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Maskerade in Rampstade (German Edition)

Maskerade in Rampstade (German Edition)

Titel: Maskerade in Rampstade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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wiederholte der Alte unbeeindruckt.
    »So gib ihm doch endlich eine auf’s Maul, Jeff!« brüllte der Mann neben mir. Jeff war vermutlich der kleine Bursche mit dem breitkrempigen, speckigen Hut, der neben dem alten Mann auf der Bank saß. Er hielt sich zwar nicht genau an den Befehl, doch schlug er dem Alten so heftig mit der flachen Hand auf den Rücken, daß dieser das Nachäffen bleiben ließ und, nach einem lauten Rülpsen, in dumpfes Brüten versank.
    Ein Blick auf den Tisch überzeugte mich, daß auch die anderen Anwesenden kräftig dem Alkohol zugesprochen hatten. Zahlreiche Krüge standen auf der ungehobelten Tischplatte,halbvolle Flaschen, zum Teil verschüttete Gläser. So war es nicht verwunderlich, daß keiner mehr nüchtern zu sein schien.
    »Sagten Sie wirklich, daß Sie den Wirt suchen?« fragte der große Mann neben mir. Da meldete sich der Kleine zu Wort, der Jeff genannt wurde.
    »Glaub’ ihr kein Wort, Sam«, sagte er.
    »Sie suchen also den Wirt«, wiederholte der große Sam, ohne auf Jeff zu achten. »Wissen Sie, das erscheint uns doch ein wenig seltsam.« Nachdenklich kratzte er sich am Hinterkopf.
    »Was soll daran seltsam sein?« fuhr ich ihn an. Mir schien vielmehr das Verhalten dieser Männer seltsam.
    »Und sie wissen wirklich nicht, wo er ist, der Wut, meine ich?« wollte Sam wissen.
    »Kann nicht sein, daß sie den Wirt sucht«, meinte nun der, der an der Stirnseite des Tisches saß. Er blickte dabei gedankenverloren in sein Glas, während er langsam das dunkle Getränk, das sich darin befand, von einer auf die andere Seite schwappen ließ. »Kann gar nicht den Wirt suchen, wenn du mich fragst. Jeder weiß doch, daß…«
    In diesem Moment wurde er durch seinen Sitznachbarn unterbrochen, der sich plötzlich erhob. Er war vermutlich zu betrunken, um dem eigenartigen Gespräch zu folgen, das da in dem kalten Hinterzimmer im Gange war. Nun schien er sich jedoch plötzlich an gewisse Formen von Höflichkeit zu erinnern. Jedenfalls sprang er auf, verbeugte sich, soweit er dazu in der Lage war und murmelte von heftigem Schluckauf begleitet: »John Finch, Mylady. Immer zu Ihren Diensten.«
    Dann versagten ihm die Knie, und er sank zurück auf die Holzbank, wobei sein kahler Schädel auf der Tischplatte aufschlug. Dieser Schmerz schien ihm den Rest zu geben. Er blieb so liegen, wie er hingefallen war, und rührte sich fortan nicht mehr. Von dieser seltsamen Vorstellung belustigt wurde ich für kurze Zeit von der Gefahr abgelenkt, in der ich mich befand. Doch dieses Bewußtsein kehrte schlagartig zurück, als der Mann, der an der Stirnseite saß, an Sam die Frage richtete: »Was sollen wir mit ihr tun?«
    »Ich glaube, zuerst müssen wir sie einmal ausfragen«, beschloß Sam. »Dann wird uns sicher etwas einfallen.«
    Hilfesuchend blickte ich mich um. Da fiel mein Blick auf eine Bank an der gegenüberliegenden Wand. Dort saß ein Bursche, die angewinkelten Beine auf die Sitzfläche gestellt, im schwachen Schein der untergehenden Sonne, die fahl durch ein Fenster über seinem Kopf in den Raum drang. Er hatte ein Buch auf den Knien und schien völlig darin vertieft zu sein. Er tat, als würden ihn die Geschehnisse um ihn nicht interessieren. Und doch hatte ich das Gefühl, daß er genau zuhörte, was sich Sam und der Mann an der Stirnseite zu sagen hatten. So als habe er meinen Blick gespürt, hob er nun seinen Kopf, und ich begegnete seinem klaren, offenen Blick. Als einziger der Männer im Raum machte dieser Bursche einen gepflegten Eindruck. Zwar war auch seine Kleidung nicht fleckenlos sauber und zudem reichlich verknittert, als habe der Bursche den ganzen Tag im Sattel zugebracht. Und doch hob er sich wohltuend von den anderen Gestalten ab. Hätte ich ihn nicht hier in dieser Räuberhöhle angetroffen, so hätte ich ihn vermutlich für den Reitknecht eines vornehmen Gutes gehalten.
    »Wenn Sie sich dort drüben hinsetzen wollen, Miss«, unterbrach Sam meine Gedanken und wies auf einen freien Stuhl, der direkt neben dem zweiten Fenster an der Stirnseite des Tisches stand. »Wir möchten uns mit Ihnen unterhalten.«
    Ich hatte nicht vor, den beruhigenderen Platz direkt neben der Eingangstüre zu verlassen, um mich inmitten der Männer niederzusetzen. Und überhaupt: Ich wollte Hilfe für die verunglückte Kutsche finden. Es blieb nur mehr wenig Zeit bis zum Hereinbrechen der Dunkelheit, und diese wollte ich keinesfalls damit vergeuden, irgendwelchen Schwachsinnigen unnötige Fragen zu

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