Mathilda, Mathilda! - Drei wie Wind und Wirbel (German Edition)
entschlossen, mir keine Angst anmerken zu lassen, fasste ich die Taschenlampe mit der rechten Hand und tapste durch die dunkle Scheune. Die andere Hand hielt ich vor mich gestreckt und wollte lieber nicht an all die Spinnenweben denken. Endlich erreichte ich das Scheunentor, zog es auf, huschte um die Scheunenecke und hielt vor Schreck die Luft an. Genau vor mir stand jemand in der Dunkelheit, einen Kopf größer als ich.
»Ich bin’s nur«, sagte Mats Stimme leise. »Entschuldigung, ich wollte dich nicht erschrecken, Mathilda. Ich habe noch eine Runde mit Einstein gedreht und der ist mir eben weggelaufen. Wahrscheinlich ist er hinter einer der Katzen her!«
Ich leuchtete in die Dunkelheit. »Wo ist er nur?«
»Einstein, komm hierhin«, rief Mats in die Nacht.
Wir beide lauschten, hörten aber nichts. Plötzlich stupste etwas gegen meine Knie. Erst quiekte ich vor Schreck, dann leuchtete ich mit meiner Taschenlampe rasch nach unten. Neben mir stand der vermisste Einstein und hechelte vergnügt. »Da ist er ja wieder«, sagte ich, bückte mich und nahm die Hundeleine.
Als ich sie Mats gab, murmelte er: »Danke!«, drehte sich rasch um und verschwand mit Einstein in der Dunkelheit.
Schnell ging ich aufs Klo, dann schob ich das schwere Scheunentor hinter mir zu. Im Schein der Taschenlampen warteten Linn und Philippa hinter der Heumauer auf mich. Ich kroch in meinen Schlafsack, spürte die Wärme und dann zählten wir bis drei. Bei drei schalteten wir drei unsere Taschenlampen aus.
»Hast du eben mit jemandem gesprochen?«, fragte Philippa in die Dunkelheit hinein.
»Ja, Mats war da und suchte euren Hund. Der ist wohl hinter einer Katze hergerannt. «
»Tststs«, machte Linn, »seit wann geht Mats abends mit dem Hund raus? Und seit wann jagt unser Einstein Katzen?«
Philippa kicherte und brachte es dann auf den Punkt: »Seit eben!«
Meine Wangen brannten. Sollte das mit Mats kein Zufall gewesen sein? Hatte er uns etwa belauscht? Es war stockfinster in der Scheune, und ich war froh, dass ich in der Mitte lag. Weiter hinten raschelte etwas und vom Wald hörte ich einen unheimlichen Vogelruf.
Links neben mir raschelte es auch. Das war Linn, die sich umdrehte. »Schlaft schön«, murmelte sie.
Doch das hörte Philippa schon nicht mehr. Sie atmete ganz gleichmäßig und schlief schon tief und fest.
»Ja, träum was Schönes, Linn«, flüsterte ich zurück.
Doch in dieser Nacht träumte ich von Leo, der sein Fahrrad vor unserer Hecke abstellte, um mir voller Sehnsucht entgegenzulaufen und dabei zu rufen: »Mathilda, ich muss dich unbedingt sehen.« Doch als ich Leo entgegenlief, wurde ich leider wach.
Und nicht nur ich! Neben mir saß im Morgengrauen Philippa und rieb sich ihr Bein: »Du trittst aus wie ein Pferd, Mathilda!«, beschwerte sie sich.
Ich aber seufzte nur. Leo schien selbst im Traum ein Traum zu bleiben. Aber vielleicht ändert sich das nächste Woche bei der Beachparty! Irgendwie würde ich es schaffen, ihn einzuladen. Dass musste ich mir noch überlegen. Aber nicht jetzt. Müde zog ich meinen Schlafsack bis zum Kinn hoch und schlief wieder ein.
Pferdeäpfel und Bikinis
A m nächsten Morgen schien wirklich die Sonne. Keine einzige Wolke stand am Himmel. Also liefen Linn und ich nach Hause, ich zog meinen dunkelroten Bikini an, darüber die Shorts und ein altes T-Shirt, und dann machten wir uns gleich nach dem Frühstück mit einer Tube Sonnencreme wieder auf den Weg zum Krone-Hof.
Philippa schuftete schon auf dem Reitplatz. Vor ihr stand eine Schubkarre und sie gabelte Pferdeäpfel auf. Philippa winkte uns zu. »Hi, ihr zwei, ich habe euch schon Mistgabeln mitgebracht!« Sie deutete auf zwei Mistgabeln, die bereits an einer zweiten Schubkarre lehnten.
Ich nickte und fasste den Stil, so als ob ich das schon hundertmal gemacht hatte. Bei Philippa sah es ja ganz einfach aus, die Pferdeäpfel aus dem Sand zu fischen. Aber kaum hatte ich sie aufgeladen, kullerten sie mir immer durch die Rillen der Mistgabel und landeten wieder im Sand. Es war wie verhext.
»Es braucht eine Weile, bis man den Bogen raushat«, sagte Philippa schließlich und drückte mir eine Schaufel in die Hand. »Hier, probier es mal damit!«
Mit der Schaufel erwischte ich zwar die Pferdeäpfel, musste aber auch jedes Mal eine Ladung Sand hochheben. Und mir kam es so vor, als würde die Schaufel von Mal zu Mal schwerer.
Dann fuhr Philippa mit der Schubkarre auf den Misthaufen und kippte dort die eingesammelten Pferdeäpfel
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