Mathilda, Mathilda! - Drei wie Zimt und Zucker: Band 3 (German Edition)
Philippa und Linn ganz ruhig.
Aber dann hörte ich es wieder: »Nei, nei«, kam es vom anderen Ende des Dachbodens. Das war Mats! Er sprach im Schlaf, aber ganz undeutlich. »Ma, nei«, stöhnte er. Dann drehte er sich um, sein Schlafsack raschelte und dann wurde es still. Außer regelmäßigem Atmen war nichts mehr zu hören.
Nur ich war hellwach. Was hatte Mats damit bloß gemeint?, überlegte ich. ›Nei‹ hieß bestimmt ›nein‹ und ›Ma‹ könnte der Anfang meines Namens sein. Ob ihm immer noch unser Sturz und mein Nasenbluten zu schaffen machte? Eines wusste ich in diesem Moment genau: Ich wollte auf keinen Fall für Mats ein Albtraum sein! Gleich nach dem Frühstück würde ich mit ihm sprechen. Das machte ich dann auch.
Zum Glück sah der Küchenplan vor, dass Mats und ich gemeinsam spülten. Das war die Gelegenheit! Mats stand schweigend neben mir und trocknete das Geschirr ab. Er sah mich nicht an, dafür aber umso mehr jeden einzelnen Teller und jede einzelne Tasse, die er schweigend abtrocknete. Wahrscheinlich schämte er sich immer noch. Und das, obwohl er von mir mit einer Ladung Schnee überzogen worden war. Das war ja nicht zum Aushalten!
Ich ließ eine Tasse mitsamt der Spülbürste ins Spülwasser sinken und drehte mich zu Mats um. »Hey, es gibt jetzt genau zwei Möglichkeiten.« Ich blickte ihn an. »Entweder wir haben hier eine super Zeit oder es wird eine Scheiß-Zeit. Für welche Möglichkeit entscheidest du dich, hmmmm?«, und grinste Mats an.
Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht und in dem Moment hätte ich ihn am liebsten umarmt. Aber das ging ja schlecht. »Also, was ist Ihre Antwort?«, fragte ich wie die Fernsehmoderatorin einer blödsinnigen Quizshow, in der man von vornherein weiß, was die richtige Antwort ist.
Mats grinste und nur, weil ich ihn so gerne weiter grinsen sehen wollte, setzte ich noch einen drauf. »Überlegen Sie es sich gut, denn der Hauptpreis ist …« Ich biss mir auf die Unterlippe und erschrak über meinen eigenen Mut. Was sollte nur der Hauptpreis sein? Etwa ein Kuss? Aber das ging höchstens zu Silvester, jetzt aber auf gar keinen Fall. Immerhin war Mats mit Saskia zusammen und ich mit Scott.
»Was genau war der Hauptpreis?«, fragte Mats und sah mich auf diese ganz bestimmt Art an, die alles in mir zum Flattern bringt. Zum ersten Mal in meinem Leben fiel mir eine schlagfertige Antwort ein, als ich sie brauchte. »Das hier!«, rief ich, während ich mit einer Hand in den Schaum des Spülbeckens griff und Mats blitzschnell einen Schaumbart verpasste. »Der Hauptpreis ist ein schicker Schnurrbart, wie ihn die Robbe trägt«, kicherte ich. »Davon träumst du schon ewig, gib es zu!«
»Stimmt und ich weiß, wovon du träumst«, Mats schlang blitzschnell seinen linken Arm um meine Taille, damit ich nicht flüchten konnte (und ehrlich gesagt, das wollte ich auch gar nicht, denn es fühlte sich viel zu gut an), während er mit der rechten Hand ins Spülwasser langte und mir einen dicken Schaum-Vollbart verpasste. Wir sahen uns an und brachen in Gelächter aus. Wir konnten gar nicht mehr aufhören zu lachen, was sofort Emmi und Cara anlockte. Die beiden wollten unbedingt auch Schnurrbärte und sogar wilde Augenbrauen wie ein Yeti aus Schaum. An diesem Morgen war alles in mir leicht wie Schaum. Aber das Dumme an Schaum ist, dass er so schnell zusammenfällt.
Vielleicht lag es auch daran, dass am Silvesterabend um kurz vor zwölf mein Handy piepte. Scott hatte mir eine SMS geschickt, extra aus Amerika. Er hatte sogar an die Zeitverschiebung gedacht, das war so süß von ihm.
ICH WÜNSCHE DIR EIN TOLLES NEUES JAHR , MINDY SCHICKT DIR EIN HECHELN . BIG HUG SCOTT .
Wie so oft brachte mich Scott zum Lächeln, als ich mir seinen kleinen Hund vorstellte. Doch als ich an den big hug, die dicke Umarmung, dachte, brannten meine Wangen und ich wurde ganz verlegen. Auf einmal spürte ich einen Blick, wie eine Berührung. Als ich aufsah, blickte ich genau in Mats’ Augen, der mir an dem Tisch gegenübersaß. Er sah unheimlich ernst aus und stand so hastig auf, dass er mit dem Kopf gegen die Lampe über dem Tisch stieß. Wir saßen im pendelnden Lichtschein, während Mats zum Küchenschrank hinüber ging, wo er die Wunderkerzen herausholte. »Noch fünf Minuten bis Mitternacht«, sagte er knapp.
Sofort sprangen alle auf, um möglichst viele warme Sachen übereinander anzuziehen und zueinander passende Handschuhe zusammenzufinden, damit wir das neue Jahr
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