugt, dass es sich nicht um ihre verschüchterte Nichte handelte. „Dieser Mann ist kein Glücksritter. Außerdem kann er jede Erbin haben, wenn er nur mit den Fingern schnippt. Er muss sich also Sophies wegen nicht deinen Zorn auf sich ziehen.“ Randolph lehnte sich auf seinen Stock und machte ein böses Gesicht. „Ich behaupte auch gar nicht, dass er sie heiraten will. So jemand wie er findet ein Vergnügen daran, Frauen zu schänden.“
„Also wirklich, Randolph!“ mahnte Ophelia.
„Du meinst, dass ich übertreibe? Aber er und ich sind Feinde, und ich habe ihn vor all den Leuten bei den Drydens bloßgestellt. Vielleicht will er sich an mir rächen, indem er den Ruf meiner Tochter ruiniert. Ich würde es ihm jederzeit zutrauen.“
Ophelia versuchte, sich vorzustellen, wie Blackmore kompromittiert wurde, weil ihr Bruder sich wie ein Narr verhalten hatte. Es war allerdings viel wahrscheinlicher, dass Blackmore sich insgeheim darüber amüsiert hatte. „Du hast wirklich den Verstand verloren, weißt du das? Wenn Blackmore Sophie entführt hätte und sich dann weigern würde, sie zu heiraten, wäre er in der guten Gesellschaft auf ewig erledigt. Niemand würde ein solches Verhalten billigen. So etwas hat er noch nie getan, und ich nehme auch nicht an, dass er jetzt damit anfangen wird.“
Randolph wurde bei dieser Aufforderung, logisch zu denken, sichtbar mürrisch. Seine Schwester wunderte sich, wie er bei allem, was Sophie betraf, die Vernunft beiseite schob. Jeder Narr würde erkennen, dass Blackmore sich niemals in dieser Weise rächen würde.
Emily hörte dem Gespräch mit wachsender Unruhe zu. Bisher hatte sie Jordan nie als Sophies möglichen Liebhaber in Betracht gezogen, doch gewisse Erinnerungen ließen sie nun unsicher werden. Seine Küsse, als sie sich in der Kutsche befanden, sein Verhalten ihr gegenüber im Garten. Er tat so, als hätte er für eine junge Unschuld nichts übrig. Aber wenn sie sich und Sophie anschaute, waren es schon zwei, bei denen er es doch versucht hatte.
Und dennoch . . . Würde er sich wirklich dazu hinreißen lassen, den Ruf einer jungen Frau zu zerstören? Ihn schien Lord Nesfields Verhalten auf dem Ball überhaupt nicht getroffen zu haben.
Nein, aus solch niedrigen Beweggründen wie Rache würde er Sophie niemals schaden. Vielleicht hatte er aber doch versucht, mit ihr zu fliehen. Nachdem Lord Nesfield gezeigt hatte, wie entschlossen er eine Verbindung ablehnte, hatte Jordan diese Möglichkeit vielleicht als die einzige angesehen, um bei Sophie Erfolg zu haben.
Selbst sein Benehmen Lady Emma gegenüber verstand sie auf diese Weise. Er hatte sie verdächtigt, weil er eine Falle vermutete. Warum wäre er dann so entschlossen gewesen, sie zu entlarven? Warum wäre es ihm wichtig gewesen, sie als Lügnerin zu überführen? Außerdem war er auf einen „Heiratsmarkt“ gegangen, was ganz und gar nicht zu ihm passte. Hatte er sich nach Sophie umsehen wollen?
Er hatte sich stets gegen eine Ehe gewehrt. Weshalb hätte er Emily und Lady Emma so leidenschaftlich geküsst, wenn er in Wirklichkeit Sophie liebte? Der Gedanke, dass Sophie ihm etwas bedeutete, ließ sie vor Eifersucht erbeben. Nein, das wollte sie nicht glauben.
Vielleicht hatte er sie nur verwirren wollen, um aus ihr herauszulocken, was los war. Sie rieb sich die Schläfen. Jordans wahre Beweggründe zu erraten, bewirkte die schrecklichsten Kopfschmerzen.
Auf einmal bemerkte sie, dass Lady Dundee und Lord Nesfield sie anblickten.
„Alles in Ordnung?“ erkundigte sich Lady Dundee.
Emily lächelte gequält. „Ja,
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