Mass Effect 02 - Der Aufstieg
den Boden Omegas erreicht hatten. Pel und fünf Leute, die Grayson nicht kannte, warteten auf sie. Drei Männer und zwei Frauen. Alle trugen Rüstung und Waffen. Trotz der militärischen Ausrüstung schienen sie entspannt zu sein. Ein paar lächelten sogar.
„Na, wie geht es dir, Killer?“, sagte der große Mann und trat ihnen entgegen, um sie zu begrüßen.
„Killer?“, hörte Grayson Hendel murmeln, aber er ignorierte den Kommentar und schüttelte Pels ausgestreckte Hand.
„Seid ihr so weit?“, fragte Pel mit einem breiten Grinsen. Sein herzlicher Griff zerquetsche beinahe Graysons Hand. „Sind alle vom Schiff und bereit zur Weiterfahrt?“
„Nur wir vier“, bestätigte Grayson und keuchte atemlos, als er seine Hand frei bekam. Er trat einen Schritt zurück. „Lass mich dir vorstellen …“
Die Worte erstarben in seinem Mund, als Pel und die anderen gleichzeitig ihre Waffen in Anschlag brachten und sie mit einer unmissverständlichen Geste auf die Neuankömmlinge richteten. Ihre gleichgültige Haltung war verschwunden, jetzt wirkten sie hart und gefährlich.
Grayson fluchte im Stillen. Er hatte Pel gebeten, sorgsam vorzugehen, damit Gillian sich nicht aufregte. Er wollte es gerade ansprechen, da erkannte er, dass eine der Frauen ihre Waffe auch auf ihn gerichtet hatte.
„Was soll das, Pel?“
„Alle bleiben ruhig, dann passiert auch niemandem etwas“, warnte Pel. Zu einem der Männer sagte er: „Der große Kerl und das Mädchen sind Biotiker. Setz sie zuerst außer Gefecht.“
Der Mann steckte seine Waffe weg und zog etwas hervor, das wie eine automatische Mehrfachinjektionsnadel aussah. Er trat auf Hendel zu.
„Strecken Sie Ihre Handgelenke aus“, befahl Pel.
Hendel starrte ihn nur an.
„Strecken Sie Ihre Handgelenke aus, oder ich erschieße die Frau“, stellte Pel klar und zielte mit der Pistole auf Kahlees Gesicht. Der Sicherheitschef gab widerstrebend nach und streckte seine Arme mit der Handfläche nach oben aus.
Der Mann nahm die Fingerspitzen und bog sie leicht zurück. Dann presste er die Nadel gegen die ungeschützte Unterseite des Handgelenks. Es gab ein scharfes Geräusch, die unter Spannung stehende Feder dehnte sich aus, und Hendel grunzte leise, als die Spitze der nicht sichtbaren Nadel seine Haut durchstieß und ihm eine unbekannte Droge injizierte. Eine Sekunde später brach er bewusstlos zusammen.
„Hendel!“, schrie Kahlee und sprang vor, um ihn aufzufangen, bevor sein Kopf auf den Boden schlug. Sie schwankte unter seinem Gewicht und fiel zu Füßen des Mannes mit der Nadel. Hendels Körper krachte auf sie.
Der Mann drückte die Nadel gegen ihren Hals. Es gab einen weiteren scharfen Rückstoß von der Feder, und eine Sekunde später fiel Kahlee ohnmächtig um.
„Papa?“, rief Gillian, ihre Stimme zitterte, die Augen vor Angst und Unverständnis weit aufgerissen.
„Das Mädchen!“, rief Pel. „Schnell!“
„Bitte nicht“, bettelte Grayson. Aber sein ehemaliger Partner schaute ihn nicht mal an. Die Frau, die die Waffe auf ihn gerichtet hielt, schüttelte leicht mit dem Kopf und warnte ihn vor einer weiteren Bewegung.
Grob packte der Mann Gillians Handgelenk. Ihr Gesicht verzog sich vor Schmerz, und sie stieß einen langen Schrei aus. Der Mann ignorierte das und rammte ihr das Gerät gegen die Haut. Dann verabreichte er ihr eine Dosis des schnell wirkenden Narkotikums. Gillians Schrei erstarb, und ihre Gesichtszüge entspannten sich, als sie in die Arme des Mannes kippte.
Er legte sie auf den Boden, nicht sanft, aber vorsichtig. Dann kam er zu Grayson.
„Hat er wenigstens gesagt, warum?“, fragte Grayson, ohne sich zu bewegen, während der Mann die Nadel gegen seinen Hals drückte.
„Ich gehorche nicht mehr dem Erleuchteten“, antwortete Pel.
Erneut ertönte das mittlerweile vertraute Federgeräusch, und die Welt verschwand vor seinen Augen, bevor Grayson fragen konnte, was das zu bedeuten hatte.
Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als er erwachte. Aber es fühlte sich an, als ob zumindest ein paar Stunden verstrichen seien. Das vertraute Verlangen nach etwas rotem Sand erwartete ihn bereits, doch es war eher mental als physisch. Roter Sand war eine Droge, die den Körper schnell zu verlassen pflegte. Die physischen Symptome des Entzugs verschwanden normalerweise binnen zwölf bis sechzehn Stunden.
Das war womöglich die gute Nachricht, wenn man bedachte, dass er auf dem Boden einer provisorischen Zelle lag. An der gegenüberliegenden
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