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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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hi- oh.«
    »Genau. Oh- hi- oh.«
    »Schon mal high gewesen?«
    »Einmal. In San Diego. Die Sister da hatte Marihuana.«
    »Der Scheiß ist schlecht für die Schwarzen.«
    »Was ich so höre, ist es schlecht für jeden.« Jackson seufzte, als er sechs Monate zurück in die Vergangenheit schaute und nichts als die kleine dunkle Wohnung sah, die abgefahrene rote Lavalampe, ein schwarzes Licht, das das verschwommene Bild eines Mädchens in einem Paisley-Sari hellgrün schimmern ließ – und Kyella. Mein Gott. Die süße Kyella Weed. Er kehrte zum Krieg zurück. »Macht allerdings irgendwie Spaß.«
    »Ja, das ist genau das Problem. Die Scheißbriten haben mit Opium Millionen Chinesen versklavt.«
    »Ich hab den Scheiß von keinem Briten gekriegt. Sondern von einem Brother.«
    »Ja, ja. Solche Brothers tun uns nicht gut. Sie tun uns nicht gut. Die Muslims, die mögen keine Drogen. Und sie haben recht. Drogen versklaven Millionen von Chinesen und den roten Mann auch.«
    »China, ich hab keine Lust, über Politik zu reden. Ich bin müde, und ich muss mit leerem Magen in einem Krieg kämpfen.«
    »Stimmt genau. In einem Krieg gegen Menschen mit brauner Haut. James Rado sagt, Wehrpflicht heißt, dass weiße Menschen schwarze Menschen gegen gelbe Menschen kämpfen lassen, um das Land zu schützen, das sie von roten Menschen gestohlen haben. Kein Schwarzer sollte gezwungen werden, zur Verteidigung eines rassistischen Staates zu kämpfen. Das ist Artikel sechs des Zehn-Punkte-Programms der Black Panther.«
    »Was tun denn deine Terroristenfreunde in Oakland Gutes, außer mit Bücherschreiben Geld verdienen? Seele auf Eis. Scheiße. Ich seh hier keine tapferen Panther.«
    »Das ist es ja gerade. Die sind nicht hier und führen den Krieg der Weißen.«
    Jackson verlor die Geduld. Er hasste es, in Situationen gebracht zu werden, denen er nicht entrinnen konnte. »Die führen aber auch nicht den Krieg der Schwarzen. Den führen sie ganz bestimmt nicht. Die machen bloß Ärger. Genau wie du. Ich kann deinen Scheiß nicht brauchen, China. Ich kann ihn nicht brauchen.« Jackson hielt inne. »Weißt du, wer die Leute sind, die wirklich den Krieg der Schwarzen führen? Ich sag dir, wer. Zum Beispiel das kleine Mädchen, das in Little Rock in die Schule geht, ein schönes Kleid anhat und sich vor Angst fast einscheißt. Eine Knarre hat sie keine, aber das Bild von ihr, wie sie zwischen Federal Marshals zur Schule geht, hat Herzen bewegt. Oder die College-Jungs, die ermordet werden, weil sie Leute aufgefordert haben, sich als Wähler registrieren zu lassen. Ja, weiße College-Jungs. Oder Leute wie Mose Wright.« Er hielt inne. »Ich wette, du hast keine Ahnung von Mose Wright, stimmt’s, Mr Black History?«
    China warf verärgert die Arme hoch. »Okay. Du bist der Prediger. Erzähl’s mir. Wer ist Mose Wright?«
    »Schon mal von Emmett Till gehört?«
    »Was glaubst du denn?«
    »Ja. Ich war sieben, und hab dieses aufgequollene Gesicht mit dem raushängenden Auge im Ebony gesehen und nie, nie wieder vergessen. Aber ich wohn nicht in Mississippi. Du wohnst nicht in Mississippi. Mose Wright, das ist Emmett Tills Onkel, und der wohnt in Mississippi, wo sie dich mit abgeschnittenen Eiern an einem Baum aufhängen und dich mit einem Ventilator als Gewicht an deinem schwarzen Hals tot in den Fluss schmeißen. Wenn du gegen die Scheiße in Mississippi den Mund aufmachst, bist du so gut wie tot. Aber Mose Wright, keine Bildung, kein Geld, kein gar nichts außer jede Menge Mut, der geht zu dem Prozess gegen die Motherfucker, die Emmett Till umgebracht haben, obwohl das ’ne abgekartete Sache war, und er sagt: ›Die da!‹ und zeigt mit dem Finger auf die Killer. Mitten in diesem komplett weißen Gerichtssaal. ›Die da!‹ Obwohl er weiß, dass sie als Nächstes hinter ihm her sein werden, und er ist ganz allein, und keine Polizei hilft ihm.«
    »Ja, Scheiße, Mann.« China wurde vorübergehend zum Schweigen gebracht. Dann schoss er zurück. »Aber die beiden Chucks, die sind davongekommen. Die laufen heute noch frei rum. Die machen sogar Geld damit, dass sie davon erzählen. Die erzählen einer weißen Zeitschrift, dass sie’s waren, und das wird im ganzen Land gedruckt, und sie kommen trotzdem davon.«
    »Stimmt. Aber diesmal weiß jeder Bescheid und durchschaut das Ganze. Diesmal hat in diesem Scheißgerichtssaal das Licht der Wahrheit geleuchtet. Im ganzen Scheißland hat’s geleuchtet. Und warum? Warum diesmal? Wegen diesem kleinen

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