Mass Effect 01 - Die Offenbarung
erwartet hatte. Qian verstand sofort, was sie gefunden hatten. Er erkannte, dass die Entdeckung weit über batarianische oder menschliche Interessen hinausreichte. Ihm wurde bewusst, dass diese Entdeckung fundamentale Auswirkungen auf die gesamte Galaxis haben würde, und er hatte sich fortan vollständig der Erforschung des Artefakts gewidmet.
Aber an Tagen wie heute fragte sich Edan, ob er nicht einen Fehler gemacht hatte.
„Ihre Leute sind Idioten", stellte Qian fest. „Sie wissen, dass sie ohne mich keinerlei Fortschritte erzielen werden. Die können ja kaum einfache Messungen durchführen und simpelste Daten sammeln, ohne versehentlich die Werte zu verdrehen."
Der Batarianer seufzte. „Das ist doch nur vorübergehend. Nur bis der Spectre weg ist. Danach bekommen Sie alles, was Sie wollen: unbeschränkten Zugang zum Artefakt, ein Labor direkt auf der Oberfläche des Planeten und alle Gerätschaften und Assistenten, die Sie benötigen."
Qian schnaubte. „Das allein wird auch nichts nützen. Ich brauche Experten aus dem Bereich. Leute, die schlau genug sind, um zu wissen, was sie tun. Wie mein Team auf Sidon."
„Das Team ist tot!", brüllte Edan, der jetzt die Beherrschung verlor. „Sie haben dabei geholfen, wissen Sie noch? Wir haben sie in Asche und Dampf verwandelt."
„Nicht alle", erwiderte Qian lächelnd. „Nicht Kahlee Sanders."
Edan verstummte augenblicklich.
„Ich weiß, wozu sie fähig ist", erklärte Qian. „Ich brauche sie bei diesem Projekt. Ohne sie werden wir um Monate, vielleicht Jahre zurückgeworfen."
„Sollen wir ihr eine Einladung schicken?", fragte Edan sarkastisch. „Ich bin mir sicher, sie würde begeistert sein, wenn wir sie fragen."
„Ich habe nicht gesagt, dass wir sie fragen sollen", antwortete Qian. „Schnappen Sie sie sich einfach. Wir werden schon einen Weg finden, sie auf unsere Seite zu ziehen. Ich bin mir sicher, Sie haben Leute, die sehr überzeugend sein können. Achten Sie nur darauf, ihre kognitiven Fähigkeiten nicht zu beeinträchtigen."
Edan nickte. Vielleicht war der Doktor gar nicht so unvernünftig, wie er gedacht hatte. Allerdings gab es da noch ein Problem.
„Und wie sollen wir sie finden?"
„Ich weiß es nicht." Qian zuckte mit den Schultern. „Ich bin mir sicher, dass Sie das herausfinden werden. Vielleicht können Sie ja diesen Kroganer hinter ihr herschicken."
17. KAPiTEL
Zum zweiten Mal in genauso vielen Wochen ging Botschafterin Goyle durch die üppigen Felder des Präsidiums, um sich mit dem Rat der Citadel zu treffen. Beim letzten Mal war sie einbestellt worden, um wegen der Verletzung des Kodex der Citadel gemaßregelt zu werden. Diesmal war sie diejenige, die das Treffen gewünscht hatte.
Wie zuvor kam sie an dem plätschernden See vorbei, der das Herzstück der ländlichen Idylle war. Wieder passierte sie die Nachbildung des Masseportals. Als sie mit dem Aufzug zur Spitze des Citadel-Turms fuhr, erlaubte sie sich, die Aussicht zu genießen.
Bei ihrem letzten Besuch hatte sie einen Sieg errungen, indem sie den Rat herausgefordert hatte. Aber aus ihrer langen Laufbahn als Diplomatin wusste sie, dass Stärke nicht das einzige Mittel war. In der Galaxis bekam die Allianz mittlerweile den Ruf, aggressiv und auf Konfrontationen aus zu sein. Ihre letzte Aktion hatte sicherlich dazu beigetragen, diese Ansicht in den Köpfen der Ratsmitglieder zu festigen. Heute würde sie ihnen eine andere Seite der Menschheit präsentieren.
Als sie oben angekommen war, trat sie aus dem Aufzug, ging an den Ehrenwachen vorbei und stieg die Stufen zum Bittstellerpodium hinauf. Einen Augenblick später erschienen die Ratsmitglieder von irgendwo hinter den erhobenen Plattformen am anderen Ende der Kammer und nahmen mit bedächtigen Bewegungen ihre Sitze ein.
Die Körpersprache anderer Spezies zu lesen war nicht leicht. Aber die Botschafterin hatte sich diese Fähigkeit hart erarbeitet. Sie erkannte an der steifen und förmlichen Haltung des Rates, dass sie ein ebenso unerfreuliches Treffen wie das letzte erwarteten. Innerlich lächelte sie. Sie ahnten nichts. Den Rat zu überraschen, würde ihr einen Vorteil in den Verhandlungen einbringen.
„Willkommen, Botschafterin Goyle", begrüßte die Asari sie, nachdem alle ihre Plätze eingenommen und die holografischen Projektoren und die Verstärker eingeschaltet waren.
„Vielen Dank für den Empfang", antwortete Goyle.
„Trotz unserer Meinungsverschiedenheiten bei dem letzten Treffen sind Sie doch immer
Weitere Kostenlose Bücher