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Maskerade in Rampstade (German Edition)

Maskerade in Rampstade (German Edition)

Titel: Maskerade in Rampstade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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verhindern, daß man mich mit Sam und den anderen zurückließ.
    »Halt, Heir Hauptmann!« rief ich daher, ohne weiter nachzudenken. Der Neuankömmling, der sich schon darangemacht hatte, den Schankraum zu durchqueren, blieb einige Augenblicke regungslos stehen, dann drehte er sich langsam um und kehrte in das Hinterzimmer zurück. Er hatte seinen Hut abgenommen und seine dunklen, fast schwarzen Augen musterten mich mit einer Mischung aus Erstaunen und unverhohlener Belustigung. Es war wohl diese Belustigung, die mich dazu trieb, jede Vorsicht fallenzulassen. Eigentlich hatte ich doch den Anführer höflich ersuchen wollen, mich gehen zu lassen. Doch nun spürte ich, wie mein Temperament mit mir durchging: »Wie können Sie es wagen., mich hier mit Ihren ungehobelten Leuten zurückzulassen?« fuhr ich ihn an. »Sie müssen doch bemerkt haben, daß man mich gegen meinen Willen festhält.«
    Mit diesen Worten hatte ich erreicht, daß die Belustigung aus den dunklen Augen verschwand. Er warf Sam einen durchdringenden Blick zu und hob fragend eine Augenbraue. Sam überragte seinen Anführer um Haupteslänge, und wenn man seine starken Arme sah, dann konnte er es an Kraft mit diesem sicher aufnehmen. Und doch war er nun überraschend kleinlaut und die Arroganz, die er mir gegenüber an den Tag gelegt hatte, war verschwunden: »Die Lady fragte nach dem Wirt, Sir«, erklärte er stammelnd, »und da dachten wir, es sei nicht verkehrt ein bißchen nachzufragen, wo doch der alte Styrabaker…«
    Er unterbrach sich, da sich der Hauptmann schon wieder mir zugewandt hatte: »Sie suchten den Wirt?« fragte nun auch er, und seine Stimme klang überraschend angenehm. Seine Sprache war ohne eine Spur des breiten Yorkshire-Dialekts, der seinen Mannen eigen war. Und doch schien auch er so schwer von Begriff zu sein wie diese.
    »Was erscheint Ihnen daran so seltsam?« fragte ich ungehalten. »Es ist doch keineswegs abwegig, in einem Wirtshaus einen Wirt zu erwarten, oder doch?«
    »Nein, natürlich nicht«, gab der Mann zu. »Das Ungewöhnliche daran ist, daß ihn eine junge Dame sucht Eine Dame ohne jede Begleitung, wenn ich mich nicht irre.«
    Dieser Vorwurf war berechtigt und vielleicht ärgerte er mich gerade deshalb. Wie kam dieser Mann dazu, mir Vorschriften zu machen?
    »Vor dem Haus steht keine Kutsche. Deshalb vermutete ich, Sie seien mit den Männern hergekommen und dienten zu ihrer …« Er unterbrach sich und fuhr dann mit einem Lächeln fort: »… Unterhaltung.«
    »Nein, das bin ich nicht und das tue ich auch nicht!« rief ich empört »Ich bin zu Fuß gekommen. Alleine.«
    Der Fremde hob erneut eine Augenbraue. »Ach, tatsächlich?« fragte er erstaunt. Dann ließ er seinen Blick auf meine verschmutzten Rocksäume gleiten, bemerkte meine unansehnlichen, durchweichten Stiefelchen und schien mir zu glauben.
    »Wo liegt denn die Kutsche?« fragte er.
    »Wir haben einen Unfall gehabt…«, begann ich zu erklären.
    Der Mann nickte. »Das dachte ich mir schon«, sagte er. »Allzuweit entfernt kann das nicht passiert sein, wenn Sie den Weg hierher zu Fuß gewagt haben. Sagen Sie mir, aus welcher Richtung Sie kamen, damit ich entscheiden kann, wie man Ihnen am besten hilft.«
    Ich schnappte nach Luft. Damit er entscheiden konnte!
    »Danke, ich komme gut alleine zurecht«, verkündete ich trotzig, schürzte meine Röcke und schickte mich an, erhobenen Hauptes an ihm vorbei hinauszurauschen. Seltsamerweise war ich sicher, daß er mich nicht aufhalten würde. Und er tat es auch nicht
    »Natürlich«, sagte er statt dessen und verbeugte sich leicht, während ich an ihm vorüberging.
    Die anderen sprachen kein Wort. Ich war gerade dabei, die Schankraumtür zu öffnen und mich zu fragen, was ich wohl weiter unternehmen sollte, als mich die Stimme des Anführers veranlaßte stehenzubleiben.
    »Sie wollten sich an den Wirt wenden, da Sie Hilfe brauchten«, sagte er ruhig.
    Ich erschrak, da er so dicht hinter mir stand. Ich hatte nicht bemerkt, daß er mir gefolgt war.
    »Nun ist der Wirt nicht da. Hilfe brauchen Sie doch trotzdem.«
    Ich wandte mich um und blickte ihm direkt ins Gesicht, das ich wegen der inzwischen hereingebrochenen.Dunkelheit nur schemenhaft erkennen konnte. Ich hatte noch nie einen Straßenräuber gesehen. Und nach den Geschichten, die Mally mir erzählt hatte, hatte ich mir brutale, verwegene Burschen vorgestellt. Männer, denen man ansah, daß sie stahlen, brandschatzten, daß sie nicht davor zurückschreckten,

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