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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Bathory, wir danken Dir im Gegentheil, daß Du uns zu Deinen Verbündeten bei diesem patriotischen Werke gemacht hast, welches die Arbeit Deines ganzen Lebens bildete.
    – Wie wir auch im Tode noch Deine Genossen sein werden,« setzte Zathmar kaltblütig hinzu.
    Dann während eines Augenblickes des Schweigens betrachteten alle Drei den düsteren Kerker, in dem sie die letzten Stunden ihres Daseins verbringen sollten. Ein schmales, in einer Höhe von vier bis fünf Fuß in die dicke Mauer des Thurmes eingelassenes Fenster erleuchtete ihn spärlich. Er war mit drei eisernen Bettstellen, einigen Stühlen, einem Tische und mehreren kleinen, an den Wänden befestigten Brettern ausgestattet, auf welchen sich verschiedene Gebrauchsgegenstände vorfanden.
    Während Ladislaus Zathmar und Stephan Bathory sich ihrem Nachdenken überließen, schritt Graf Sandorf in der Zelle auf und ab.
    Ladislaus Zathmar, der allein auf der Welt stand und keinen Familienanhang besaß, brauchte nicht Umschau zu halten. Sein alter Diener Borik war der Einzige, der ihm eine Thräne nachweinen konnte. Anders verhielt es sich mit Stephan Bathory. Sein Tod traf ihn nicht allein. Er hatte Frau und Kind, welche dieser Schicksalsschlag schwer traf. Diese ihm so theuren Wesen konnten den Tod davon haben. Und wenn sie ihn selbst überlebten, welch’ eine Existenz erwartete sie! Welch’ eine Zukunft stand der vermögenslosen Frau mit einem kaum acht Jahre alten Knaben bevor! Hätte Bathory auch Vermögen besessen, wäre es ihm nach diesem Urtheilsspruche noch geblieben, der die Confiscation ihres Vermögens zugleich mit ihrem Tode aussprach?
    Dem Grafen Sandorf stand seine ganze Vergangenheit lebendig vor der Seele. Seine verstorbene Frau schwebte seinen Gedanken vor und sein kaum zwei Jahre altes Kind, das der Sorgfalt des Intendanten zur ferneren Erziehung nun ganz und gar überantwortet war. Er war es gewesen, der seine Freunde ins Verderben gestürzt hatte. Er fragte sich, ob er wohl richtig gehandelt hätte, ob er nicht weiter gegangen wäre, als ihm die Pflicht gegen das Vaterland vorschrieb, da die Strafe außer ihn selbst auch noch Unschuldige traf.
    »Nein, nein! Ich habe nur meine Schuldigkeit gethan, wiederholte er sich des Oefteren. Das Vaterland vor Allem, über Alles!«
    Um fünf Uhr Abends trat ein Wächter in die Zelle und stellte das Mittagbrod der Verurtheilten auf den Tisch; dann entfernte er sich wieder, ohne ein Wort gesprochen zu haben. Mathias Sandorf hätte gern in Erfahrung gebracht, wo er sich befände, in welche Festung man ihn eingekerkert hätte. Hatte schon der Präsident des Kriegsgerichtes diese Frage nicht beantworten zu müssen geglaubt, so war es noch viel weniger anzunehmen, daß der Wächter, den sehr bestimmte Vorschriften banden, darauf antworten würde.
    Die Verurtheilten berührten kaum das ihnen aufgetischte Essen. Sie verbrachten die übrigen Stunden des Tages mit dem Besprechen verschiedener Angelegenheiten und richteten sich an der Hoffnung wieder auf, daß die von ihnen veranlaßte Bewegung eines Tages wieder aufgenommen werden würde. Dann kamen sie zu wiederholten Malen auf die Zwischenfälle bei der Verhandlung zurück.
    »Wir wissen jetzt wenigstens, warum wir verhaftet wurden und daß die Polizei durch jenen Brief Alles entdeckt hat, von dem sie Kenntniß bekam.
    – Ja, zweifellos, Ladislaus, antwortete Graf Sandorf, aber in wessen Hände ist dieses Billet, welches eines der letzten war, die wir bekommen hatten, zuerst gefallen und von wem konnte die Abschrift desselben herrühren?
    – Und, setzte Bathory hinzu, wie ist es möglich gewesen, es ohne Gitter zu entziffern?
    – Das Gitter muß uns also entwendet worden sein, und wäre es auch nur für einen Augenblick gewesen, sagte Sandorf.
    – Gestohlen! Aber von wem? antwortete Ladislaus Zathmar. Am Tage unserer Verhaftung befand es sich noch im Schreibtische in meinem Zimmer, wo es dann auch von den Beamten gefunden worden ist.«
    Man stand vor einem wirklichen Räthsel. Daß das Billet am Halse der es tragenden Taube gefunden und copirt worden war, ehe es seinem Empfänger ins Haus geschickt wurde, daß man das Haus entdeckte, wo dieser Adressat wohnte, das konnte und mußte schließlich als erwiesen angenommen werden. Daß aber die Geheimschrift ohne das Instrument, welches zu ihrer Bildung erforderlich gewesen war, entziffert werden konnte, war unbegreiflich.
    »Und trotzdem, begann Graf Sandorf von Neuem, ist das Billet, wie wir als ganz

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