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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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unfair.
    In die Gegenwart zurückgeholt wurde er, als ihm ein aschgrauer Schäferhund mit merkwürdig rötlichen Ohren auffiel, der japsend im Morast lag und ihn mit erhobenem Kopf anstarrte. Der Hundeführer, ein schlaksiger Marine mit einem üppigen, herabhängenden Schnurrbart, der dem eines keltischen Kriegers aus alter Zeit glich, schlief neben dem Hund, einen Buschhut über die Augen gezogen. Die anderen aus der Befehlsstandsgruppe – der immer nur FAC -Mann genannte Forward Air Controller, der Senior Squid, Sheller, und der Artilleriebeobachter, Daniels – saßen beieinander und aßen C-Rationen, nahe genug, um mitzukriegen, was die Actuals besprachen, aber weit genug weg, um zu zeigen, dass sie nicht dazugehörten.
    »Na schön, fangen wir an«, sagte Hawke. »Die Wettervorhersage ist beschissen.« Hawke hielt inne. »Mal wieder.« Alles lachte. »Wir wissen immer noch nicht, was die Alpha- und die Charlie-Kompanie im Busch eigentlich machen oder wann Delta und wir mit ihnen tauschen sollen. Ihr habt wahrscheinlich alle gehört, dass Alpha vier Coors gehabt hat.« Coors war der Funkcode für Tote. »Namen weiß ich noch keine. Es heißt, es hat sie beim Überqueren eines Flusses erwischt.« Hawke blätterte in einem hosentaschengroßen Notizbuch mit festem grünem Einband, während er zügig weitermachte. »Bis jetzt noch nichts über Urlaubskontingente. Wer hat morgen Palastwache? Ich bin fast in Abfall erstickt, als der Wind gestern Nachmittag aufgefrischt hat.«
    Kendall hob die Hand.
    »Okay, Kendall. Räumen Sie da auf. Sonst kriegen wir Ratten.« Hawke blickte zum Himmel auf, die Augen zum Schutz gegen den Nieselregen zusammengekniffen. »Korrektur: Noch mehr Ratten. Ist schon die reinste Rattenrennbahn da oben.« Er schaute in sein Notizbuch, das er sich dicht vor seinen feuchten Pullover hielt. »Wie ich höre, will sich das Bataillon hier oben einrichten, sobald die Jungs mit den dicken Rohren da sind, also seht zu, dass alle rasiert sind und sauber aussehen, bevor die hier aufkreuzen und ein großes Geschrei machen.«
    Goodwins Platoon Sergeant, Ridlow, explodierte. »Scheiße, wenn die mal ein bisschen Wasser einfliegen könnten, würden wir uns vielleicht eher waschen.« Seine raue Stimme verebbte zu einem Gemurre darüber, wie beschissen es war, wenn man in einem beschissenen Monsun ständig zu wenig Wasser hatte, und wie scheißbeschissen dieses Scheißland überhaupt war. Er spuckte auf den Boden und wischte sich mit dem Rücken seiner riesigen Pratze über den Bartwuchs einer Woche. Die andere Hand lag auf seiner Hüfte, neben seiner 44 er Smith & Wesson Magnum. Als er und Goodwin einander vorgestellt worden waren, hatte dieser als Erstes gefragt, ob er sie mal sehen dürfe; die beiden hatten sich auf Anhieb verstanden.
    Hawke schaute zum Himmel auf und ließ Ridlow schimpfen. »Gut«, sagte er schließlich, »wenn es dazu keine sachdienlichen Kommentare mehr gibt, dann wäre es das von meiner Seite. Ach so, gebt eure Bedarfslisten bei Gunny Cassidy ab, damit wir ein bisschen Nachschub kriegen, wenn die Vögel anfangen, die Geschützbatterie ranzuschaffen. Gunny Cassidy?«
    »Nichts, Sir«, sagte Cassidy. »Nur den Personalbestand brauche ich noch von jedem, bevor Sie gehen.«
    »Senior Squid?«, fragte Hawke.
    »Äh, nein, Sir. Achtet einfach drauf, dass die Sanis der Züge ihren medizinischen Bedarf mit auf eure Listen setzen, damit ich die Sanitätsstation des Bataillons auffordern kann, sie dem Hubschrauber mitzugeben.«
    Bass schnaubte. »Das machen die doch automatisch.«
    Sheller sah Bass an und presste fest die Lippen zusammen. In dem Moment des Zögerns schalte sich Hawke ein. »Okay, irgendwelche Beschwerden, Klagen, Wehwehchen, Anregungen oder dringende Bitten, bevor der Skipper geht?«
    »Mallory verlangt schon wieder ein Gespräch mit dem Kompaniechef«, sagte Bass. »Er sagt, er hat Kopfschmerzen, die nicht weggehen, und die Squids verarschen ihn nur, weil sie ihn nicht aus dem Busch rauslassen.«
    »Wenn der Wichser diese verdammte Dschungelmusik nicht so laut spielen würde, täte ihm auch der Kopf nicht weh«, grollte Cassidy.
    »Das mit der Musik ist Jackson«, sagte Bass. »Von meiner Herde. Das ist ein guter Marine.« Cassidy sah Bass unverwandt an, und Bass schaute ebenso unverwandt zurück. Cassidy sagte nichts weiter, aber sein fast unmerkliches Nicken besagte: Wenn Sie das sagen, Sergeant Bass, dann ist es so. Mellas, dessen Antenne ausgefahren war, wusste sofort,

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