Matterhorn
»Goodwin?«
»Ja, Jack?« Angesichts der Selbstverständlichkeit, mit der Goodwin den Kompaniechef mit Jack anredete, zuckte Mellas leicht zusammen, zumal dieser gar nicht so hieß. Falls es Fitch aufgefallen war, ließ er sich nichts anmerken.
»Ich will eins von Ihren Baseball-Teams auf dem südlichen Ausläufer. Dann arbeiten Sie sich durch die Rinne zwischen dort und dem östlichen Kamm hoch. Auf dem Rückweg überprüfen Sie den abgestürzten Vogel auf dem Helicopter Hill. Sehen Sie nach, ob Nagoolian da rumgeschnüffelt hat. Die anderen beiden Zugführer können ihre Red Dogs hinschicken, wo sie wollen«, sagte er unter Verwendung des Funkkürzels für Spähtrupps von Gruppengröße.
Schwer atmend platzte Fredrickson in die Runde. »Er fängt zu schreien an. Lindsey hat ihm ein Hemd in den Mund gestopft. In ein paar Minuten ist es garantiert so laut, dass es sich nicht mehr unterdrücken lässt. Wir müssen schneiden.«
Mellas sah Fitch und dann Sheller an, dessen Kehlkopf unter dem Doppelkinn kräftig arbeitete. Sheller rieb die Hände aneinander, wie um sie aufzuwärmen. Fitch stülpte die Unterlippe vor und fixierte ihn mit unnachgiebigem Blick.
»Es muss sein, Jim«, sagte Hawke ruhig.
Fitch nickte, den Blick immer noch auf den Senior Squid gerichtet. »Wie fühlen Sie sich, Sheller?« Dass der Senior Squid mit seinem Namen angeredet wurde, überraschte Mellas.
»Ich habe keinen Katheter, Skipper, und wenn ich versuche, ihm was in die Harnröhre zu schieben, um den Blutegel rauszupulen, richte ich bloß eine Riesensauerei an. Das Einzige, was mir einfällt, ist, von unten in den Penis einzuschneiden. Zwei Einschnitte. Man kann sehen, wo die Harnröhre direkt hinter dem Blutegel angeschwollen ist. Schnitt eins erfolgt zwischen dort und der Blase, um den Druck zu verringern. Ich würde versuchen, ihn klein zu halten. Dann ein Stück Infusionsschlauch reinstecken, damit der Schnitt offen bleibt und der Urin abfließen kann, bis wir Fisher rausschaffen können.« Sheller wühlte in seinen Taschen und brachte ein frisch abgeschnittenes Stück Infusionsschlauch zum Vorschein. »Das muss ich sterilisieren, und ich brauche zum Arbeiten Platz auf dem Boden, Sir. Ich kann es mit Bacitracin einfetten, damit ich es besser in den Schnitt einführen kann.«
»So viel zu Schnitt eins«, sagte Fitch.
»Ja. Okay.« Sheller schluckte. »Schnitt zwei. Ich würde in den Blutegel einschneiden, um ihn ausbluten zu lassen und zu töten. Wir wollen nicht, dass er noch weiter raufkriecht.« Er blickte in die schweigende Runde, während ihm aufging, dass die ganze Verantwortung bei ihm lag. »Ich mache es zusammen mit Fredrickson. Fisher wird sich wohler fühlen, wenn er es mit einem Squid zu tun hat, an den er gewöhnt ist.«
Hawke trug einen grimmig zufriedenen Gesichtsausdruck. Bass sah mit ungerührter Miene abwechselnd Sheller und den Skipper an.
»Okay, Squid. Legen Sie los.« Fitchs Ton war forsch, ohne einen Anflug von Zweifel. Er wandte sich an Hawke. »Ted, gehen Sie rauf und sagen Sie den Jungs dort, sie sollen Fisher hier runterschaffen.«
Sheller entfernte sich und kroch ohne ein weiteres Wort in den Unterschlupf des Befehlsstands. Er fing an, ihn auszuräumen. Die anderen, außer Mellas, Fitch, Hawke und Cassidy, kehrten in ihre Stellungen zurück.
Mit der hundertprozentigen Alarmbereitschaft, die bei jeder Abend- und Morgendämmerung eintrat, wurde es auf dem gesamten Berg still. Mellas sah zu, wie Fredrickson und Lindsey mit Fisher redeten, während sie ihn auf einer Trage, die aus einem zwischen zwei Ästen gespannten Poncho bestand, von der Landezone wegschafften. Plötzlich schrie Fisher auf, und Lindsey fluchte leise. Hawke, der neben der Trage herging, erstickte Fishers Schrei rasch, indem er ihm die Hand auf den Mund legte. Mellas, der es für das Beste hielt, nichts zu sagen, schloss sich ihnen an.
Beim Befehlsstand angekommen, zogen sie Fisher in den kleinen Unterschlupf. Sheller war damit beschäftigt, seine Instrumente zurechtzulegen und Kerzen anzuzünden. Fredrickson zog Fisher die schmutzige Hose aus und legte sie sorgfältig zusammen. Draußen kauerten die beiden Funker neben ihrer Ausrüstung, während Fitch versuchte, den Eingang abzudichten, damit kein Licht nach draußen drang. Hawke und Cassidy saßen auf dem Boden und unterhielten sich leise.
Drinnen sah Doc Fredrickson Sheller an, dessen Kinn unter dem Fett leicht zitterte. Fisher wand sich vor Schmerzen und versuchte, nicht zu
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