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Maskerade in Rampstade (German Edition)

Maskerade in Rampstade (German Edition)

Titel: Maskerade in Rampstade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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merklich dämmerte, war, zumindest in den zur Straße liegenden Räumen, kein Licht angezündet worden. Kein Rauch aus dem Kamin verkündete einladend, daß die Wirtin in der Küche dabei war, ein warmes Mahl für späte Gäste zu richten. Das Haus erschien zudem zwar nicht gerade verwahrlost, so doch wenig vertrauenerweckend. Es war fast völlig von Efeu überwachsen. Die mit Blei gefaßten kleinen Fensterscheiben waren beinahe blind. Die morsche Eingangstür stand offen und knarrte in ihren verrosteten Angeln. Auch das Wirtshausschild quietschte bei jedem Luftzug. »Zu den drei Bettlern« war darauf zu lesen. Und das Bild, das drei, kaum mehr erkennbare, zerlumpte Gestalten zeigte, wirkte auch nicht eben einladend. Ich blickte mich noch einmal um, ob es nicht doch ein menschliches Wesen gäbe, das mir helfen könnte und das mir den Weg in das Gasthaus ersparen würde. Aber es war niemand zu sehen.
    Also trat ich durch den niederen Türstock in die düstere Schankstube. Ich sah mich um und mein mulmiges Gefühl verstärkte sich, als ich sie völlig verlassen vorfand. Ich nahm all meinen Mut zusammen und rief nach dem Wirt. Hörte mich denn niemand? Jedenfalls erschien auf mein Rufen nur ein Hund. Ein Mischling nicht näher erkennbarer Rasse, der michmit tränenden Augen musterte. Dann trottete er gemächlich näher und beschnupperte mich eingehend. Ich schien ihm vertrauenswürdig zu sein, denn er legte sich zu meinen Füßen und erwartete sichtlich, von mir gestreichelt zu werden.
    »Na, wo ist denn dein Herr?« fragte ich ihn, während ich mich hinabbeugte, um seinen Kopf zu tätscheln.
    Da vernahm ich plötzlich ein lautes Lachen. Ich fuhr auf und stellte fest, daß Stimmen und Gelächter durch eine verschlossene Türe an der Stirnseite des Schankraumes drangen. Das Haus war also doch nicht völlig verlassen. Vielleicht hatte ich mit meinem Anliegen zu guter Letzt doch noch Glück. Ohne lange nachzudenken durchquerte ich den Raum und drückte die Klinke der Tür zum Hinterzimmer herunter.

II.
    Als ich eintrat, brach jedes Gespräch jäh ab. Unzählige Augen schienen auf mich gerichtet zu sein. Bei genauerem Hinsehen erkannte ich, daß es fünf Männer waren, die da rund um einen rohgezimmerten Eßtisch zusammensaßen. Sie dürften gerade eine lebhafte Unterhaltung geführt haben, bevor ich sie gestört hatte. Nun starrten sie mich schweigend, mit unverhohlenem Mißtrauen an. Zuerst fielen mir ihre Gesichter auf. Wettergegerbte, unrasierte, verschmutzte Gesichter. Und dann bemerkte ich die abgetragene Kleidung, die mir sonderbar dunkel erschien, als ob sie mit Absicht ihren Träger möglichst unauffällig erscheinen lassen solle. Um ihm zu ermöglichen sich in den Wäldern zu verstecken, ohne von jemandem gesehen zu werden?
    O Gott, fuhr es mir durch den Kopf. Kein Wunder, daß mir auf dem Weg keine Straßenräuber begegnet waren. Sie saßen alle hier beisammen, und ich war mitten in ihr Quartier geraten. Mühsam unterdrückte ich den Impuls, kehrtzumachen und in blinder Hast aus dem Gasthaus zu laufen. Mein Verstand sagte mir, daß das ein sinnloses Unterfangen wäre. Man hätte michschnell eingeholt, lange bevor ich Harry und Mally erreicht hätte. Und auch die beiden hätten mir nicht helfen können. Nein, ich mußte ruhig und überlegt handeln. Vielleicht konnte ich sie damit beeindrucken, daß ich mich kühl und unerschrokken gab?
    »Guten Tag, meine Herren«, begann ich in einem, wie ich hoffte, Ehrfurcht einflößenden Tonfall. »Würden Sie mir bitte sagen, wo ich hier den Wirt finde?«
    Der Mann, der der Türe am nächsten saß, ein junger, ernsthafter Bursche mit einem beängstigend muskulösen Oberkörper, stand auf und blickte mit verkniffenen Augen auf mich herab. Es schien, als wolle er etwas antworten, wurde aber, ebenso wie ich, davon überrascht, daß ein älterer Mann, der auf der Bank an der Längsseite des Tisches lümmelte, damit begann, meine Worte zu wiederholen: »Guten Tag, meine Herren!« meckerte er mit verstellter Stimme, die wohl meine nachahmen sollte. »Guten Tag, meine Herren!«
    Ich verlor beinahe die Fassung. Was hatte dieses seltsame Verhalten zu bedeuten?
    »Ach, halt’s Maul, du Esel!« murrte der Mann, der aufgestanden war, ungeduldig und wandte sich dann an mich: »Beachten Sie ihn gar nicht Der Alte ist besoffen wie eine Auster. Ich weiß auch nicht, warum wir den überhaupt mitgenommen haben. Er wird uns noch die ganze Tour vermasseln.«
    »Guten Tag, meine Herren!«

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