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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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oder Tartanen, Polaken oder Speronaren tauchten auf der offenen See auf, hielten aber nie auf die Insel zu, um hier anzulegen. Ein großes Handelsschiff oder ein Packetboot einer der Linien, welche diesen großen europäischen See nach allen Richtungen der Windrose durchziehen war hier nie zu sehen.
    Man hätte mit Recht behaupten können, daß Antekirtta an die Grenzen der Erde verbannt worden sei.
    Am 24. Juli kündete der Doctor Peter Bathory an, daß er am folgenden Nachmittage ausgehen dürfte und er bot sich selbst zu seiner Begleitung auf dieser ersten Promenade an.
    »Wenn ich die Kraft habe, auszugehen, Doctor, sagte Peter, so habe ich auch die Kraft, von Ihnen zu hören.
    – Von mir zu hören, Peter? Was meinst Du damit?
    – Ich will sagen, daß Sie meine ganze Lebensgeschichte kennen, ich aber nicht die Ihrige.«
    Der Doctor betrachtete ihn aufmerksam, mehr als Arzt denn als Freund, um zu prüfen, ob es gerathen sein würde, Feuer und Eisen in das gesunde Blut des Kranken zu mischen. Dann setzte er sich zu ihm und sagte:
    »Du sollst meine Geschichte kennen lernen. Peter. Höre zu.«
Zweites Capitel.
Vergangenheit und Gegenwart.
    »Zuerst die Geschichte des Dotors Antekirtt, welche in dem Augenblicke beginnt, in welchem Graf Mathias Sandorf sich in die Wellen der Adria stürzte.
    – Ich ging aus dem Hagel von Kugeln, den mir die letzte Salve der Polizisten nachsandte, heil und unverletzt hervor. Die Nacht war sehr dunkel.
    Man konnte mich nicht sehen. Der Strom trug mich dem Meere zu und ich hätte nicht an das Land zurückgelangen können, selbst wenn ich es gewollt. Ich wollte es auch nicht. Lieber sterben, als aufgegriffen, um nach Pisino zurückgebracht und dort füsilirt zu werden, so dachte ich. Wenn ich unterlag, war Alles zu Ende. Wenn mir meine Rettung gelang, so konnte ich wenigstens für todt gelten. Nichts konnte mich dann mehr in dem Werke der Gerechtigkeit behindern, das zu erfüllen ich dem Grafen Zathmar, Deinem Vater, und mir selbst geschworen hatte… und das ich erfüllen werde.
    – Ein Werk der Gerechtigkeit? fragte Peter, dessen Auge sich bei dem ihm unerwartet kommenden Worte belebte.
    – Ja, Peter, und Du sollst dieses Werk kennen lernen, denn um Dich an demselben Theil nehmen zu lassen, habe ich Dich, todt wie ich selbst es bin, und lebendig, so wie ich es bin, dem Kirchhofe von Ragusa entrissen.«
     

    Das Schiff kam direct auf mich zu. (S. 292.)
     
    Peter Bathory fühlte sich bei diesen Worten an die Zeit vor fünfzehn Jahren erinnert, damals, als sein Vater auf dem Schloßhofe der Festung Pisino fiel.
    »Das ganze Meer, fuhr der Doctor fort, lag bis zur italienischen Küste hin offen vor mir. Ein so guter Schwimmer ich auch war, durfte ich es nicht wagen, es zu durchschneiden. Wenn mir nicht die göttliche Vorsicht zu Hilfe kam, sei es in Gestalt einer Planke oder eines fremdländischen Fahrzeuges, welches mich an Bord nehmen konnte, war ich verloren. Doch wenn man sein Leben zum Opfer bringen muß, wird man auch stark genug, es zu vertheidigen, vorausgesetzt, daß eine Vertheidigung möglich ist.
    – Ich war zuerst wiederholt untergetaucht, um den letzten Flintenschüssen zu entgehen. Als ich sicher war, nicht mehr bemerkt zu werden, hielt ich mich auf der Oberfläche des Meeres und wandte mich der offenen See zu. Meine Kleidungsstücke behinderten mich wenig, denn sie waren sehr leicht und schlossen sich dem Körper an.
    – Es mußte so neunundeinhalb Uhr des Abends sein. Nach meiner Schätzung schwamm ich bereits länger als eine Stunde in einer der Küste entgegengesetzten Richtung; ich entfernte mich jedenfalls von dem Hafen von Rovigno, dessen Feuer ich nach und nach verlöschen sah.
    – Wohin schwamm ich und worauf gründete sich meine Hoffnung? Ich hatte ganz gewiß keine, Peter, aber ich fühlte in mir eine übermenschliche Widerstandskraft, Zähigkeit und einen eben solchen Willen, die mich aufrecht erhielten. Es war nicht mehr mein Leben, das ich zu retten sachte, sondern das Werk der Zukunft. Wenn in diesem Augenblicke eine Fischerbarke vorübergekommen wäre, ich würde sogleich untergetaucht sein, um von ihr nicht bemerkt zu werden. Wie viele Verräther hätte ich nicht noch finden können, die ebenso bereit gewesen wären, gegen eine gute Belohnung mich auszuliefern, wie Carpena den ehrbaren Andrea Ferrato!
    – Gegen Ende der ersten Stunde geschah Folgendes: Ein Fahrzeug tauchte fast plötzlich aus dem Schatten auf. Es kam von der See und hatte alle

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