Mathe ist doof
Dadurch waren die Tagesstunden im Sommer län ger als im Winter. Natürlich hätte man den Tag auch in 10 gleiche Zeitabschnitte teilen können. Einen Vorteil hat allerdings die 12 ge genüber der 10: 12 lässt sich ohne Rest u. a. durch 3 und 4 teilen, sich also ganzzahlig dritteln und vierteln, was mit der 10 nicht ge lingt. Die Besonderheit der 12 erkennt man auch an den eigenen Zahlennamen bis dahin und an der Bezeichnung „Dutzend“.
Die weitere Unterteilung der Stunde in 60 Minuten und danach in Sekunden ist ebenso historisch als auch praktisch begründet. Schon die Babylonier schätzten die Vorteile des 60er-Systems. 60 hat näm lich auch sehr viele Teiler. So sind halbe, drittel, viertel, fünftel und sechstel Stunden durch volle Minutenzahlen beschreibbar, und ent sprechendes gilt auch für die Minutenbruchteile.
Bei der Winkelmessung verwendet man ebenfalls bis heute mit 360° für den Vollwinkel eine nicht-dezimale Bündelung.
Bei größeren Zeiteinheiten als Jahre und kleineren als Sekunde greift man dann allerdings wieder auf die dezimalen Staffelungen zurück: Jahrzehnt, Jahrhundert, Jahrtausend und eben Zehntel-, Hundertstel- und Tausendstelsekunde.
Die Bezeichnungen „Minute“ und „Sekunde“ wiederum sind ihrer seits durch reichlich unlogische Ableitungen entstanden. „Pars mi nuta prima“ und „pars minuta secunda“ bedeuten „der erste vermin derte Teil“ und „der zweite verminderte Teil“ (gemeint ist jeweils der Teil einer Stunde).
Die Vorsilbe „min“ ist uns aus Wörtern wie „minus“, „mindestens“, „minimal“ oder eben „vermindern“ bestens bekannt.
Mit der gleichen Logik, mit der die Minute „Minute“ heißt, könnte auch die Sekunde als „Minute“ bezeichnet werden. Hierfür verwen det man nun jedoch einen anderen Teil des Ausdrucks; „secunda“, „zweite“, bekannt aus Wörtern wie „sekundieren“, „sekundär“ oder auch dem englischen „second“.
Mit dieser Logik müsste die Minute also eher „Prime“ heißen.
Aber halt, kennen wir das nicht aus der Musik? Prime, Sekunde, Terz, Quarte , Quinte ?
Nur, leider, wird hier nichts fortwährend kleiner. Im Gegenteil: Diese Ausdrücke bezeichnen Tonabstände, die von null (Prime = 2zwei identische Töne) über einen (halben) Ton der Tonlei ter, zwei, drei usw. immer größer werden!
13. Millionstel, die Hundertstel heißen
Manchmal kombiniert man zwei gültige Regeln und erhält daraus eine logische dritte Regel – die aber leider ziemlich falsch ist.
Regel 1:
Dezi- heißt Zehntel, Zenti- Hundertstel und Milli- Tausendstel.
Regel 2:
ab² ist eine andere Schreibweise für a ∙ b²;
a² ∙ b² kann auch als (a ∙ b)² geschrieben werden.
Regel 3:
cm² heißt c ∙ m², also ein Hundertstel Quadratmeter.
Ärgerlich nur, dass der hundertste Teil eines Quadratmeters ein Quadratdezimeter ist.
Bei genauer Betrachtung – oder b esser Anhörung – erkennt man, dass dm² nicht „Deziquadratmeter“ ausgesprochen wird, sondern „Quadratdezimeter“. Eine logische Schreibweise wäre demzufolge auch (dm)² :
(1 dm)² =
1 dm ∙ 1 dm =
1/10 m ∙ 1/10 m =
(1/10 ∙ 1/10) m² =
1/100 m²
Ei n Quadratdezimet er ist also ein Zenti-Quadratmeter, ein hunderts tel Quadratmeter. Die Schreibweise für Zenti-Quadratmeter wäre cm² − aber das ist ja die Schreibweise für Quadratzentimeter, und das, ja,… wie denn nun?
Der ganze Schlamassel entsteht dadurch, dass die Einhe iten für Flä che und Volumen teilweise mit Hilfe von Längeneinheiten „zusammengesetzt“ wurden.
Ein Quadratmeter ist die Fläche eines Quadrates mit einer Seiten länge von einem Meter. Ein Quadratdezimeter als nächst kleinere Einheit ist die Fläche eines Quadrates mit einer Seitenlänge von ei nem Dezimeter. Davon passen aber schon 100 in das größere Quad rat, wie man anhand der folgenden Skizze erkennen kann:
Würde man ein Meterquadrat in zehn gleich große Quadrate unter teilen wollen, wäre das wesentlich schwieriger, da zehn im Gegen satz zu 100 keine Quadratzahl ist.
Man erhielte nicht nur gänzlich „krumme“ Seitenlängen, sondern müsste das zehnte Quadrat auch aus dem
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