Mathilda, Mathilda! - Drei wie Wind und Wirbel (German Edition)
ihr zu. »Hallo, Kleines. Jetzt weiß ich, was mir hier die ganze Zeit gefehlt hat.«
Philippa drehte sich mit dem Rücken zu Vivienne und tat so, als würde sie erbrechen.
Mir war wirklich schlecht. Wieso musste diese eingebildete Kuh ausgerechnet heute hier auftauchen? Und warum konnte sie auch noch auf diesen mörderischen Absätzen so elegant laufen?
Vivienne betrat den Strand und spießte prompt mit ihrem spitzen Absatz einen übrig gebliebenen Pferdeapfel auf. Bei dem Anblick schrie sie entsetzt auf. Sie hob den Fuß an, versuchte, den Pferdeapfel vom Absatz zu schütteln, und verlor dabei das Gleichgewicht. Gar nicht graziös kippte Vivienne vornüber in den strahlend weißen Sand.
»Es geht doch nichts über einen Sandkasten«, sagte Mats neben mir leise. »Meinst du, ich soll ihr etwas Sandspielzeug von uns holen?« Er sah mich ganz ernsthaft an, aber in seinen Augen blitzte es.
Ich stupste Mats an und unterdrückte ein Lachen.
Natürlich halfen Leo und einer seiner Freunde Vivienne auf. Sie hielt sich an Leos Schulter fest, während sie ihre Schuhe auszog. »Ach, so ist es doch besser«, säuselte sie. Barfuß machte sie einen anmutigen Schritt auf Leo zu, zog kurz die Sonnenbrille ab und sah ihm tief in die Augen. »Danke, Leo. Wir sehen uns! Ich muss los.«
Dieses Getue konnte ich keine Minute länger ertragen. Ich wollte auch garantiert nicht wissen, was Vivienne heute noch Wichtiges vorhatte. So rief ich einfach laut über den Crown Beach: »Das erste Beachvolleyballspiel beginnt jetzt!«
Linn nickte und blickte auf ihre Liste. »Mats und Mathilda spielen gegen Leo und Philippa.«
Als ich das hörte, tat es mir fast leid, dass ich zum Spielbeginn gedrängt hatte. Aber nun war es zu spät. Mats und ich stellten uns in unser Spielfeld. Leo zog sich sein T-Shirt aus und warf es lässig zur Seite. Er stellte sich gegenüber von mir auf. Und – wie soll ich sagen? – es war wirklich eine tolle ›Aussicht‹. Irgendwie konnte ich gar nicht woanders hinsehen.
Linn pfiff das Spiel an.
Leo warf den Ball hoch in die Luft und holte aus zu einem Aufschlag. Was dann passiert ist, weiß ich nicht mehr so genau. Aber der Ball muss mit voller Wucht gegen meinen Kopf geknallt sein. Jedenfalls saß ich plötzlich mitten im Sand und mir brummte der Kopf.
Mats war sofort neben mir. »Mathilda!«, rief er und sah mich sehr besorgt an. »Es geht schon«, murmelte ich. Dann sprang Mats auf und brüllte Leo an: »Bist du eigentlich bescheuert, dass du ihr den Ball mit voller Wucht vor den Kopf schlägst?« Leo zuckte jedoch nur mit den Schultern.
Auch Philippa kniete sich neben mich in den Sand. »Mathilda, kannst du aufstehen?«, fragte sie und half mir auf.
»Ja!«, sagte ich. Als ich stand, war ich so wütend, dass ich nur eines wollte. »Können wir jetzt weiterspielen?«, rief ich.
Mats und Philippa sahen mich verwundert an. »Willst du nicht lieber ein Spiel aussetzen? Setz dich etwas in den Schatten, das ist besser.«
»NEIN!« In mir brodelte es vor Wut. Mats ging auf seine Position. Philippa lief ins gegnerische Spielfeld.
Linn pfiff das Spiel wieder an.
Mats bewegte sich in dem Sand sehr geschickt, und er nahm Bälle an, die ich nie gekriegt hätte. Aber er stellte sie mir so zu, dass ich sie bekam, und zu meiner Überraschung schmetterte ich einige davon ins gegnerische Feld. Er rief mir ganz knapp zu: »Deiner« oder »Hab ich« und nutzte blitzschnell jede Lücke aus, die es auf der anderen Seite gab.
Dann war das Spiel zu Ende. Ich war völlig k.o., aber zufrieden. Ohne Leo anzusehen, ging ich vom Platz.
Mats setzte sich vor der Scheune in den Schatten. Erst zögerte ich. Aber dann ging ich einfach zu ihm, setzte mich neben ihn und lehnte meinen Rücken an die Scheunenwand. Die Steine waren schön kühl. Einen Moment lang sagten wir beide nichts.
Dann nahm ich meinen ganzen Mut zusammen. »Ich war so blöd!«
»Wenn einer blöd ist, dann ist es dieser Leo. Wie kann der dir den Ball vor den Kopf knallen …« Mats klang immer noch wütend.
»Zumindest sehe ich jetzt ziemlich klar«, sagte ich leise. Mats sagte nichts. Er lehnte seinen Kopf gegen die Scheunenwand und schloss die Augen. Eine Weile saßen wir beide still da, dann murmelte Mats: »Siehst du noch unsere Vivienne irgendwo?«
Ich blickte über den Crown Beach, aber konnte sie nirgends entdecken und schüttelte den Kopf.
»Na, dann hat sie wohl doch die Sandförmchen vermisst.« Mats grinste mich an und stand auf. »Komm, wir
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