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Matharis Kinder (German Edition)

Matharis Kinder (German Edition)

Titel: Matharis Kinder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernadette Reichmuth
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eine Insel in Bewegung gesetzt und über den halben Erdball zu wandern begonnen. Ihre Reise endete vor einer um ein Vielfaches größeren, ihr entgegen treibenden Landmasse. Doch das brachte die Bewegung der Insel nicht zum Stillstand. Eigensinnig drückte sie sich gegen die Küste, verschmolz mit dieser und begann schließlich Erde und Felsen zu einem steilen, wild zerklüfteten Wall hochzutürmen. Mit jedem Atemzug der Großen Mutter wuchs die Mauer weiter, immer weiter, als wollte sie die Pforten des Himmels durchstoßen. 
     
    Torian legte seinen Kopf in den Nacken und spähte zu den schneeweiß in den Himmel aufragenden Spitzen empor. Sie waren nicht überall gleich hoch und auch nicht gleich schroff. Dort, wo sich die Bergkette der Küste entgegen neigte, zeichnete sie sanftere Linien. Dort gab es bestimmt auch für einen alten Mann wie Janael leichter begehbare Wege. Wobei der junge Blumenhüter sich eingestehen musste, dass der alte Lopunier trotz seiner Jahre über eine erstaunliche Ausdauer verfügte. Auch nach drei Tagesmärschen zeigte er kaum Anzeichen von Müdigkeit.  
    An diesem Abend beendete der alte Mann die Tagesreise jedoch bereits vier Stunden nach der Mittags rast.
    „Hier bleiben wir bis morgen früh“, erklärte er, während er seinen Rucksack zu Boden gleiten ließ. Die etwas verwunderten Blicke seiner Gefährten ignorierend, fügte er hinzu: „In zwei Tagen sind wir an der lopunischen Grenze. Doch zuvor müssen wir da hinüber kommen.“ Er wies mit dem Kopf in die Richtung d er schneebedeckten Gipfel. „Da muss ich bei Kräften sein.“ 
    Erst jetzt fiel Torian auf, wie blass der alte Mann war. Während er sich seiner Last entledigte, betrachtete er ihn ver stohlen. Er bemerkte keine weiteren Anzeichen von Erschöpfung an dem alten Mann. Janaels Bewegungen waren unverändert ruhig und selbstsicher.
    Die drei Reisenden wussten um die Geheimnisse ihrer Gefährten. Nach der Wahl hatte der Meister sie über die besonderen Beweggründe seines Beschlusses aufgeklärt. So erfuhr Torian, dass Janael ein lopunischer Flüchtling war. Er hörte zum ersten Mal etwas von den Wandlern, von denen Pariko einer war. Die beiden wiederum wussten von seiner Kindheit, die er weit entfernt von s einer Familie verbracht hatte. Sie wussten sogar von der Besonderheit, die es mit seiner Rüstung auf sich gehabt hatte.  
    Während der letzten drei Tage hatte sich Torian immer wieder gefragt, warum die Wahl ausgerechnet auf ihn gefallen war. Einen Flüch tling in seine Heimat zurückzuschicken machte Sinn, auch wenn dieser das Land schon vor langen Jahren verlassen hatte. Die Vorteile der Fähigkeiten eines Wandlers lagen ebenfalls auf der Hand. Aber er selbst? Was versprach sich der Meister von einem Grünschnabel wie ihm? Eine Frage, auf die er wohl nie eine Antwort erhalten würde. Stolz und Demut zugleich erfüllten ihn. Was auch immer der Meister und mit ihm das ganze peonische Blumenhütervolk von ihm erwartete, er würde alles daran setzen, sie nicht zu enttäuschen. 
    Die Stimme seines alten Gefährten holte ihn wieder auf den Rastplatz zurück. „Na, mein Junge, willst du nicht noch ein wenig mit Träumen warten, bis wir etwas gegessen und das Zelt aufgestellt haben?“
    Das Zelt hatten sie bisher nicht gebraucht. Nur kurze Ruhepausen hatten sie sich bisher gegönnt. Jeder von ihnen wollte diese verwüsteten, schlammüberfluteten Täler so schnell wie möglich hinter sich lassen. Wollte dem Gestank der Verwesung und des verbrannten Fleisches der noch glimmenden Leichenfeuer so rasch als möglich entfliehen.
    Leichenfeuer! Überall brannten sie. Es gab zu wenig Überlebende, um die vielen Toten in der gebührenden Zeit zu beerdigen. Und zu wenig trockene Erde für letzte Ruhestätten.
    Nun, da die drei Blumenhüter den Fuß des Kari-Gebirges erreicht hatten, sahen sie mit dankbaren Augen eine etwas freundlichere Umgebung. Die Baumgrenze lag bereits ein gutes Stück unter ihnen. Hier gab hier es außer Steinen nichts, was die Regenfälle hätten zu Tal reißen können. Im Schutze einiger großer Felsbrocken hatten sogar einige Mathari-Blumen überlebt. Eine davon trug bereits reife Samen in ihrer prall gefüllten Kapsel.
    Janael bückte sich. Mit ehrfürchtiger Behutsamkeit zog er das zarte, silberhäutige Gebilde vom Stängel und steckte es in die Brusttasche seiner Jacke.
    „Die Große Mutter meint es gut mit uns“, sagte er lächelnd, „nun können wir sogar die Regel erfüllen und unseren

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