Mass Effect 03 - Vergeltung
darauf zu konzentrieren, was Grayson sagte.
Doch sie hatte Probleme, seine Worte zu erfassen. So sehr sie sich auch bem ühte, sie konnte den Mann nicht vom Inhalt seiner Nachricht trennen. War Grayson tot? Hatten sie ihn gefangen genommen?
„An dieser Nachricht hängt eine Datei“, fuhr er mit derselben ruhigen Stimme fort. „Darin steht alles, was ich über Cerberus weiß.“
Graysons monotone Stimme stand in einem scharfen Kontrast zu dem Chaos, das über Kahlee hereinbrach. Alles in ihrem Kopf drehte sich, ihr Magen rebellierte. Die ganze Sache erschien ihr so surreal. Ein Al b traum, aus dem sie nicht erwachen konnte.
„Der Unbekannte ist schlau. Er ist vorsichtig. Er sagt seinen Leuten nur das, was sie wissen müssen. Doch ich weiß mehr, als er glaubt.
W ährend der letzten Jahre, in denen ich für Cerberus gea r beitet habe, habe ich Informationen g e sammelt. Vielleicht wusste ein Teil von mir schon damals, dass ich mich eines Tages gegen den Unb e kannten stellen würde. Oder dass er sich gegen mich stellen w ürde. Vielleicht habe ich das ja unbewusst als eine Art Vers i cherung betrachtet.
Ich habe Namen der Agenten in der Allianz. Wichtige Ei n richtungen und sichere H äuser. Tarngesellschaften, die der U n bekannte besitzt. Jede I n formation, die ich sammeln konnte, wie klein sie auch sein mochte, ist darin enthalten.
Einiges ist mittlerweile vielleicht überholt – Orte ändern sich, neue Agenten kommen dazu. Doch in den richtigen Händen können diese Daten Cerberus echten Schaden zufügen.“
Ein Hoffnungsfunke flackerte in Kahlee. Wenn Grayson noch lebte, konnte sie die Daten, die er ihr geschickt hatte, vielleicht dazu benutzen, herausz u finden, wohin sie ihn verschleppt hatten.
„Versuch nicht, mich zu retten“, fuhr er fort, als könne die Aufnahme ihre Gedanken lesen. „Wenn du das hier siehst, dann bin ich schon so gut wie tot.“
Kahlee sch üttelte den Kopf voll instinktiver, unbewusster Ablehnung.
„Du musst dich selbst schützen. Leite diese I n formationen an jemanden weiter, der Einfluss hat. Der die Macht hat, Cerberus zu jagen. Du musst den Unb e kannten vernichten. Das ist für dich der einzige Weg, wieder in Sicherheit leben zu können.“
Grayson verstummte ein paar Sekunden und runzelte die Stirn. Dann stie ß er ein grimmiges Lachen aus.
„Ich weiß nicht, zu wem du damit gehen kannst“, gestand er. „Ich wünschte, ich könnte es. Cerberus’ Leute sitzen praktisch überall in der Allianz. Jeder, der sich in einer Position mit Macht befindet, könnte für den Unbekannten arbeiten.
Doch du bist schlau. Ich wei ß, dir wird schon etwas einfallen. Sei nur vorsichtig dabei, wem du vertraust.“
Das Ende der Nachricht kam abrupt und übe r raschte Kahlee. Es gab keine letzten Worte, keinen sentimentalen Ab schied. Grayson hatte ihr gesagt, was sie wissen musste, danach endete die Aufnahme einfach.
Mehrere Minuten lang sa ß sie nur in ihrem Stuhl, starrte auf das Standbild von Graysons Gesicht am Ende der Aufnahme und versuchte, die schreckliche Nachricht zu verarbeiten.
Nachdem sie sich wieder gefasst hatte, murmelte sie „wi e derholen“ und sah sich die Aufnahme ein zweites Mal an, um sicherzustellen, dass ihr in dem anfänglichen Gefühlschaos nichts Wichtiges en t gangen war.
Nachdem sie damit fertig war, legte sie eine optische ScanDisk in ihr Terminal und kopierte die I n formationen darauf. Dann stand sie auf, ging zu ihrem Schrank und begann zu p a cken. Sie war nicht in Panik, doch sie f ühlte bei allem, was sie tat, einen g e wissen Druck.
Trotz des Schocks arbeitete sie bereits an einem Plan. Sie konnte nicht an der Akademie bleiben. Das h ätte die Kinder und ihre Kollegen nur in Gefahr gebracht.
Es gab eine Reihe von Leuten, zu denen sie gehen konnte. Sie war eine der brillantesten Wissenschaf t lerinnen der Menschheit. Im Laufe ihrer Karriere war sie mit einer Reihe von Politikern und Milit ärangehörigen in Kontakt gekommen, die ihr zuhören wü r den – und ihr die Geschichte glaubten.
Doch konnte sie einem von denen trauen? Das waren keine Freunde. Im besten Fall Bekannte. Jeder von ihnen konnte f ür Cerberus arbeiten.
Wenn ihr Vater noch gelebt h ätte, wäre sie zu ihm gegangen. Wenn Hendel noch da gewesen wäre, hätte sie ihn um Hilfe gebeten. Doch sie waren alle fort, so wie Grayson.
Es gab nur einen Menschen, an die sie sich wenden konnte. Jemand, den sie seit der Beerdigung ihres Vaters nicht mehr g e sehen hatte und
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