Mass Effect 02 - Der Aufstieg
Baupläne vom Inneren des Lagerhauses besorgt: ein verwirrendes Durcheinander von sich windenden Gängen und Treppen, die hierhin und dorthin führten. Scheinbar dienten sie nur dazu, dass jedermann im Innern die Orientierung verlor. Trotz der verschachtelten Anlage hatte Lemm sich die Blaupausen gemerkt. Einfach ausgedrückt, war die vordere Hälfte des Gebäudes in zwei Etagen aufgeteilt. Auf der ersten Ebene waren Büros zu Unterkünften umgebaut worden. Der zweite Stock bestand zum größten Teil aus kleinen Lagerräumen. Der hintere Teil war eine Garage mit einer Decke, die hoch genug war, dass Kisten und mehrere Fahrzeuge hineinpassten.
Plötzlich rollte das Garagentor hoch, und zwei Geländewagen fuhren hinaus in Richtung des nahe gelegenen Raumhafens. Lemm rührte sich nicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass er gesehen wurde, während er flach auf dem Dach dutzende Meter entfernt lag, war praktisch gleich Null.
„Was machen sie?“
„Holen vielleicht eine Ladung ab“, vermutete Golo.
Lemm überdachte schnell, wie gut seine Chancen standen, jetzt einzusteigen, um sich ein wenig umzusehen, bevor die Söldner zurückkamen. Golo hatte ihm verraten, dass fünf Männer und drei Frauen für Pel arbeiteten. Insgesamt also neun Menschen. Er wusste nicht, wie viele mitgefahren waren. Aber wahrscheinlich waren nur wenige zurückgeblieben, die das Gebäude bewachten. Wenn, wie vermutet, die Mannschaft der Cyanid im Innern gefangen gehalten wurde, dann war das vielleicht die beste Gelegenheit, sie zu befreien.
„Ich gehe rein.“
„Sei nicht dumm“, zischte Golo und packte ihn an der Schulter, als Lemm versuchte aufzustehen. „Doch nicht am helllichten Tage! Die sehen doch, wenn du kommst!“
„Derzeit sind vielleicht zwei oder drei Leute da drin. Die Chancen stehen momentan besser als neun gegen einen.“
„Die Geländewagen könnten jederzeit zurückkommen“, erinnerte ihn Golo. „Dann bist du immer noch in der Unterzahl, und sie überraschen dich.“
Lemm zögerte. Sein Bauch sagte ihm, dass er es machen sollte, selbst wenn der ältere Quarianer recht hatte.
„Bleib beim ursprünglichen Plan. Brich morgen ein. So hast du mehr Zeit zum Planen. Außerdem ist es dann dunkel, und die meisten werden schlafen.“
Seufzend entspannte sich Lemm und übernahm wieder seine Wache. Er mochte es nicht, herumzusitzen und nichts zu tun. Aber Golo hatte wieder recht. Er musste geduldig sein.
Die Wagen kamen weniger als dreißig Minuten später zurück. Sie verschwanden in der Garage, die schweren Stahltore krachten hinter ihnen ins Schloss.
„Wir haben alles gesehen, was wir brauchen“, sagte Golo. „Lass uns gehen. Du musst dich ausruhen, damit du für morgen Nacht bereit bist. Du kannst in meiner Wohnung schlafen.“
Weil Lemm zögerte, fügte Golo hinzu: „Ich weiß, dass du mir immer noch nicht traust. Leg einfach dein Gewehr unters Kissen, wenn du dich dann sicherer fühlst.“
***
Grayson steuerte das Shuttle in einem weiten Bogen auf die Station zu. Die Sensoren erfassten zwei Fahrzeuge, die an der Wand parkten, die die Docks vom Innern der Station trennte. Er nahm an, dass die Wagen Pel und seinem Team gehörten.
Sie landeten sanft. Er stellte die Triebwerke ab, dann ging er vom Cockpit nach hinten, wo die anderen auf ihn warteten.
Hendel und Kahlee standen links und rechts von Gillian. Die drei warteten in der Luftschleuse des Schiffs. Gillian hatte ihr Krankenhausnachthemd gegen eins ihrer alten Sweatshirts und eine Hose getauscht, die sie im Schiff gefunden hatten. Sie war offensichtlich gewachsen, seit sie die Sachen das letzte Mal getragen hatte. Die Ärmel bedeckten gerade die Hälfte der Unterarme, und die Hosenbeine endeten mehrere Zentimeter über ihren Knöcheln. Sie trug immer noch die Sandalen aus dem Krankenhaus.
Gillian lächelte, als Grayson eintraf. Er stellte sich neben sie und platzierte sich absichtlich zwischen seiner Tochter und dem Sicherheitschef, der ihn finster ansah.
„Lassen Sie mich das Reden übernehmen“, ermahnte ihn Grayson und aktivierte die Luftschleuse.
Die Tür hinter ihnen schloss sich und versiegelte den Raum. Zischend glichen die Systeme des Schiffs den inneren und äußeren Druck an. Dann öffnete sich die äußere Tür, und die Landeplattform fuhr aus, über die sie sicher durch das Vakuum des Docks in die Station geleitet wurden.
Grayson und Gillian liefen voraus, Kahlee und Hendel folgten ihnen. Langsam gingen sie die Rampe hinunter, bis sie
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