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Matharis Kinder (German Edition)

Matharis Kinder (German Edition)

Titel: Matharis Kinder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernadette Reichmuth
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rollte sich auf die Seite und versuchte, zu schlafen.      
    Ein leises Klopfen an der Kammertüre weckte ihn aus unruhigen Träumen.
    Es war Zeit zum Aufbruch.
    Torian warf die Bettdecke zurück, setzte die Füße auf den kalten Boden. Das erste fahle Licht des kommenden Tages sammelte sich bereits vor dem Fenster. 
    Rasch schlüpfte der junge Blumenhüter in seine Kleider.
    Ein letztes Mal wandte er sich Pariko zu und stellte erleichtert fest, dass dessen Atem ruhiger ging. Konnte es sein, dass sein Gefährte das Schlimmste überstanden hatte?
    „Leb wohl, mein Freund“, flüsterte Torian.
    Dann verließ er die Kammer.
    In der Küche warteten die beiden Frauen. Janis war bereits reisefertig angezogen. Das Mädchen saß am Tisch und löffelte das Frühstück, einen dicken Brei aus Milch und weich gekochten Getreidekörnern. Obwohl Torian keinen Hunger hatte, begann er ebenfalls zu essen.
    Punja hatte nur eine Tasse vor sich stehen. Ihren geschwollenen, dunkel umränderten Augen war anzusehen, dass sie kaum geschlafen hatte. Sie wich Torians Blick aus. Wagte auch nicht, ihre Tochter anzusehen. Keiner der Drei sprach ein Wort.
    Es wurde eine kurze, schweigende Mahlzeit. Dann war es Zeit, aufzubrechen.
    Die Mutter umarmte ihre Tochter schnell und heftig. Dem jungen Mann, der sie nun mit sich fortnahm, gab sie nur die Hand. Doch sie hielt diese Hand einige Augenblicke lang in ihren rau gearbeiteten Fingern.
    „Bist ein guter Bursche“, murmelte sie, „pass gut auf mein Goldvögelchen auf.“
    Danach gab es nichts mehr zu sagen.
    Punja folgte den beiden jungen Leuten an die Tür, half ihnen, die hoch bepackten Rucksäcke auf den Rücken zu laden. Dann blieb sie auf der Schwelle stehen und sah ihnen nach. Sie stiegen den Hang hinauf, der noch in Dunkelheit lag.
    Zwischen den Berggipfeln stieg das rosa angehauchte Licht der Morgendämmerung auf.
    Kleiner und kleiner wurden die beiden Gestalten. Als Punjas Augen sie nicht mehr ausmachen konnten, ging sie ins Haus zurück und schloss die Türe hinter sich.

     Wie es zu diesem Buch kam …
     
     
    Den Anfang dieser Geschichte schrieb ich für meinen Sohn. Heute würde er als ADS-Kind bezeichnet werden. Zu jener Zeit gab es noch sehr wenig Wissen und noch weniger Hilfe für diese Kinder. Nach erfolgloser Odyssee zwischen Ärzten und Psychologen haben mein Mann und ich uns schweren Herzens entschlossen, unseren Sohn einer Heimschule in wunderbarer Bergwelt anzuvertrauen.
    Aber wie erklärt man einem neunjährigen Kind, dass es fort von daheim muss?
    Schließlich entstand, was nun als Prolog am Anfang dieses Romans steht.
    Für meinen Sohn war es an jenem Abend einfach eines der vielen Märchen, die ich ihm und seiner Schwester vor dem Zubettgehen erzählte.
    Drei Tage später reisten wir für einen ersten Besprechungstermin zu besagter Schule. Auf Anraten des Lehrers und der Betreuerin habe ich meinem Sohn nichts vom Zweck dieses Besuches erzählt.
    Nie werde ich vergessen, wie das Kind aus dem Auto, das uns am Bahnhof abgeholt hatte, ausstieg und sich umsah. Dann schaute es mich an und sagte:
    „Gell Mami, das ist jetzt der stille, heilige Ort, wo Torians Rüstung wieder ganz geworden ist.“
    Es war eine Feststellung, keine Frage.
    In den neun Jahren, die unser Sohn dort verbracht hat, haben wir nie darüber diskutieren müssen, ob es richtig ist, dass er dort ist.
     
    Etwa drei Jahre später fand ich, dass die Ge schichte von Torian, dem Blumenhüter, weiter gehen soll. Besser gesagt, dass sie erst anfängt, wenn er wieder nach Hause zurückgekehrt ist.
     
    So waren in der Folge jedem Wäschepäckchen auch immer eine oder zwei eifrig zusammengeschusterte Schreibmaschinenseiten beigelegt.
    Dann kam das Ganze nach den ersten fünfzig Seiten infolge eines Lebensumbruches zum Stillstand.
     
    Lange haben Matharis Kinder geruht und gewartet, bis für sie die Zeit kam, wieder aufzuerstehen. Machtvoll sind sie aus der Versenkung aufgetaucht und haben mir ihre eindrückliche Geschichte zu Ende erzählt.
     
    Alles musste von Grund auf neu geschrieben werden.
    Nur das Märchen, das meinen Sohn damals in die Berge begleitete, hat seinen unveränderten Wortlaut behalten. Nun hütet es den Angang dieser Geschichte.
     
     
     
     

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