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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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des Unglaubens geltend.
    »Und doch ist, was der Herr Doctor sagt, vollständig richtig, schaltete Peter Bathory ein, ich selbst habe solch’ ähnliche Erscheinungen beobachtet.
    – Man kann also, fragte der Gouverneur, die Materiellität einer Person durch die Blicke einer zweiten vollständig aufheben?
    – Vollständig, wiederholte der Doctor, bei gewissen Individuen kann man eine so bedeutende Sinnennacht heraufbeschwören, daß sie Salz für Zucker,
     

    Gibraltar.
     
    Milch für Weinessig oder gewöhnliches Wasser für Bitterwasser ansehen und genießen. Im Reiche der Illusionen oder Hallucinationen ist nichts unmöglich, das Gehirn ist jedem Einflusse zu unterwerfen.
     

    Carpena ließ sich vor dem Gouverneur auf die Knie nieder. (S. 428.)
     
    – Ich glaube im Sinne aller meiner Gäste zu sprechen, Herr Doctor Antekirtt, sagte der Gouverneur, wenn ich behaupte, daß man solche Dinge erst glauben kann, wenn man sie gesehen hat.
    – Und dann auch nur schwer, warf einer der Anwesenden ein, der wahrscheinlich sehr mißtrauischer Natur war.
    – Es ist bedauerlich, fuhr der Gouverneur fort, daß Sie nur so kurze Zeit in Ceuta bleiben. Sonst könnten Sie selbst gewiß uns ein solches Experiment zeigen.
    – Gewiß kann ich es, antwortete der Doctor.
    – Vielleicht jetzt gleich?
    – Wenn Sie es wünschen, sofort.
    – Wie also?… Bitte bestimmen Sie nur.
    – Sie haben gewiß nicht vergessen, Herr Gouverneur, begann der Doctor, daß einer der Sträflinge des Präsidio vor drei Tagen auf der Straße nach der Residenz schlafend gefunden wurde und zwar war dieser Schlaf, wie ich Ihnen bereits sagte, magnetischer Natur.
    – Ganz recht, bemerkte der Director der Anstalt, der Mann befindet sich jetzt im Hospital.
    – Sie werden sich erinnern, daß ich es war, der ihn aufweckte, nachdem die Wächter alle möglichen Mittel, ihn aufzumuntern, vergebens angewendet hatten.
    – Richtig.
    – Dieses Geschehniß hat bereits zwischen mir und dem Deportirten… wie hieß er doch gleich?
    – Carpena.
    – Zwischen mir und Carpena ein Band geknüpft, welches ihn vollständig meiner Eingebung unterordnet.
    – Wenn er sich Ihnen gegenüber befindet
    – Nein, auch wenn wir einander nicht sehen.
    – Während Sie hier in unserer Mitte und Jener sich im Hospital befindet? fragte der Gouverneur.
    – Ja, und wenn Sie Befehl geben wollen, diesen Carpena freizulassen, daß man alle Thüren des Hospitals und des Gefängnisses vor ihm öffnet, wissen Sie, was er dann thun wird…
    – Nun, er wird ausrücken,« rief lachend der Gouverneur.
    Sein Lachen wirkte so ansteckend, daß alle Anwesenden einstimmten.
    »Nein, meine Herrschaften, erwiderte der Doctor Antekirtt sehr ernst, dieser Carpena wird erst »ausrücken,« wenn ich es ihm befehle, und er wird nur das thun, was ich ihm zu thun vorschreibe.
    – Und was zum Beispiel?
    – Nun, wenn er das Gefängniß verlassen hat, will ich ihm eingeben, sich auf den Weg zu Ihrer Residenz zu machen, Herr Gouverneur.
    – Hieher zu kommen?
    – Hieher, an diesen Ort, wenn ich es will, und er soll darauf bestehen Sie sprechen zu wollen.
    – Mich?
    – Sie, und wenn Sie darin nichts Unziemliches erblicken, will ich ihm den Gedanken eingeben, Sie für eine andere Persönlichkeit anzusehen… nehmen wir an, für den König Alphons XII.
    – Für seine Majestät den König von Spanien?
    – Ja, Herr Gouverneur, und er soll Sie bitten…
    – Um Gnade?
    – Ja, um Gnade, und, wenn Sie auch darin nichts Unschickliches erblicken, um das Kreuz Isabella’s noch dazu.«
    Ein abermaliges allgemeines Gelächter begleitete die letzten Worte des Doctors.
    »Und der Mann wird wach sein, während er das thut? fragte der Director der Strafanstalt.
    – So wach wie wir selbst.
    – Nein!… Nein! Es ist nicht glaubbar, nicht möglich! rief der Gouverneur.
    – Machen Sie die Probe!… Befehlen Sie, daß man Carpena jede Freiheit des Handelns lasse…. Zur größeren Sicherheit ordnen Sie ein oder zwei Wächter ab, die ihm von fern folgen, wenn er die Anstalt verlassen hat… Er wird Alles thun, was ich sagen werde.
    – Abgemacht, und wann wünschen Sie…
    – Es ist bald acht Uhr, antwortete der Doctor, indem er seine Uhr befragte. Ginge es um neun Uhr?
    – Gewiß, und nach dem Experiment…
    – Nach dem Experiment wird Carpena ruhig in das Hospital zurückkehren und nicht einmal die leiseste Erinnerung an das, was geschehen ist, zurückbehalten. Ich wiederhole Ihnen – und das ist zugleich die

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