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Massiv: Solange mein Herz schlägt

Massiv: Solange mein Herz schlägt

Titel: Massiv: Solange mein Herz schlägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massiv mit Mariam Noori
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schauten.
    »Hast du dir meine CD angehört?«
    »Nee.«
    »Ich hab sie mitgebracht. Willst du sie dir vielleicht anhören?«
    MC Basstards Label war vielleicht nicht Universal Records, aber immerhin hatte er eine Homepage und war damit weiter als ich.
    »Ja.«
    »Hier.« Ich reichte ihm meine CD.
    »Ich habe aber keinen CD-Player.«
    »Was?«
    »Ja, ist kaputt. Macht aber nix, wir gehen morgen ins Studio, da kannst du live zeigen, was du drauf hast.«
    »Gut.« Mir fiel ein Stein vom Herzen – wenigstens hatte er ein Studio.
    »Dir gefällt also unsere Musikrichtung?« Ich nickte und hoffte, mein Gesicht würde nicht verraten, was ich in Wirklichkeit davon hielt.
    »Sehr gut. Ich hatte nämlich eine Vision, als ich dein Foto sah: Es regnet, es ist dunkel, ein verlassener Friedhof, du, in einem schwarzen Ledermantel mit Springerstiefeln, trägst einen Sarg alleine auf deinen Schultern, deine Stiefel sickern in der Erde ein, Blut läuft dir aus den Ohren … kannst du einen Sarg alleine tragen?«
    »Warum läuft mir Blut aus den Ohren?«
    »Weil du einen Unfall hattest – was für eine blöde Frage. Kannst du einen Sarg alleine tragen?«
    »Woher soll ich das wissen, ich musste noch nie einen Sarg tragen.«
    »Hör mal, ich hab dich nur aus diesem Grund angerufen – weil du aussiehst, als könntest du einen Sarg tragen. Deine Stimme ist nicht so wichtig. Du sollst nur über den Friedhof latschen und einen scheiß Sarg tragen – notfalls können wir die Stimme eines anderen einblenden, aber einen Sarg tragen, das kann nicht jeder.«
    »Ich könnte es versuchen.« Ich wusste nicht, was ich sonst sagen sollte. Er fasste mir an die Oberarme.
    »Sieht massiv aus. Du könnest bestimmt einen Sarg tragen. Einen leeren Sarg, keine Sorge.« Er faltete seine Hände zusammen, als betete er, und schaute hoch, als würde er in einen blauen Himmel und nicht auf eine mit Schimmel und Nikotinresten belegte Decke schauen. Ich überlegte, ob ich tatsächlich einen Sarg alleine tragen könnte, schüttelte den Gedanken sofort wieder ab. Wie konnte ich mir nur vorstellen so etwas Schwachsinniges zu tun?
    »Du wirst der neue Rammstein – der Rammstein für Schwarze!«
    Er klatschte in die Hände, und seine Augen glänzten, als wäre er monatelang durch die Wüste gewandert und endlich auf Wasser gestoßen.
    »Ich bin nicht schwarz.«
    »Was denn sonst?«
    »Naja … braun.«
    »Schwarz, braun, gelb – scheißegal, du bist nicht weiß. Du wirst ein Sprachrohr für alle Braunen in Deutschland!«
    Auf dem Weg zu Ali ließ ich den Tag Revue passieren: Ich hatte eindeutig einen Verrückten mit einer verrückten Idee kennengelernt. Ich hatte mich für morgen mit ihm im Studio verabredet, dabei wusste ich nicht mehr, ob ich da wirklich hingehen wollte. MC Basstard schien alles außer seriös zu sein, aber irgendwie faszinierte er mich auch. Als er von seiner Vision sprach, hatte ich das Gefühl, seine Stimme sprechen zu hören. Nur jemand, der auf seine Stimme hörte, konnte von so einem Schwachsinn überzeugt sein. Vielleicht hatte das etwas zu bedeuten, ob ich nun Musik für die Straße oder für Geister machte – Hauptsache, ich durfte Musik machen. Wenn dieser Exzentriker an mich und seine Visionen glaubte, konnte ich es doch zumindest versuchen. Hatte er gesagt, er könnte notfalls eine andere Stimme einblenden? Das musste ich noch mal mit ihm besprechen. Wie auch immer, was hatte ich schon zu verlieren? Meine Mutter würde sich sowieso nicht meine CDs kaufen, also konnte ich auch von Katzenjammer rappen. Manchmal musste man eben Abstriche machen. Wer weiß, vielleicht hatte ich soeben den Don King des Musikbusiness getroffen, der sieht schließlich auch aus wie ein versiffter Exzentriker und hat aus Muhammad Ali endgültig eine Legende gemacht.
    Am nächsten Nachmittag ging ich wieder zum Prenzlauer Berg. Von dort aus wollten wir zusammen ins Studio fahren. Ich war aufgeregt und freute mich, mein Können unter Beweis stellen zu können, gleichzeitig fürchtete ich, dass danach selbst ein Bastard keine Lust mehr haben würde, mit mir zusammenzuarbeiten. Nach minutenlangem Klingeln machte er mir die Tür auf.
    »Wollen wir los?«, fragte ich.
    »Wohin?«, wollte MC Basstard wissen. Das konnte nicht sein Ernst sein.
    »Ins Studio.«
    »Ja gleich. Immer mit der Ruhe.« Er bat mich rein und meinte, wir würden gleich losfahren. Drei Stunden später saß ich, mit ausgestreckten Beinen, auf der Couch und hörte Gesprächen zu, die

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