Mathilda, Mathilda! - Drei wie Zimt und Zucker: Band 3 (German Edition)
draußen im Schnee begrüßen konnten. Ich war als Letzte fertig, denn nur bei dem Gedanken an das, was vielleicht gleich passieren würde, wurden meine Finger so zittrig, dass ich endlos brauchte, um meine Schneeboots zuzuschnüren und die Handschuhe anzuziehen. Die zog ich dann draußen gleich wieder aus, denn wir zündeten die Wunderkerzen an. Inmitten der dunklen Nacht warfen sie helle Lichtschimmer auf jedes Gesicht. Dann gab es Geschrei, weil Cara sich an der verglühten Wunderkerze die Finger verbrannt hatte. Ihre Eltern kühlten den verletzten Finger mit Schnee, was eine Weile dauerte – und als wir dann auf die Uhr schauten, war das neue Jahr schon da.
Philippa und Linn umarmten mich, wir legten uns die Arme auf die Schultern, hopsten auf der Stelle und riefen immer wieder: »Frohes neues Jahr!«, bis Emmi an meiner Jacke zog und rief: »Ich auch!« So bückte ich mich und nahm sie auf meinen Arm. Linn und Philippa fassten ihre Hände und so hüpften wir mit ihr in unserer Mitte weiter. Und mein Herz hüpfte auch, als ich sah, dass Mats an dem Türpfosten der Hütte lehnte. Ich wollte zu ihm gehen, aber eine verweinte Cara stand vor mir. Andächtig sagte sie: »Mathilda, du bist und bleibst meine große Freundin!« Ich bückte mich zu ihr und sie schlang ihre Arme so stürmisch um meinen Hals, dass ich fast nach hinten in den Schnee gekippt wäre. Viel hätte nicht gefehlt und ich hätte geweint, so gerührt war ich. Oder vielleicht lag es auch daran, dass ich gar nicht wusste, wie ich Mats ein frohes neues Jahr wünschen sollte.
Aber das musste ohnehin noch warten. Denn als Nächstes zogen seine Eltern mich an sich und riefen, wie schön es sei, dass wir nach Krähwinkel gezogen seien. Auch da kämpfte ich mit den Tränen. Nun blieb nur noch Mats. Aber wo war er? Er stand etwas abseits von der Hütte. Wollte er vielleicht allein sein? Sollte ich zu ihm gehen oder nicht? Alles erschien mir falsch.
»Mats, hast du schon Mathilda ein frohes neues Jahr gewünscht?«, rief Frau Quentin und ich war ihr so dankbar für die Hilfe. Mats drehte sich um und kam auf mich zu. Und damit er nicht der einzige war, ging ich auch auf ihn zu. Der Schnee knirschte bei jedem Schritt und mit jedem Schritt schlug mein Herz schneller. Wir blieben voreinander stehen, eine Armlänge Abstand. Das war der Moment, auf den ich so endlos lange gewartet hatte. Doch plötzlich war ich wie gelähmt.
»Tja, also …«, Mats’ Stimme klang rau. Er kam etwas näher, ich hielt den Atem an. »Alles Gute! Ähm, ich meine, frohes neues Jahr!«
»Ja, dir auch«, flüsterte ich heiser und sah, dass sein Arm sich bewegte. Jetzt, jetzt!, nimmt er mich in den Arm, dachte ich und machte wie von selbst einen kleinen Schritt auf ihn zu. Doch Mats machte etwas anderes. Er klopfte mir auf die Schulter. Wie einem Kumpel. Und darauf hatte ich so lange gewartet!?
Ich war mehr als enttäuscht, so tieftraurig … nein, es gibt gar kein Wort für dieses Gefühl. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich meine Gefühle abgestellt, so wie man eine Lampe ausschaltet. Aus. Denn es tat zu weh. Ich war für Mats nur ein Kumpel – aber er war für mich so viel mehr.
Neues Jahr, neuer Stress
D as neue Jahr begann ziemlich spät. Also, ich meine natürlich, als wir gegen Mittag ausgeschlafen und mit unseren Taschenlampen in der Hand nacheinander die steile Leiter vom Dachboden hinunterkletterten. Durch die Fenster im Wohnraum fiel das Sonnenlicht. Winzige Staubteilchen tanzten im Licht. Nur oben im Matratzenlager war es immer stockdunkel. Damit ich meine Taschenlampe nicht wieder irgendwo vergaß, steckte ich sie in die Tasche meiner Fleecejacke. Erst gestern hatte ich sie ewig gesucht.
Zu acht setzten wir uns zum Brunch auf die Eckbank und saßen dort noch faul um den Tisch, als wirklich niemand mehr einen Bissen essen konnte. Plötzlich legte Frau Quentin ihre Hände auf den Babybauch. »Autsch«, rief sie. »So wie das Baby jetzt schon springt, übt es Korbleger. Ich sage euch, das wird wahrscheinlich auch ein Basketballer.« Sie lächelte Mats an, der demonstrativ auf seinen Frühstücksteller blickte.
»Also ich hätte lieber ein Pony«, wandte Cara ein.
Philippa schmunzelte. »Aber das kannst du doch bei mir besuchen kommen.«
»Ganz genau«, stimmte Herr Quentin zu. »Also ich glaube ja, wir bekommen noch ein Mädchen. Wer sagt dir denn, dass es keine Tanzbewegung war, hm?« Er warf seiner Frau einen liebevollen Blick zu. Ob meine Eltern sich auch so
Weitere Kostenlose Bücher