Mass Effect 02 - Der Aufstieg
mich krank“, sagte Lemm. Wenn er nicht seinen Gesichtsschutz getragen hätte, vermutete Golo, hätte er auf den Boden gespuckt. „Ich sollte dich jetzt auf der Stelle töten.“
„Ich weiß nicht, was der Mannschaft der Cyanid zugestoßen ist“, sagte Golo schnell, bevor Lemm sich so in seine Wut hineinsteigerte, dass er tatsächlich den Abzug durchzog. „Aber ich kenne jemanden, der dir weiterhelfen kann.“ Er zögerte, dann fügte er hinzu: „Gib mir fünfhundert Credits, und ich verrate es dir.“
Lemm hob das Gewehr weiter an. Dann trat er vor, bis der Lauf fest gegen die Maske des Quarianers gepresst wurde.
„Wie wäre es, wenn du mir das umsonst sagst?“
„Pel hat ein Lagerhaus im Talon-Distrikt gemietet“, sprudelte es aus Golo hervor. Lemm trat einen halben Schritt zurück und senkte das Gewehr.
„Bring mich dorthin. Sofort.“
„Sei nicht dumm“, zischte Golo. „Was ist, wenn er Wachen aufgestellt hat? Was, glaubst du, werden die tun, wenn sie zwei Quarianer sehen, die die Straße zu ihrem Versteck hinunter kommen? Das musst du cleverer angehen“, sagte er. Seine Stimme nahm dabei den aalglatten Klang des geübten Händlers an. „Ich kann dir verraten, wo das Lagerhaus ist, aber das ist der leichte Teil. Du musst es auskundschaften. Finde heraus, was darin vor sich geht, bevor du es betrittst. Du brauchst einen Plan, und dabei kann ich helfen.“
„Ich dachte, es kümmert dich nicht, was aus der Migrantenflotte wird? Warum willst du mir plötzlich helfen?“, fragte Lemm misstrauisch.
„Ich könnte behaupten, dass ich das tue, weil ich mich schuldig fühle, die Cyanid aus Versehen in eine Falle gelockt zu haben“, erklärte Golo und entwarf eine neue Halbwahrheit. „Aber ehrlich gesagt, glaube ich nur, dass es die beste Art ist, dich davon abzuhalten, dein Gewehr wieder in mein Gesicht zu halten.“
Lemm schien mit der Erklärung zufrieden. „Gut, machen wir es so.“
„Lass uns von der Straße verschwinden“, schlug Golo vor, „und irgendwohin gehen, wo es etwas privater ist. In mein Appartement.“
„Führe mich hin“, antwortete Lemm, klappte sein Gewehr zusammen und hängte es in einen Clip auf seinem Rücken.
Golo lächelte unter seiner Maske, als er den jungen Mann aus der Gasse führte.
Pel und seine Leute werden dich in Stücke reißen, Junge. Besonders wenn ich sie zuvor warne, dass du kommst.
15. Kapitel
„Werden Sie uns jemals verraten, wohin wir fliegen?“, fragte Kahlee und riss Grayson aus dem Halbschlaf.
Nachdem das während der Flucht ausgeschüttete Adrenalin allmählich wieder abgebaut worden war, hatte er die Augen nicht mehr offen halten können und war im Pilotensessel eingeschlafen. Das war an sich nicht weiter schlimm, denn einmal auf Überlichtgeschwindigkeit, gab es für ihn sowieso nichts mehr zu tun. Der Autopilot würde ihn per Piepssignal wecken, sobald sie sich dem Masse-Relais näherten, das sie vom Rats-Sektor zum Terminus-System befördern würde.
„Entschuldigung“, murmelte er. Sein Mund war trocken und seine Zunge dick und pelzig. „Ich glaube, ich bin eingedöst.“
Kahlee saß im Sitz neben ihm. Grayson beobachtete, wie sie die Nase rümpfte, als ob ein stechender Geruch in der Luft läge. Erst da schaute er auf sein Hemd und erkannte, dass es sich mit Schweiß vollgesogen hatte. Die säuerlichen Ausdünstungen eines Schnupfers in der ersten Phase des Entzugs. Verlegen und möglichst unauffällig lehnte er sich so weit von ihr weg wie es ging.
„Ich fragte mich gerade, wo wir hinfliegen“, sagte Kahlee und tat taktvoll so, als würde sie nichts riechen.
„Das frage ich mich auch“, bemerkte Hendel von hinten.
Grayson drehte den Sessel herum und sah den Sicherheitschef in der Cockpittür stehen. Seine breiten Schultern blockierten fast vollständig den Blick in die Passagierkabine dahinter.
„Ich dachte, du kümmerst dich um Gillian“, bemerkte Kahlee spitz.
„Sie schläft“, antwortete Hendel. „Es geht ihr gut.“
„Ich habe einen Kontakt auf Omega“, sagte Grayson und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Kahlee zu.
„Omega?“ Schock und Überraschung klangen in ihrer Stimme mit.
„Wir haben keine andere Wahl“, erklärte er grimmig.
„Vielleicht haben wir die doch, denn ich habe Freunde, die uns helfen können. Ich kenne Captain David Anderson persönlich und würde ihm mein Leben anvertrauen. Ich garantiere, dass er Sie und Ihre Tochter schützen kann.“
Zu Graysons Erleichterung verwarf
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