Mass Effect 03 - Vergeltung
ging er zum Gewehr und hob es auf. Dabei keuchte er jedes Mal, wenn er seinen verletzten Fu ß belastete. Immerhin konnte er die Waffe mit seinem ve r wundeten Arm halten. Ihr Gewicht in seinen Hän den sandte Schmerzsch übe durch sein gebrochenes Schlüsse l bein. Doch er hatte keine andere Möglichkeit, sie zu tragen. Nicht, wenn er seine gesunde Hand brauchte, um sein Gewicht an der Wand abzustützen.
Er biss die Z ähne zusammen, humpelte den Gang hinunter in Richtung des Landedocks und hoffte, Grayson noch zu erw i schen, bevor er entkam. Die kollabierte Lunge zwang ihn zu kurzen, flachen Atemzügen, wodurch sein schlurfender Gang für ihn so anstrengend war wie sonst ein Sprint.
Das war kurz bevor die Schmerzmittel, die durch seinen K örper flössen, in den Schnellgang schalteten, den Schock zurüc k drängten und ihm eine nette kleine Dröhnung verpassten.
Bleib konzentriert, Soldat. Keine Pause, bevor die Mission vorbei ist.
Kahlee dachte verzweifelt über einen Weg nach, Grayson zu erreichen. Als sie versucht hatte, ihn d i rekt anzusprechen, hatten die Reaper abgeblockt. Doch dann hatte sie die Reaper gebeten, langsamer zu gehen. Und Grayson musste zumindest ein wenig unterbewussten Einfluss geltend gemacht haben. Es schien fast so, dass die Reaper, wenn sie sich auf etwas Externes konzen t rieren, die interne Kontrolle lockerten, was Grayson eine b e grenzte Freiheit ve r schaffte.
„Warum bist du hier?“, fragte Kahlee. „Was wollt ihr von uns?“
Sie war sich nicht sicher, ob die Reaper antworten w ürden. Sie hoffte nur darauf, sie soweit ablenken zu können, dass Grayson sie bekämpfen konnte. Wie genau, das hätte sie nicht sagen können.
„Wir suchen Erlösung“, sagte Grayson zu ihrer Überraschung. „Unsere und eure.“
„Erlösung? Ist es das, was die Kollektoren tun? Die menschl i chen Kolonisten retten? Ist es das, was ihr mit Grayson gemacht habt?“
„Er wurde umgestaltet. Er hat sich in etwas Gr ö ßeres verwandelt als eine zufällige Anordnung von Zellen und organischem Müll.“
„Diese Zufälligkeit macht ihn einzigartig“, ko n terte Kahlee. „Sie macht ihn zu etwas Besonderem.“
Kahlee bemerkte, dass ihr Tempo gem äßigter und reflektierter wurde. Wenn Grayson immer noch da drin war, wenn er noch Einfluss hatte, dann nutzte er ihn, um die Reaper auszubrennen. Er versuchte, ihr Zeit zu erkaufen, um zu entkommen.
„Warum könnt ihr uns nicht in Ruhe lassen? W a rum lasst ihr uns nicht einfach unser Leben in Frieden leben?“
„Wir sind die Hüter des Zyklus. Die Schöpfer und die Zerstörer. Eure Existenz ist ein Flackern, ein Funke. Wir können ihn au s löschen – oder wir können ihn bewahren. Unterwerft euch uns, und wir können euch unsterblich machen.“
„Ich will nicht unsterblich sein“, sagte sie. „Ich will einfach nur ich sein.“
Sie bewegten sich jetzt fast gar nicht mehr. Grayson hatte es geschafft, ihre eilige Flucht von der Akad e mie fast zum Stillstand zu bringen.
„Organisches Leben lebt, stirbt und ist vergessen. Ihr könnt nichts verstehen, was darüber hinausreicht. Doch es gibt eine Ebene der Existenz jenseits eures Verständnisses.“
Etwas, an dem, was Grayson sagte, kam ihr merkw ürdig vor. Sie wusste, er sprach im Auftrag der Reaper, doch es schien, als würde er – oder sie – ta t sächlich wollen, dass sie ihre Position verstand. Es war, als wollten sie sie überreden, mit ihm übe r einzustimmen, doch die Reaper wussten nicht, wie sie ihre A r gumente formulieren konnten, damit Kahlee sie akzeptierte. Aber vielleicht gab es gar keinen Weg für organische Wesen, hyperintelligente Maschinen zu verstehen?
„Wir sind der Gipfel der Evolution“, fuhren sie fort. „Doch wir sehen in eurer Spezies Potenzial. Ihr könnt erhöht werden.
Die Schw äche eures organischen Fleisches kann beseitigt we r den. Ihr könnt euch selbst überwinden.“
Die Worte waren kein richtig zwingendes Arg u ment. Doch sie meinte, eine tiefere Bedeutung darin zu erkennen.
„Euer Verständnis ist genetisch begrenzt. Ihr könnt nicht über die kurze Dauer eurer Existenz hinauss e hen. Doch unser Wissen ist unendlich, so wie wir selbst es sind.“
Je mehr Grayson sagte, desto mehr schienen seine Worte eine tiefere, beinah schon unterbewusste Ebene zu erreichen.
„Die Gesetze des Universums sind unverletzlich. Unabänderlich. Euer Widerstand wird nur zu eurer Auslöschung führen. Was wir sind – was wir tun –, ist
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