Mathilda, Mathilda! - Drei wie Wind und Wirbel (German Edition)
murmelte ich und schlüpfte in Mats’ Jacke. Die war innen ganz weich und schön warm. Ich zog den Reißverschluss zu und auf einmal war ich wieder so durcheinander. Denn die Jacke roch so nach Mats. Ich meine, wirklich gut.
Hinter uns öffnete sich die Haustür. Jan Bressan trug nun Jeans und ein Poloshirt. »Na, dann kommt mal rein«, sagte er. Bei Jan im Haus sieht es fast aus wie bei uns, überall viele Bücher.
Leider konnte er uns die Haarbüschel nicht mehr zeigen, weil er dort schon gestaubsaugt hatte. Aber er zeigte uns die Stelle, wo sie gelegen hatten. Es war interessant, dass es die Oberkante der Sessellehne war. Dort liegt Kralle bei uns zu Hause auch immer gerne. Ebenso wie in den oberen Regalfächern.
Als Jan das hörte, stellte er sich auf einen Stuhl und schaute extra dort oben nach. Aber dort saß kein Kralle.
Ich rief und lockte Kralle. Aber er kam nicht. Das hatte nichts zu bedeuten, immerhin kam unser Kater nur, wenn er es wollte.
»Ist bei Ihnen kein Aufschnitt verschwunden?«, fragte ich. Den liebte Kralle über alles. Er pirschte sich stets so geschickt an, dass wir ihn höchst selten bei seinen Raubzügen erwischten.
Jan sah mich überrascht an. »Ich bin mir nicht sicher, aber heute Morgen ging das Telefon und als ich wiederkam, war mein belegtes Brot nicht mehr belegt. Oder ich hatte es noch nicht belegt? Das weiß ich leider nicht mehr so genau.« Er fuhr sich durch die Haare. »Auf alle Fälle werde ich genau aufpassen, ob ich hier einen blinden Passagier an Bord habe.« Er lächelte Mats und mich an.
Und auch wenn dieser Jan etwas vergesslich war, das glaubte ich ihm sofort.
Jan brachte Mats und mich zur Tür. Es war nun schon fast ganz dunkel.
»Sollen wir eine Abkürzung nehmen?«, fragte Mats. »Wenn wir am Rand der Obstplantage von Jupp entlanglaufen, kommen wir genau bei uns im Garten aus.«
»Klar«, sagte ich.
Mats zögerte einen Moment. »Da ist es nur etwas dunkler als auf der Straße.« Er sah mich fragend an.
»Na und?« Ich würde mich doch nicht von einem dunklen Weg am Rand der Obstplantage abschrecken lassen. Was sollte schon dabei sein? Erst letztens waren Linn, Philippa und ich auf der anderen Seite durch die Obstplantagen gerannt. Allerdings am Nachmittag und bei Sonnenschein. Jedenfalls würde ich mir vor Mats keine Angst anmerken lassen.
»Da geht es lang«, sagte Mats, und wir liefen hintereinander über einen schmalen Pfad, gleich hinter dem Grundstück von Jan Bressan. Auf der einen Seite stand eine hohe Hecke, deren Zweige weit auf den Weg hinausragten. Sie strichen durch meine Haare. Obwohl ich ja wusste, dass es nur Zweige waren, bekam ich trotzdem eine Gänsehaut.
Mats lief vor mir einen kleinen Hang hinauf. Oben blieb er stehen.
Von hier oben blickte ich auf das nächtliche Köln. In der Ferne sah ich den angestrahlten Kölner Dom, den Fernsehturm und den Rest der Stadt wie ein funkelndes Lichtermeer. »Das ist ja…« Mir fehlten die Worte. Aber etwas war neu. Mir fehlte Köln nicht mehr so. Und irgendwie war ich genau da, wo ich sein wollte.
Nun ging es den Hang hinunter. »Los!«, rief ich, streckte die Arme aus und rannte neben Mats den Hang hinunter. Vor uns lagen schwarz und unheimlich Tausende von Obstbäumen. Es war nur ein kurzes Stück entlang der Obstplantage, trotzdem war ich froh, dass Mats neben mir war. Denn manche der Zweige bewegten sich und das gab so ein fieses, kratzendes Geräusch.
Dann hatten wir den Garten von den Quentins erreicht. Mats fasste meinen Arm. »Pass auf, auf unserer Wiese liegt überall Sandspielzeug und so was rum.«
»Was ist mit den Enten?«
Mats lachte leise. »Bis jetzt habe ich die noch nie mit den Sandförmchen erwischt.«
»Bis jetzt!«
Vorsichtig gingen wir nebeneinander über die dunkle Wiese. Über uns der weite Nachthimmel. Und auf einmal sah ich eine Sternschnuppe.
»Mats, hast du das gesehen? Da war eine Sternschnuppe. Bestimmt!«
Im Dunkeln schüttelte Mats den Kopf. »Nein, habe ich nicht gesehen. »Schade!« Seine Stimme klang fast enttäuscht. Oder bildete ich mir das nur ein?
»Wieso schade?«
»Kennst du das nicht, Mathilda? Wenn man eine Sternschnuppe sieht, darf man sich etwas wünschen.«
»Wir warten noch fünf Minuten, ja. Vielleicht sehen wir ja noch eine.« Bislang hatte ich Sternschnuppen nur im Planetarium gesehen. Ich wollte unbedingt noch eine ›in echt‹ sehen.
Mats und ich setzten uns auf den Sandkastenrand und schauten zum Himmel. Mir war es in seiner Jacke
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